Giora Feidman: "Aussöhnung zwischen Juden und Deutschland ist einzigartig"
Der jüdische Klarinettist Giora Feidman hat die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Die Aussöhnung der Deutschen und Juden in den letzten 80 Jahren sei so einzigartig und bemerkenswert, dass er sich als Zeichen der tiefen Verbundenheit zwischen dem jüdischen Volk und Deutschland zu diesem Schritt entschieden habe.
"Nach intensiven Überlegungen habe ich beschlossen, als Zeichen der tiefen Verbundenheit zwischen dem jüdischen Volk und Deutschland die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. Diese Entscheidung ist nicht nur persönlicher Natur, sondern symbolisiert meine Überzeugung, dass wir die Verantwortung tragen, Brücken der Freundschaft und Verständigung zwischen unseren Nationen zu errichten und zu festigen." So heißt es in einem offiziellen Statement von Giora Feidman von dieser Woche.
Der bekannte jüdische Musiker - mittlerweile 88 Jahre alt mit einer riesigen Fan-Gemeinde in Deutschland - hat nun also - neben dem israelischen, dem argentinischen und dem US-amerikanischen - auch einen deutschen Pass. Auf die Frage, welche Botschaft er damit transportieren möchte, antwortet Giora Feidman, dass er die Aussöhnung der Deutschen und Juden in den letzten 80 Jahren so einzigartig und bemerkenswert fände, dass das für ihn nur ein konsequenter Schritt sei. "Die Versöhnung zwischen Deutschen und Juden ist das großartigste Beispiel für Menschlichkeit auf dem Planeten", sagte Feidman im Interview mit NDR Kultur.
Giora Feidman: "Rassismus ist eine Krankheit"
Giora Feidman umarmt die Deutschen, wie er sagt. Dafür steht symbolisch, dass er die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt und jetzt bekommen hat. Er lebt auch schon seit längerem in Teilen hier in Deutschland, in Hamburg - sein anderer Wohnsitz ist Tel-Aviv. Natürlich nimmt er wahr, dass es in Deutschland einen zunehmenden Antisemitismus gibt, auch einen immensen Rechtsruck. Dazu hat er eine explizite Meinung: Rassismus sei eine Krankheit, so der Klarinettist. Die Tatsache, dass Deutschland und die Juden nach ihrer schrecklichen Geschichte wieder zusammengerückt seien, sei das Ergebnis von guter Bildung, und das sei genau das, was jetzt gesellschaftlich an erster Stelle stehen müsse. Kunst sei eine ungeheure Kraft, was Bildung betrifft.
Feidman auf Tour in Buxtehude und Flensburg
Mit seinem aktuellen Programm "Revolution of Love" ist der 88-Jährige momentan auf Tour. Am 26.September ist er damit auch im Norden, in Buxtehude zu erleben, einen Tag später in Flensburg. Für ihn ist es besonders schön, dass er dieses Programm, an dem er zwei Jahre gefeilt hat, nun genau dann in Deutschland präsentieren kann, wo er nun gerade deutscher Staatsbürger geworden ist.