Cover Deutschland3000 mit Anke Engelke. © Paula Winkler, Jeanne Degraa
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AUDIO: Anke Engelke, was ist deine dunkle Seite? (71 Min)

Anke Engelke bei D3000: "Bin als Prophylaxe streng mit mir"

Stand: 03.09.2024 16:00 Uhr

Hat Anke Engelke auch eine dunkle Seite? Das versucht Eva Schulz herauszufinden - und stößt auf unerwartete Eigenschaften der Frau, die als Schauspielerin, Comedienne oder Synchronsprecherin die Menschen zum Lachen bringt.

Anke Engelke ist mittlerweile 58 Jahre alt. Seit frühen Teenagerjahren steht sie vor der Kamera. Sie ist Schauspielerin, Synchronsprecherin, Comedienne, Podcasterin, Moderatorin. Ihre Auftritte in "LOL" oder "Ladykracher" sind Kult. Vor allem mit ihrem Kollegen Bastian Pastewka hat sie große Erfolge gefeiert. Prägend ist ihre Stimme für Figuren wie Marge Simpson und Dorie aus "Findet Nemo".

Während viele Menschen über eine zu hohe Erwartungshaltung an sie klagen, scheint es dieses Problem für Anke Engelke gar nicht zu geben. Sie habe das nicht gespürt und macht die Erziehung durch ihre Eltern dafür verantwortlich. "Ich brauche immer sehr lange, um zu merken, war mit gut tut und was mit nicht gut tut, was dieses ganze mediale Brimborium angeht. Ich hinke immer zehn Jahre hinterher."

Engelke hält sich an ihre Prinzipien

Auf der anderen Seite erzählt Engelke, wie streng sie mit sich selbst sei - und sich an ihre Prinzipien halte. "Natürlich bin ich streng mit mir, im Grunde als Prophylaxe, weil so viele gnädig mit mir sind." Ihre Eltern hätten ihr vorgelebt, dass man immer auf dem Boden bleiben solle. Als 1996 die "Wochenshow" auf Sat1 unglaublich erfolgreich wurde, wuchs auch die Aufmerksamkeit mit dem Erfolg. "Da habe ich selbst dann irgendwann gecheckt, dass die Aufmerksamkeit zu viel wurde", so die 58-Jährige.

ESC-Moderation berufliches Highlight

Ein absolutes Highlight ihrer Karriere sei der Eurovision Song Contest 2011 in Düsseldorf gewesen, den sie mit Judith Rakers und Stefan Raab moderierte. "Die Arbeit, der Weg dahin war so einzigartig. Ich habe es vorher nicht erlebt und hinterher nicht erlebt. Es war ein Spitzenteam." Das sei auch rückblickend die pure Freude. Aber es sei ihr auch an der Stelle wichtig, auf etwas hinzuweisen: "Ich finde, es ist ganz fair, zu sagen: 'Leute, das ist ganz schön, dass ihr das mögt, was ich mache. Aber ich habe auch ganz viele Fehler.'"

Prominenz erfordert Verantwortung

Die Sozialen Medien, in denen sie bewusst nicht aktiv ist, sieht Engelke kritisch. "Don't believe the hype. Glaubt nicht, dass Prominente klüger oder besser sind. Das wollen viele Menschen gerne glauben", so Engelke. Heute seien Soziale Meiden so wichtig, aber das sei natürlich ganz viel Quatsch. Und noch etwas ist ihr wichtig, nämlich die Verantwortung, die Prominente wegen ihrer großen Öffentlichkeit hätten. Deswegen sei sie lieber vorsichtig. "Aber ich bin auch ein Genussmensch. (...) Ich kann grenzüberschreitend fröhlich sein, aber das muss ich mir erst erlauben", so Engelke.

Schützin Engelke feuert Pfeile

Eine weitere unerwartete Seite an der Comedienne: Ihr enger Bezug zu ihrem Sternzeichen. Als Schützin seit sie im Element Feuer geboren und lieber in der Wärme, weswegen sie sich zum Schwimmen zwingen müsse. Und wenn es sein müsse, könne sie auch mal scharf schießen: "Rache? Das ist mir ganz fremd. Aber wenn jemand mich verletzt hat und zwar mit voller Absicht oder mich ausnutzt ...(...), wenn ich in der Retrospektive merke, da hat mich jemand angelogen, ausgenutzt oder verarscht, überprüfe ich das nochmal", so Engelke. Dann zöge sie als Schützin einen Pfeil aus dem Köcher "und dann Ende, da gibt es auch kein Zurück."

In ihren Rollen ist Anke Engelke unerbittlich und rücksichtslos - privat sieht das ganz anders aus: "Ich bin dafür viel zu sozial und moralisch sehr unangenehm." Wie wichtig ist ihr der Erfolg ihrer Filme und Produktionen? Der Film "Mutter" sei ihr sehr wichtig gewesen, aber der sei im Kino ziemlich gefloppt. Das habe sie traurig gemacht, aber: "Wer bin ich, den Menschen zu sagen, was sie bitte sehen und am Ende gut finden sollen?", gibt sich die Schauspielerin bescheiden.

Vorbildfunktion nicht gewollt

Ihre exponierte Stellung empfindet Anke Engelke ein wenig als Last. "Ich möchte eigentlich nicht, dass auf mich geschaut wird und ich eine Vorbildfunktion habe. Dazu bin ich gar nicht angetreten. Das war nie der Plan. Ich möchte einfach nur spielen. Aber das ist jetzt einfach mit drin im Rucksack", sagt sie. Viele Menschen würden das Gefühl haben, sie übe Kritik, wenn sie über das Gendern, vegane Ernährung oder Mobilität (Engelke fliegt nicht und fährt viel ÖPNV) spreche. Deswegen verschweige sie manchmal Dinge, um anderen kein schlechtes Gefühl zu geben.

Leben nach Prinzipien, ohne zu missionieren

"Bevor ich andere Menschen in unangenehme Situationen bringe und sie sich verhalten müssen, weil ich irgendetwas tue, dann spreche ich lieber gar nicht darüber. Wenn ich danach gefragt werde, gebe ich gern Auskunft. Aber ich muss das nicht allen erzählen", findet Anke Engelke, die vegan lebt und vor allem mit der Bahn reist. Andererseits gibt sie zu: "Wenn wir in Zukunft noch auf einem Planeten leben wollen und den erhalten wollen, dann müssten mehr Leute so leben wie ich", relativiert aber gleichzeitig: "Ich mache ganz viele Dinge, die ich selber nicht gut finde." Zum Beispiel fliege sie alle zwei Jahre in die USA, um Verwandte zu besuchen.

Kontroverse um Kinderbuch

Zuletzt gab es große Aufregung um ein Kinderbuch von Engelke. Sie hat eine Neuauflage der "Häschenschule" geschrieben, bei der der Hase und Fuchs am Ende Freunde werden. In Engelkes Version geht die Gefahr eher von Menschen und ihren Maschinen aus. Das führte zu Protesten im Netz, Landwirte fühlten sich in die Ecke gedrängt, andere sprachen von frühkindlicher Indoktrinierung mit Veganismus. Engelke habe das Ganze mit Verspätung mitbekommen, als ihre Kinder und auch der Verlag an sie herantraten. "Wie es so oft ist, so ist es jetzt kein Thema mehr", berichtet die kritisierte Autorin und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: "Es ist ein Zeichen der Zeit, dass man auch mal durchatmen muss und sagen muss: Wer ist da jetzt? Warum wütend? Wie viele Menschen sind es wirklich?"

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Engelke: "Übermaß finde ich irritierend"

Engelke gesteht, dass sie fast dankbar dafür sei, von den Diskussionen auf Social Media kaum etwas mitzubekommen. Da sie kein Smartphone besitzt, lasse sie sich beispielsweise von Bastian Pastewka über die Kommentare zur neuen Serie "Perfekt Verpasst" informieren. "Es wäre grotesk, wenn es mich gar nicht interessieren würde, was die Menschen sagen oder denken. Aber alles in Übermaß finde ich irritierend", erklärt Engelke, die zugibt, dass sie ihr Handy manchmal zu Hause vergisst und dann tagelang nur per E-Mail zu erreichen ist. Immer wieder zeigt sich im Gespräch, wie sehr Anke Engelke in sich ruht und wie wenig sie sich wichtig nimmt. Vielleicht kann sie deswegen so gut in ihre Rollen schlüpfen.

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Bei Michel Abdollahi im U-Boot ist Komikerin und Schauspielerin Anke Engelke zu Gast. Video

Dieses Thema im Programm:

N-JOY | Deutschland3000 – ‘ne gute Stunde mit Eva Schulz | 28.08.2024 | 09:30 Uhr

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