Projekt: Zwei Ukrainerinnen vernetzen Geflüchtete in Hamburg
Unter dem Motto "Zusammenkommen" versuchen Natalya Stupka und Mariia Vorotilina geflüchteten ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern zu helfen. Drei Treffen haben sie seit Mai auf die Beine gestellt.
Natalya Stupka und Mariia Vorotilina kommen ursprünglich aus der Ukraine und wohnen schon seit einigen Jahren in Hamburg. Natalya arbeitet aktuell in der Hamburger Künstleragentur "Kaderschmiede" und studiert parallel Kunstgeschichte. Mariia arbeitet in der Kommunikationsabteilung von Kampnagel.
"Natalya und ich versuchen, einen Ort für die Vernetzung von geflüchteten Kulturschaffenden zu kreieren, damit sie die hamburgische Kulturszene kennenlernen können. Wir versuchen auch, Community-Arbeit zu machen, damit die Menschen einander kennenlernen können", erklärt Mariia.
Treffen für Kunstschaffende aus der Ukraine
Drei Treffen haben sie seit Mai auf die Beine gestellt. Zum ersten kamen schon fast 130 Menschen. Mittlerweile sind fast 160 Musikerinnen, Tänzerinnen, Designer, Bildende Künstlerinnen und Kunstschaffende im Alter zwischen 17 bis Mitte 40 vernetzt. "Es sind mehr Jüngere als Ältere, aber eigentlich ist das schon gemischt", sagt Natalya. "Die Treffen heißen 'Zusammenkommen', einmal auf Ukrainisch, einmal auf Deutsch - das ist eigentlich die Kernidee."
Entstanden ist die Idee kurz nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar. Freunde und Freundinnen aus der Ukraine haben die beiden angesprochen und gesagt: "Unsere Freund*innen sind gerade in Hamburg - vielleicht könnt ihr ihnen etwas in Hamburg zeigen, vielleicht wollt ihr sie kennenlernen", berichtet Mariia.
Über Facebook-Gruppen, sogar über das Konsulat haben sie Infos zu den Treffen verschickt. Schnell wurde klar: Es geht um Hilfe im Alltag, um Unterstützung bei Behördengängen, um Informationen über Fördermöglichkeiten von Kulturprojekten. Eines ist gleich nach dem ersten Treffen entstanden, im Sommer: Da wurde ein leeres Ladenlokal in Eppendorf zu einer Bühne, mit Ausstellungen, Tanz, Lesungen und Workshops. Manche der vernetzten Kreativen suchen auch nach Wohnungen.
Weihnachtsbesuch bei der Familie in der Ukraine
Das Projekt wird in diesem Jahr von der Hamburgischen Kulturstiftung gefördert. Einige Geflüchtete besuchen über die Feiertage ihre Heimat, selbst wenn die ukrainischen Behörden davon abraten. Auch Natalya fährt zu ihrer Mutter und Großmutter nach Lwiw, Mariia nach Kiew, zu ihrer Mutter und ihrem Bruder. "Es macht mir ein bisschen Angst, weil es nicht sehr einfach ist, in ein Kriegsgebiet zur reisen", gibt Mariia zu. "Auf der anderen Seite freue ich mich, meine Familie zu sehen, weil ich meine Neffen schon seit einem Jahr nicht gesehen habe. Es ist mehr Freude als Angst."
Beide sagen: Die Wirklichkeit vor Ort zu erleben, tue ihnen gut, die Realität beruhige sie. Auch hier in Hamburg möchten sie für Zusammenhalt, für etwas Ruhe sorgen, das sei gerade sehr wichtig. "Deswegen versuchen wir, das nächste Treffen auch ein klein wenig weihnachtlich zu gestalten: Wir werden Borschtsch machen, eine ukrainische Rote-Beete-Suppe", sagt Natalya Stupka. "Vegan!", fügt Mariia Vorotilina hinzu. (lachen)
"Zusammenkommen" ist die Devise, auch beim Gemüseschneiden. Gerade vor Weihnachten, fern von zuhause: "Die Menschen brauchen Kontakt zu anderen Menschen (...), damit sie wissen, dass sie nicht allein hier in Hamburg sind", betont Mariia.