Pro-Contra: Sollte es eine Einkommensgrenze für das Elterngeld geben?
Bundesfamilienministerin Lisa Paus will künftig beim Elterngeld für Gutverdienende sparen. Diese sollen dann keinen Anspruch mehr auf diese Leistung haben.
Die ARD Korrespondentinnen Nina Amin und Eva Huber sind in dieser Angelegenheit unterschiedlicher Meinung. Während Nina Amin den Plan der Familienministerin befürwortet, hält ihn Eva Huber für nicht gerecht.
Pro: Wenn Eltern mehr verdienen, dann können sie das auch wuppen
Von Nina Amin
Kinder sind das Wertvollste, was unser Land hat. Die Bundesregierung sollte alles unternehmen, damit Eltern ihrem Nachwuchs einen guten Start ins Leben bieten können. Dazu gehören gute Kitas, gute Schulen, aber auch genug Geld, um sorgenfrei die ersten Jahre mit dem Kind zu genießen. Aber: Wenn Eltern zusammen mehr als 150.000 Euro im Jahr verdienen, dann können sie das auch wuppen. Die meisten Eltern in Deutschland verdienen deutlich weniger. Viel wichtiger ist es, Familien mit wenig Geld mehr zu unterstützen. Damit alle Kinder in unserem reichen Land endlich gleiche Startchancen bekommen.
Ich glaube auch nicht, dass eine niedrigere Einkommensgrenze beim Elterngeld die Gleichstellung von jungen berufstätigen Eltern gefährdet, wie die FDP argumentiert. Denn sich gleichberechtigt um Kinder und später Jugendliche kümmern, ist mehr als zwei Monate bezahlte Elternzeit für den Vater. Gleichberechtigung bei der Kindererziehung bedeutet, ständig auf Abruf zu sein, sich zu kümmern, wenn das Kind krank ist, Geburtstagsgeschenke zu besorgen, regelmäßig an Elternabenden teilzunehmen und vieles mehr. Und das - tut mir leid, liebe Väter - bleibt immer noch größtenteils an den Müttern hängen. Elterngeld hin oder her.
Contra: Ein Rückschritt für die Gleichberechtigung
Von Eva Huber
Ja, mehr als 150.000 Euro als Paar - das ist wohlhabend. Aber das heißt nicht, dass alle diese Paare den Wegfall des Elterngelds einfach so wegstecken, ohne Einbußen zu merken. Gerade wenn beide ähnlich verdienen, dann fällt mit einem Kind erstmal die Hälfte des Einkommens weg. In einer teuren Stadt, wie München, Berlin, Düsseldorf, ist das ein Einschnitt und das gilt es anzuerkennen. Dann kann man der Meinung sein, dass sie trotzdem noch so viel verdienen und dass sie das stemmen und ertragen müssen. Ich finde: nein. Denn es ist nicht gerecht. Beim Elterngeld geht es nicht darum, wer mehr Lasten unserer Gesellschaft stemmt - das regeln wir über Steuern. Sondern das Elterngeld soll dabei unterstützen, Kinder zu bekommen. Es ist eine gesellschaftspolitische Maßnahme, von der Paare, die mehr als die Mittelschicht verdienen, nicht ausgeschlossen werden sollten.
Und das Elterngeld soll für mehr Gleichberechtigung sorgen. Deshalb ist es auch ein Rückschritt für die Gleichberechtigung, denn es geht nicht um die zwei Vätermonate. Paare, die gleich gut verdienen, straft die Entscheidung ab. Und im anderen Fall, wenn das Einkommen sehr unterschiedlich ist: Gerade wenn die Frau deutlich weniger verdient und deshalb wahrscheinlich eher die ganze Elternzeit übernimmt, dann hat sie mit dem Elterngeld noch ein eigenes Einkommen, das sie in die Beziehung einbringt. Oder zum Beispiel damit für ihre Rente vorsorgt. Sie ist nicht komplett abhängig vom gut verdienenden Mann. Diesen Frauen zu sagen, dass sie das nicht mehr bekommen, weil ihre Männer zu viel verdienen, das finde ich nicht fair.