Persisches Neujahrsfest Nouruz steht im Zeichen der Proteste
Nouruz - auf Deutsch "neuer Tag" - heißt das Neujahrsfest, das zum Frühlingsbeginn vor allem bei persischsprachigen Menschen weltweit gefeiert wird. In diesem Jahr steht das Ganze wegen der Proteste im Iran unter anderen Vorzeichen. Ein Besuch bei einer Deutsch-Iranerin.
Eine gemütliche Altbauwohnung mit Blick ins Grüne: Perserteppiche, orientalische Dekos und der Duft von Schwarzem Tee. Es sind Dinge, die Sholeh an ihre Heimat erinnern. Vor 33 Jahren kam die Iranerin nach Deutschland. Besonders jetzt an Nouruz, dem persischen Neujahrsfest, werden Heimatgefühle besonders lebendig. "Als ich nach Deutschland kam, habe ich Nouruz jedes Jahr wie im Iran gefeiert", erzählt sie. "Vorher muss man natürlich viele Vorbereitungen treffen." Zum Beispiel den Frühjahrsputz, die vielen Einkäufe, und das Schmücken der traditionellen Nouruz-Tafel Haft sin: Ein Tisch gedeckt mit Speisen, die Segen, Gesundheit und Fröhlichkeit symbolisieren. Doch mit der Fröhlichkeit ist es nicht ganz leicht in diesem Jahr. Besonders, wenn Sholeh an die Familien denkt, deren Kinder bei den jüngsten Protesten im Iran in ihrem Kampf um Freiheit und Menschenrechte von Einsatzkräften erschossen wurden. "Man ist traurig und hat Mitgefühl, denn sie trauern um ihre Kinder", sagt sie. "Man kann natürlich nicht so einfach sagen: Ok, ich feiere. Wir feiern auch nicht so wie jedes Jahr. Die Familie kommt zusammen und wir beten, dass es bald, sehr bald besser wird."
Seit Monaten liegen die Nerven blank
So wie Sholeh geht es den meisten Iranerinnen und Iranern. Seit Monaten liegen bei Ihnen die Nerven blank. Die Frage, ob es angesichts der Lage im Iran in Ordnung ist, Feste zu feiern, ist nicht neu. Beispielsweise sind viele Konzerte abgesagt worden, aus Mitgefühl für die zahlreichen Opfer der brutal niedergeschlagenen Proteste. Andere finden wiederum, dass Veranstaltungen erst recht stattfinden sollten, um den Menschen eine Stimme zu geben. "Ich verstehe beide Seiten", sagt Sholeh. "Aber ich denke, wenn zum Beispiel in einem Konzert der Sänger mit dem ganzen Publikum demonstriert gegen die Diktatur, dann werden es viele hören. Besonders im Ausland."
Große Solidarität unter Exil-Iranern in Deutschland
Es gibt eine große Solidarität unter Exil-Iranern in Deutschland - auch an Nouruz. Aber wie sieht das Fest unter den Menschen im Iran selbst aus? "Sie feiern die Tradition Nouruz, weil sie lebendig bleiben muss", erzählt Sholeh. "Aber sie gehen zum Beispiel auch zu den Familien, die ihre Kinder verloren haben, oder deren Kinder in Haft sind. Sie zeigen Mitgefühl. Meine Cousine hat es auch gemacht, obwohl es in der Schule ihrer Tochter Giftgasattacken gab. Meine Familie und Freunde schreiben, dass sie auch zu diesen Familien, die Kinder verloren haben, gegangen sind und mit ihnen getrauert haben."