Im Goldrausch: In der Schmuckwerkstatt von Johanna Ressel
Die 33-Jährige hat sich vor sieben Jahren in der Nähe von Lübeck als Goldschmiedin selbstständig gemacht. Für sie ist es immer wieder eine Faszination, wie mit nur wenigen Handgriffen aus Naturprodukten funkelnde Schätze werden.
Gleich neben ihrer Wohnung hat Johanna Ressel ein Zimmer nur für sich und ihre kleine eigene Schmuckwerkstatt. Darin stehen Vitrinen, in denen gut geschützt Ringe, Ketten und Anhänger liegen. Daneben steht ihr Tisch, an dem sie arbeitet.
Gerade sitzt die 33-Jährige an einem kleinen dunklen Plättchen. "Hier ist jetzt mein Rosé, daraus soll ein ganz ganz kleines Herzchen entstehen", erklärt sie. Zu erkennen ist das erst einmal nicht, das Metall sieht eher schwarz aus. "Ich habe das erst heiß gemacht und dann läuft das an und dafür gibt’s die Beize“, beschreibt die Goldschmiedin ihre Arbeit. Die Beize sorgt dafür, dass das schwarz aussehende Metall roségold wird.
Perfektionismus und Fingerspitzengefühl
Doch bis es so weit ist, stehen noch ein paar Arbeitsschritte an. Mit ruhiger Hand und ihren schmalen Fingern sägt Johanna Ressel das filigrane Herz zurecht. Hin und wieder rutscht es ihr aus der Hand. "Da schimpf ich dann auch manchmal und lege das aus der Hand, wenn es mir ein paar mal wegspringt", sagt sie. Manchmal nimmt sie eine Zange zur Hilfe, allerdings nicht so gern. "Ich finde, dann hat man deutlich weniger Gefühl."
Das kleine Herz in Roségold soll nun auf ein rundes silbernes Plättchen gebracht werden - ein Kettenanhänger für eine Kundin. Dafür nimmt sie eine kleine Platte, die noch dunkelgrau aussieht und schneidet sie rund.
Die Aufträge der Goldschmiedin sind vielfältig - von Trauringen, über Anhänger bis hin zu Umänderungen von Erbstücken. Nach der Schule hattte sich Johanna Ressel allerdings erst für eine Ausbildung im Hotelfach entschieden, doch das sollte es nicht sein. "Auf jeden Fall was Handwerkliches, das passt einfach, was schaffen und sehen, was man dann gemacht hat."
Glückliche Kunden, beglückende Arbeit
Für sie ist das ein starker Kontrast zum Job im Hotel, wo man jeden Tag von vorne anfängt. "Hier aber sehe ich, was alles schon entstanden ist. Und es ist auch einfach schön. Man hat immer tolle Kunden, die freuen sich riesig, wenn die Umsetzung noch besser geworden ist, als sie sich das gedacht haben. Das passt sehr gut zu meinen Fähigkeiten.“
Vor sieben Jahren hat sie sich selbstständig gemacht und einer Goldschmiedin aus Kiel den Werktisch mit einer handvoll Werkzeugen und ein bisschen Material abgekauft. Über die Jahre ist dann alles weiter gewachsen. Sie hat es keinen Tag bereut. Denn die Materialien wie Gold und Silber, mit denen sie arbeitet und die sie oft aus alten Schmuckstücken recycelt, faszinieren sie.
Leidenschaft und Faszination für Materialien
"Am Ende ist ja wirklich das Gold, also das Element, so wie man das in der Erde findet, was ganz, ganz Reines." Da sei dieses typische fast Quietschgelbe. "Das kann bei manchen Menschen ja sogar den Goldrausch auslösen. Ich denke aber, es ist und bleibt diese klassische Farbe, die das Besondere ausmacht.“
Und auch der silberne Anhänger, den die Goldschmiedin nun mit dem kleinen Roséherz zusammenbringt, glitzert im Licht. "Das sind auch meine Lieblingsarbeiten. Wenn man die ins Sonnenlicht hält, die funkeln in alle Richtungen." Die Erde, die Mutter Natur bringe schon unglaublich schöne Sachen hervor. Da bedürfe es nur ein bisschen Schliff und Form, bis daraus Schätze entstünden.
Jedes Schmuckstück ein Unikat
Nach etwas mehr als einer Stunde ist der Kettenanhänger fertig. Es gibt aber auch Arbeiten, wie etwa ein aufwendiges Amulett: An dem sitzt Johanna Ressel nun schon seit drei Jahren. Es komme eben auf die Arbeiten und Wünsche der Kundinnen und Kunden an. Jedes Schmuckstück sei ein Unikat und spiegele auch die eigene Persönlichkeit wider, sagt die 33-Jährige. Schmuckstücke vom Fließband verlören irgendwie ein bisschen an Wert. "Genauso wie jeder Mensch ganz individuell ist, kannst du mit solchen Stücken das ein bisschen nach außen tragen und immer an die Persönlichkeit anpassen."
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