Kein Elbjazz 2025: Veranstalter Karsten Jahnke im Gespräch
Die Leitung des Elbjazz-Festivals hat bekanntgegeben, dass die Veranstaltung 2025 eine Pause einlegen wird. Es sei nicht gelungen, einen der Jazz-Headliner zu buchen, so Karsten Jahnke, einer der Veranstalter, im Gespräch.
"Das ist doch kein Jazz!" So haben einige erboste Besucher und Besucherinnen in Social-Media-Portalen gewütet, nachdem sie das Elbjazz-Festival im Hamburger Hafen im vergangenen Juni besucht hatten. Denn dort gab es neben Jazz diverse Musik zu hören: ein bisschen Hip-Hop, Rock, Elektronik - eine große Bandbreite an Musik. Gleichzeitig waren viele junge Besucher begeistert. Nun hat die Festivalleitung bekannt gegeben, dass das Elbjazz 2025 eine Pause machen will. Man brauche mehr Zeit für die Neuausrichtung.
Herr Jahnke, wie fanden Sie als Jazz-Fan und Kenner der Festivallandschaft das Elbjazz 2024?
Karsten Jahnke: Ich war überrascht über die Qualität der Pop-Gruppen, aber insgesamt natürlich enttäuscht, weil ich nunmal Jazz-Liebhaber und nicht Pop-Liebhaber bin. Eine Band wie BadBadNotGood kann auf jedem Festival der Erde spielen, die machen einfach gute Musik - aber wir müssen das Feedback unserer Gäste ernst nehmen, die eindeutig mehr Jazz haben wollen. Das ist der Grund der Verschiebung, weil es uns nicht gelungen ist, für 2025 Jazz-Headliner zu buchen. Deshalb haben wir uns entschieden, bevor man irgendetwas Halbseidenes macht, doch lieber zu verschieben, um für 2026 genügend Zeit zu haben.
Das heißt, die Kritik am Line-Up ist für Sie nachvollziehbar?
Jahnke: Sie ist absolut nachvollziehbar, ja.
Das Publikum hat sich stark verjüngt, und auch die Besucherzahlen waren mit 22.500 gut. Was sind die Gründe fürs Aussetzen im kommenden Jahr?
Jahnke: Der Hauptgrund ist: Es ist uns nicht gelungen, einen der Jazz-Headliner zu buchen; die stehen nicht zur Verfügung. Außerdem sind die Produktionskosten im Hafen in den letzten zwei Jahren um circa 40 Prozent gestiegen. Auf der einen Seite haben wir dieses wunderschöne Ambiente, und auf der anderen Seite hat man höhere Produktionskosten als sonst wo.
Wer sind denn die Jazz-Hardliner, die Sie gern oben aufs Plakat geschrieben hätten?
Jahnke: Mein alter Freund Herbie Hancock, Brad Mehldau, Jacob Collier, Snarky Puppy, Joshua Redman und diverse.
Woran liegt das, dass die nicht zu kriegen sind?
Jahnke: Weil die anderweitig gebucht sind. Es ist leider so, dass viele von denen schon zwei, drei Jahre im Voraus gebucht werden.
Welche Rolle spielt da auch das Stichwort "Gebietsschutz"? Gibt es das auch bei Ihren Festivals, dass zum Beispiel Künstler gebucht werden und Verträge unterschreiben müssen, in denen steht, dass sie in dem Zeitraum nicht bei einem ähnlichen Festival in kurzer Entfernung auftreten dürfen?
Jahnke: Es gibt ja gar kein ähnliches Festival hier in der Nähe. Insofern ist das eigentlich normal, dass man, wenn man bei einem Festival gebucht ist, nicht im gleichen Jahr im gleichen Land auftritt.
Würden Sie sagen, dass es ein grundsätzliches Problem mit diesen großen Namen ist, nicht nur im Jazz, sondern auch bei anderen Festivals? Sind die vielleicht einfach zu teuer?
Jahnke: Das ist auf dem Jazz-Sektor nicht der Fall. Sie können ja nicht kommen, wenn sie schon anderweitig verpflichtet sind.
Sie haben also die Hoffnung, diese großen Namen dann übernächstes Jahr buchen zu können?
Jahnke: Da haben wir nicht nur die Hoffnung, da sind wir uns sicher.
Der Jazz ist per se ein sehr breites Genre, und es ist auch klar, dass nicht alle alles mögen - das Problem gibt es genauso bei einem Montreux-Line-Up wie beim Elbjazz. Aber kann der Jazz als Genre-Etikett überhaupt funktionieren?
Jahnke: Ich mache ja diese erfolgreiche Serie "JazzNight", und da feiern wir gerade 25-jähriges Jubiläum. Das hat bewiesen, dass man mit gutem Jazz auch Säle füllt.
Träumen Sie doch mal in die Zukunft: Wie wird das Elbjazz 2026 werden?
Jahnke: Das größte Talent zurzeit, was ich in den letzten Jahren kennengelernt habe, ist Jacob Collier, den wir in diesem Jahr in der Wilhelmsburger Halle präsentieren. Der wäre ideal. Herbie Hancock ist seit 50-60 Jahren auf dem Markt und ist immer noch top. Und dann gibt es auch einige wunderbare Sängerinnen. Ich glaube, wir werden ein richtiges Spitzenprogramm zusammenkriegen.
Das Gespräch führte Anna Novák.