Die Sopranistin Maria Callas singt am 5. Juni 1963 auf der Bühne des Theaters de Champs Elysees in Paris. Am Pult steht Maestro Georges Prêtre. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Jean-Jacques Levy Foto: Jean-Jacques Levy

Maria Callas in der ARD Mediathek: "Hier singt die echte Diva"

Stand: 05.02.2025 15:01 Uhr

In dieser Woche kommt "Maria", ein Film über die letzten Wochen im Leben der Operndiva, in die Kinos. Angelina Jolie schlüpft in die Rolle der Sängerin. Die "echte" Callas gibt es in der ARD Mediathek zu entdecken.

Maria Callas gilt als Opern- Ikone, Jahrhundertsängerin, die bis heute Vorbild für Gesangsstudentinnen ist. Der aktuelle Film "Maria" mit Angelina Jolie setzt ihr ein weiteres Denkmal. Grund genug mal wieder auf ihr musikalisches Erbe zu schauen. Gelegenheit gibt es dazu in der ARD Mediathek. Christoph Bungartz gibt hier auf NDR Kultur regelmäßig Tipps zur Klassischen Musik in der Mediathek.

Christoph, was kann man jetzt dort von der Callas, die 1923 in New York als Maria Anna Cecilia Sofia Kalogeropoulou zu Welt kam, entdecken?

Christoph Bungartz: Die Mediathek ist wirklich eine Schatzkiste, vor allem wenn man ein bisschen tiefer wühlt als nur auf der ersten Seite. In der Klassik-Ecke haben die Kolleginnen und Kollegen einige alte Schwarz-Weiß-Clips zusammengestellt. Es sind vor allem Arien, die sie 1962 gesungen hat - mit dem NDR Symphonieorchester, wie es damals, lange vor dem Bau der Elbphilharmonie ja noch hieß.

1962 ist sie 39 und ein Weltstar. An einem Operngala-Abend singt sie berühmte Partien von Verdi, Bizet und Massenet. Aus dem Don Carlos und Ernani, aus Carmen und aus Le Cid von Massenet. Das Publikum ist hingerissen und feiert sie. Am Pult stand damals der große französische Dirigent Georges Prêtre.

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Die Sopranistin Maria Callas singt am 5. Juni 1963 auf der Bühne des Theaters de Champs Elysees in Paris. Am Pult steht Maestro Georges Prêtre. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Jean-Jacques Levy Foto: Jean-Jacques Levy

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Wenn man die Aufnahmen hört und die alten Bilder sieht: Fasziniert die Callas heute noch?

Bungartz: Ja, unbedingt. Man sagt ja gern, in der Opernwelt gibt es eine Zeit vor Callas und eine Zeit nach Callas – sie hat eine neue Ära eingeläutet. Zum Beispiel bei Bizets Carmen. Die berühmte Ouvertüre und dann der Ohrwurm, die Habanera. Während der Ouvertüre zeigt die Kamera ganz lange Maria Callas und man kann förmlich zusehen, wie sie sich in die Musik versenkt, wie sie Anlauf nimmt zu ihrer Arie, minimale Mimik, mal ein Blick auf die oberen Ränge im Saal, große Konzentration. Und dann beginnt die Arie und die Energie bricht aus ihr hervor – mit starkem Gesichtsausdruck, mit Gesten - obwohl es ja keine Operninszenierung, sondern eine konzertante Aufführung ist. Aber alles mit einer ungeheuren Beherrschtheit und Grandezza – hochemotional und doch unnahbar. Aber dann,  nach dem letzten Ton: ein ganz frohes erleichtertes Lachen. Da ist sie plötzlich kein bisschen Diva mehr. Naja, und dass sie eine ganz unverkennbare großartige Stimme hat, das muss nun nicht mehr durch ein Schwarz-Weiß-Video bewiesen werden.

Gibt’s in der Mediathek nur Arien von ihr? Sie war ja damals auch ein Star der Hochglanzmagazine – eine echte Diva eben.

Bungartz: Neben den schönen Arien aus dem NDR Archiv sind in der Mediathek auch Interviews zu finden und die typischen Bilder vom Flughafen, wenn sie die Gangway runterkommt. Zum Beispiel 1959 in Berlin. Sie steigt aus einer PanAm Maschine und der Fernsehreporter ist ganz beeindruckt, wie wenig Aufhebens sie da in diesem Medienrummel von sich selber macht. Ein mittelbekanntes Filmsternchen hätte sicher einen viel eitleren Auftritt serviert, sagt er.  Aber er bemerkt auch süffisant: heute singt sie in Berlin, morgen Scheidungstermin in Mailand, nächste Woche Auftritt in Texas. Tja, Jetset der 50er und 60er Jahre. – In Interviews ist sie immer sehr höflich, aber sie sagt auch mal mit einem melancholischen Blick, als Künstler könne man nie ganz glücklich sein, man sei doch immer unzufrieden, mit dem, was man tut.

Die Fragen stellte Andrea Wilke.

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