Fachtagung der Deutschen Islam Konferenz 2023 im Bundesinnenministerium in Berlin. © picture alliance / epd-bild Foto: Christian Ditsch
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AUDIO: Islam Konferenz: Dialog über Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit (5 Min)

Islam Konferenz: Dialog über Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit

Stand: 21.11.2023 18:22 Uhr

Der Kampf gegen Antisemitismus und gegen Feindlichkeit gegenüber Muslimen - das sind die Themen auf der Deutschen Islam Konferenz, zu der am Dienstag Innenministerin Nancy Faeser in Berlin eingeladen hat. Ein Gespräch mit der ARD-Korrespondentin Eva Huber.

Das Thema ist auch insbesondere die gegenseitige Verhärtung, das Unverständnis im Zuge der Ereignisse seit dem 7. Oktober. Ein wichtiges Ziel der Tagung ist, in den Dialog zu kommen.

Frau Huber, Innenministerin Nancy Faeser und Altbundespräsident Christian Wulff haben mit den Islamverbänden über die Kritik gesprochen, dass sie den Terror der Hamas nach dem 7. Oktober nicht entschieden genug verurteilt hätten. Was war da der Tenor?

Eva Huber: Die Innenministerin fordert von den großen Islamverbänden ein klares Bekenntnis, dass sie sich laut und deutlich gegen den Antisemitismus aussprechen und auch den Terrorangriff der Hamas noch einmal deutlich verurteilen. Das war etwas, was sie in ihrer Rede sehr stark betont hat. Aus Sicht von Faeser muss das sichtbarer werden, als es im Moment noch ist. Und zwar da, wo viele Muslime es sehen und hören, im Freitagsgebet, in den Gemeinden, auch in den sozialen Netzwerken.

Christian Wulff fordert, dass sich die Muslime an einer Stelle ein bisschen ehrlich machen, nämlich da, wo es um die Wurzeln des muslimischen Judenhasses in der Geschichte des Islam geht. Dieser sei da tief verwurzelt, sagt Wulff. In manchen Ländern sei er teilweise auch fester Bestandteil der Erziehung. Dieser Geschichte und dieser Wahrheit müssten sich die Muslime stellen.

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Wo sieht man da die Aufgabe bei den Moscheegemeinden?

Huber: Ich denke vor allem darin, dass diese Moscheegemeinden zumindest einen Teil der Muslime in Deutschland repräsentieren und dass sie da eine starke Stimme sind, dass sie sich nicht nur in Stellungnahmen dazu äußern oder Synagogen besuchen, sondern dass sie sich sehr stark und immer wieder dazu positionieren. Sehr viel konkreter sind sie an dieser Stelle nicht geworden. Diese Islamverbände, die viele Moscheen unter sich vereinen, vertreten trotzdem nur 20 bis 25 Prozent der Muslime in Deutschland. Die Frage ist also: Mit wem spricht man, und wer erreicht wie viele?

Es gab wieder Meldungen, dass auch Moscheegemeinden Anfeindungen erfahren. Es sind zum Beispiel Briefe mit Exkrementen verschickt worden. Wie will die Politik darauf reagieren?

Huber: Ich glaube, das fragen sich viele Muslime gerade auch. Wenn es wirklich Straftaten sind, dann erfasst das die Polizei, und dann kann ich mir vorstellen, dass Innenministerin Faeser an der Stelle sagen würde, dass man das verfolgen würde. Bei den Anfeindungen und der Verunsicherung, die die Muslime spüren, fragen sich viele Muslime auch im Moment: Was tut die Politik? Sie fühlen sich da eher alleingelassen. Faeser selber spricht Muslimfeindlichkeit in ihrer Rede auch an und sie warnt davor, dass Muslime unter Generalverdacht gestellt werden. Sie warnt auch davor, dass jetzt Antisemitismus-Vorwürfe instrumentalisiert werden könnten, um Feindseligkeit gegen Muslime zu schüren. Ich sehe es aber momentan eher als Appell und als Stimme.

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Wir beobachten gerade im politischen Populismus und auch in Social Media die erstaunlichste Koalitionen. Kann man da diesen Kampf gegen Antisemitismus und Feindlichkeit gegenüber Muslimen überhaupt zusammen denken?

Huber: An vielen Stellen in den Reden stand das schon nebeneinander: Es wurde über Antisemitismus geredet und dann auch über Muslimfeindlichkeit. Es gibt aber auch Aussagen, etwa von einer Muslima, die eine liberale Moschee in Berlin gegründet hat, die sagt: 'Das hängt zusammen; wenn gegen eine Minderheit gehetzt wird, gegen Juden, dann bist du als Muslim wahrscheinlich der nächste, gegen den auch gehetzt wird.' Zu erkennen, dass sich diese Hetze wahrscheinlich nicht nur auf eine Gruppe konzentriert, das wäre ein Punkt, wo manche auch eine Verbindung sehen.

Die Islam Konferenz ist seit ihrer Gründung 2006 schon mehrfach in die Kritik geraten. Manchmal stand das Format sogar schon auf der Kippe. Welchen Eindruck haben Sie heute?

Huber: Ich glaube, das ist schon eine sehr herausfordernde Zeit ist, eine schwierige Stimmung, eine schwierige Lage. Das zeigt auch, dass im Grunde ursprünglich eigentlich vor allem über Muslimfeindlichkeit gesprochen werden sollte. Da gab es auch einen Bericht aus dem Sommer, über den diskutiert werden sollte - und dann kam die Terrorattacke und das Thema Antisemitismus noch als wichtiges Thema auf die Tagesordnung. Da wird jetzt diskutiert werden müssen. Die Frage ist auch: Mit wem spricht man? Da hören wir vor allem von liberalen Muslimen immer wieder die Kritik: Ihr spricht vor allem mit den konservativen Islamverbänden, von denen ein paar starke Verbindungen zum Beispiel in die Türkei und zu Erdogan haben. Die repräsentierten gar nicht alle und man stellt die Forderung, es müsste viel mehr mit anderen aus der Community gesprochen werden.

Das Interview führte Mischa Kreiskott.

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