Hand in Hand: Sprachcafé hilft geflüchteten Frauen aus der Isolation
Weiblichen Geflüchteten fällt es oft schwerer, die deutsche Sprache zu lernen. Sie sitzen allein zu Hause, leben in ihrer eigenen Blase. Das Sprachcafé Wennigsen (Region Hannover) bietet ihnen einen geschützten Raum, um sich zu vernetzen.
Amran Abdulahi ist vor elf Jahren aus Somalia nach Deutschland gekommen. In ihrer Heimat, erzählt sie, ist zu Hause immer viel los: Cousinen, Tanten, Kinder, die ganze Großfamilie, alle sind immer da oder schauen vorbei, "da war ich nie allein", sagt sie und lächelt etwas wehmütig. Im Sprachcafé sei es ein kleines bisschen wie zuhause.
Integration in Deutschland: Für Männer einfacher als für Frauen?
Das bestätigt Ghada Elias. Sie ist seit acht Jahren in Deutschland, kommt aus dem Irak. Für Männer sei es einfacher, sagt sie. Die gehen arbeiten und treffen dort andere - und so lernen sie auch sofort besser die Sprache, sind nicht so isoliert, wie die Frauen in ihrem kleinen Kosmos, ohne Kontakt zur Außenwelt.
Geflüchtete Frauen bleiben ohne Sprachkenntnisse außen vor
Ohne Deutschkenntnisse kann dieser Kontakt auch kaum entstehen: kein Plausch mit der Nachbarin, kein Austausch im Supermarkt, kein Sportverein oder eine Elterngruppe im Kindergarten. Die Frauen bleiben isoliert. Doch im Sprachcafé wird geübt: "Ich bin gestern einkaufen gegangen", "wir haben eingekauft" - die deutsche Sprache kann kompliziert sein. Geduldig und langsam erklärt Sabine Debus, die das Sprachcafé mit anderen Ehrenamtlichen leitet, die Regeln der Grammatik. Und die Frauen kichern und versuchen es wieder und wieder.
Deutschkurs für Geflüchtete: Gefördert mit 5.000 Euro pro Jahr
Einmal die Woche, kostenfrei: Das Sprachcafé für geflüchtete Menschen in Wennigsen ist ein Anlaufpunkt, ein geschützter Raum. Die Bürgerstiftung Hannover fördert das Projekt mit knapp 5.000 Euro pro Jahr. Damit wird eine Dolmetscherin bezahlt, außerdem Unterrichtsmaterial und Verpflegung. Entstanden ist dieser Ort, weil viele der Bewohnerinnen der naheliegenden Geflüchtetenunterkunft keinerlei Kontakt zu ihrer Umgebung hatten. Das hat der Verein "Miteinander in Wennigsen" mit seinen 26 Mitgliedern erfolgreich und mit viel Engagement verändert.
Mit Sprache gegen Einsamkeit: Hilfe direkt in der Nachbarschaft
"Solche Projekte gefallen uns besonders gut", erklärt Ria Irion von der Bürgerstiftung Hannover. Beim Sprachcafé haben Anwohner ein Problem erkannt und packen es gemeinsam an. "Wenn Projekte wie hier in Wennigsen eine tiefe Verankerung in der Bevölkerung haben, dann erreichen sie ganz andere Menschen als größere Träger." Sprache als Schlüssel aus der Einsamkeit. Das gilt gerade für Frauen, die aus anderen Kulturen stammen. In ihrer Heimat ist es oft nicht üblich, dass die Frau außerhalb ihrer vier Wände andere Menschen trifft, sagt Sabine Debus - auch das müssen sie hier ganz neu lernen, damit sie sich weniger allein fühlen. Aber es funktioniert, Hawa aus dem Sudan kann das bestätigen. Sie fühlt sich inzwischen sicher genug, um eine Ausbildung zu beginnen. Sie will Busfahrerin werden.