Das Gemälde "Fischerboot und Schlepper an stürmischer Küste" von Georg Sommer (1848-1917) © picture alliance / akg-images | akg-images
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AUDIO: Sagenhafter Norden: Von wilden Meermännern, Geistern und Co. (4 Min)

Sagenhafter Norden: Von wilden Meermännern, Geistern & Co.

Stand: 13.11.2023 13:13 Uhr

In Norddeutschland gibt es viele Sagengestalten und Legenden, die heute kaum noch jemand kennt. Oder haben Sie schon mal von Ekke Nekkepenn, der Schwarzen Grete und den Unterirdischen gehört?

von Kerry Rügemer

Tief unter der Erde, da leben die Unterirdischen, die "Önnerärske" oder "Önnerkänkissen" im Friesischen. Einst waren sie ganz normale Kinder - aber dank ihrer Mutter versanken sie im Erdreich, so erzählt man sich.

Christus wandelte einmal auf der Erde und kam zu einem Haus, darinnen eine Frau mit ihren zehn Kindern lebte: fünf schöne und fünf hässliche. Weil sie sich für die Hässlichen schämte, versteckte sie sie im Keller und behauptete gegenüber Christus, sie habe nur die fünf hübschen Kinder. Christus legte die Hände auf die fünf Kinder, segnete sie und sprach: Was drunten ist, soll drunten bleiben, was oben ist, soll oben bleiben. Als Christus weg war, lief die Frau in den Keller, ihre hässlichen Kinder herauszulassen, aber da waren sie verschwunden. Aus ihnen ist das Geschlecht der Unterirdischen entstanden.  aus Ludwig Bechstein (Hrsg.): "Deutsches Sagenbuch"

Unterirdischer Deal? Pures Gold!  

Manchmal bitten sie irdische Hebammen um Hilfe für ihre Frauen unter der Erde und belohnen sie scheinbar gering dafür: mit Sand, Asche, Kohlen, Erbsen, Laub. Meist werfen die Frauen es aber weg, dabei verwandelt sich das scheinbar Unnütze in pures Gold!

Ein eher unangenehmer Genosse, das ist Ekke Nekkepenn, der zumindest auf den friesischen Inseln auch heute noch recht bekannt ist. Er ist ein Meermann, lebt mit seiner Frau Rahn auf dem Grund der Nordsee und ärgert die Seemänner mit Stürmen. Bei den Syltern ist Ekke Nekkepenn allerdings als ein garstiges Rumpelstilzchen gefürchtet.

Als Ekkes Frau Rahn alt war, beschloss der Meermann, sich ein junges Weib zu nehmen. Die junge Kapitänstochter Inge von Rantum gefiel ihm: Er steckte ihr goldene Ringe um die Finger und um den Hals, ohne dass sie es wollte. Sie bettelte, dass er sie freilassen möge. Ekke war einverstanden unter der Voraussetzung, dass sie seinen Namen herausfinden sollte. aus der Sage "Inge von Rantum", erzählt nach Christian Peter Hansen

"Ich heiße Ekke Nekkepenn …" 

Niemand kannte den jedoch. Die verzweifelte Inge hörte aber einen Gesang von der Insel Hörnum, der aus einem Berg kam.

Ich heiße Ekke Nekkepenn,
meine Braut ist Inge von Rantum
und das weiß niemand als ich allein.  aus der Sage "Inge von Rantum", erzählt nach Christian Peter Hansen

So konnte sie sich vor Ekke retten, der seitdem wütend auf die Sylter ist und deshalb auch immer wieder Teile der Inselküste im Meer versenkt.  

Die Schwarze Grete: Frau eines Dänen-Königs als Vorbild 

Oft gehen Märchen, Legenden und Sagen auf wahre Menschen zurück. So gibt es die Geschichte der Schwarzen Grete. Sie soll auf die Frau des dänischen Königs Christoph des Ersten im 13. Jahrhunderts zurückgehen. Weil sie eigensinnig und sehr stark gewesen sein soll und obendrein mit dem Teufel im Bunde, wurde sie nach ihrem Tod zum Geist.

Zwei arme Fischer warfen die ganze Nacht lang ihre Netze aus, die aber leer blieben. Traurig ruderten die beiden nach Hause, als ihnen ein schwarz gekleideter Geist begegnete: die Schwarze Grete. Sie forderte die Fischer auf, ihre Netze erneut auszuwerfen, denn dann würden sie reich belohnt werden. Den kostbarsten Fisch sollten sie aber zurück ins Wasser werfen. Tatsächlich fingen die Fischer so viele Fische, dass ihre Netze zu reißen drohten. Einer der Fische hatte Schuppen aus Gold, Flossen aus Smaragd und war mit Perlen verziert. aus Ludwig Bechstein (Hrsg.): "Deutsches Sagenbuch"

Schatz im Netz reißt Fischer in die Tiefe

Doch der eine Fischer versteckte den wertvollen Fang unter den anderen Fischen. Kaum hatte er das getan, begannen auch die anderen Fische golden und glänzend zu werden. Das Boot mitsamt dem gierigen Fischer sank unter der Last der Fische in die Tiefe.

In allen Regionen Norddeutschlands gibt es ganz eigene Geschichten von guten, bösen und manchmal arg wunderlichen Wesen. Und wer genau hinhört und -sieht, der kann vielleicht auch heute noch den frechen Ekke Nekkepenn beim stürmischen Wellenauftürmen im Meer erkennen!

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Wo? Heinrich-Schliemann-Museum, Lindenallee 1, 17219 Ankershagen
Wann? 10. November 2023 bis März 2024
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag 10 bis 16 Uhr, Montag und Dienstag geschlossen

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