Der Baron von Münchhausen bittet in Göttingen zu Tisch
In Göttingen bittet der Baron von Münchhausen zu Tisch: in einem kleinen Bistro im Kino Méliès. Götz Lautenbach vom Jungen Theater spielt den sogenannten Lügenbaron und lädt seine Gäste zum barocken Tasting ein.
Zarin Anna Iwanowna, Professor Georg Christoph Lichtenberg, Leibjäger Rösemeyer und viele mehr - von Anfang an gehört das Publikum mit zur geselligen Runde des Barons. Zum Glück! Denn nun kann es nicht nur dessen fantastische Geschichten hören, sondern auch mit ihm speisen. Der Anlass? Münchhausen hat das Kochbuch seiner Mutter gefunden - Sybilla Wilhelmine Freifrau von Münchhausen. "Eine Pastete von Welschkraut. Die Mutter hat viele Pasteten gemacht. Zu unserer Zeit das Gericht schlechthin", erzählt Münchhausen. "Wissen Sie, man konnte haltbar machen damit. Wenn das Äußere zu lange irgendwo stehenblieb und anfing zu schimmeln, so konnte man immerhin noch das Innere essen." Lachend ergänzt er: "Keine Sorge! Ist alles frisch".
Nach Rezepten aus dem Jahr 1733
Das Kochbuch ist von 1733. Die Rezepte daraus hat Johanna Gsell für diesen Abend nachempfunden. Sie ist die Köchin vom Cichon im Kino Méliès: "Die Rezepte sind manchmal nur der Spur nach beschrieben, also nicht im Detail. Dann galt es zu überlegen: Was hat die Köchin damals beispielsweise an Kräutern zur Verfügung gehabt?", erklärt sie. "Das ist einer der Punkte, wo ich dann aufpassen musste: nicht mit Paprika oder so abwürzen, abschmecken, weil das gab es damals noch nicht, sondern eben Kräuter, die hier wachsen: Majoran, Kümmel und so weiter."
Deshalb hat Gsell geschaut, was damals in Klostergärten angebaut wurde. Hat Exotisches wie Zucchini oder Tomate vermieden, verschiedene Mehlsorten probiert - damit es nicht ganz so nach "heute" schmeckt. Aber dennoch glaubt Johanna Gsell, dass damals alles bestimmt ganz anders geschmeckt habe. "Allein das Mehl - das war bestimmt sandiger. Das war bestimmt nicht so fein gemahlen, weil die Mühlen anders waren. Manches war bestimmt aromatischer. Die Gemüse vielleicht auch wilder", schildert sie. "Heutzutage haben wir so gezüchtete Kohlköpfe, aber früher waren das noch mehr Wildformen. Bestimmt haben sie auch viel mit Wildkräutern gearbeitet, haben zum Beispiel Brennnesseln und so was benutzt. Also das, was man einfach so in der Natur findet."
Neue Perspektiven auf alte Geschichten
Das gilt zum Beispiel auch für Flusskrebse. Die sind in vielen Rezepten der Baronin zu finden. Offenbar gab es die damals zuhauf, zumindest in Bodenwerder, im Weserbergland. Dort wohnte die Mutter mit Sohn Hieronymus und sieben weiteren Geschwistern. In dieses adlige Milieu taucht das Publikum ein. Nico Dietrich, der Intendant des Jungen Theaters, ist begeistert, "dass man tatsächlich das schmeckt und ein bisschen riecht und ein bisschen ahnt, was da vor mehreren Hundert Jahren vonstattenging." Am wichtigsten sei gewesen, fügt er hinzu: "eben die Geschichten auch aus einer neuen Perspektive zu erzählen. Denn was nützt es uns, die alten Kamellen von vor 200 Jahren wieder hervorzuholen. Stattdessen haben wir das noch einmal durch eine schöne neue Perspektive gedrückt und haben überlegt, wie kann man so etwas neu erfahrbar machen."
Nico Dietrichs neue Perspektive wird jetzt aber nicht verraten. Nur so viel: Der Intendant des Jungen Theaters und Götz Lautenbach haben das Stück so inszeniert, dass die Gäste zunehmend an der Rolle des Barons zweifeln. Aber das kam beim Publikum an - genauso wie die mit viel Butter zubereitete Pastete, das Apfelkoch und das Ulmer Brot. "Auf die Art und Weise habe ich noch kein Theaterstück erlebt", heißt es im Anschluss aus dem Publikum.
Weitere Vorstellungen
Am 24. September und 8. Oktober bittet Baron von Münchhausen wieder zu Tisch, jeweils ab 20.15 Uhr im Bistro Cichon. Das befindet sich im Göttinger Programmkino Méliès. Die Gerichte sind übrigens vegetarisch. Und wenn Sie sich das Kochbuch der Freifrau von Münchhausen anschauen wollen, dann besuchen Sie doch das Münchhausen-Museum in Bodenwerder.
Der Baron von Münchhausen bittet in Göttingen zu Tisch
Zwischen Lesung, Kochshow und Theaterstück: Im Bistro des Kinos Méliès kann man speisen wie zu Zeiten des Barock.
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