Hand in Hand: Patenschaften für benachteiligte Kinder
Susanne Konerding und Angasa Safi sind ein sogenanntes Tandem im Göttinger Projekt "Zeit für ein Kind". Seit drei Jahren lernen die beiden durch gemeinsame Erlebnisse wie Klettern, Lernen und Gespräche voneinander.
Ehrenamtliche des Göttinger Projekts "Zeit für ein Kind" unterstützen benachteiligte Kinder auf ihrem Lebensweg. Als Patinnen und Paten schenken sie den Kindern zwei bis drei Stunden Zeit in der Woche. Sie spielen mit ihnen, lernen oder hören einfach nur zu. Das Projekt der Bürgerstiftung Göttingen gibt es bereits seit 2001, rund 150 Patenschaften seien seitdem entstanden. Eine davon: Susanne Konerding und Angasa Safi.
Projekt in Göttingen: Zeit mit Kindern verbringen
Susanne Konerding deckt gerade den Tisch, als es klingelt. Wie jeden Dienstag besucht Angasa Safi ihre Patin nach der Schule. Gemeinsam essen sie, reden über die Schule und machen regelmäßig Ausflüge. Kennengelernt haben sich die beiden 2021. Susanne Konerding kannte das Projekt schon länger, mit dem Ruhestand 2020 hat die gelernte Diplom-Kauffrau den entscheidenden Schritt gewagt: "Das Projekt nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Das habe ich mir früher nicht zugetraut. Aber dann hatte ich ja Zeit", sagt Konerding.
Schulen schlagen benachteiligte Kinder vor
Im Zentrum des Projekts stehen auf unterschiedliche Weise benachteiligte Kinder. Darunter zum Beispiel solche, deren Geschwister im Krankenhaus liegen und deren Eltern deshalb wenig Zeit für sie haben - oder Kinder wie Angasa. Ihre Familie stammt aus Afghanistan, sie lebt mit ihren beiden Schwestern bei ihrer Mutter. Oft bleibt nicht genug Zeit für sie. Angasa wurde von ihrer damaligen Grundschule für das Projekt vorgeschlagen. Die Bürgerstiftung arbeitet mit verschiedenen Schulen und Sozialarbeitern zusammen, die benachteiligte Kinder für das Projekt empfehlen.
Ehrenamtliches Projekt: Kind und Patin sind ein gutes Team
Die Bürgerstiftung hat die heute Elfjährige mit ihrer Patin zusammengebracht. Die Ehrenamtlichen werden vorher sorgfältig von der Bürgerstiftung überprüft, sagt Projektkoordinatorin Diana Fischer. Kind und Pate müssen sich zunächst erstmal kennenlernen. Zu Beginn gilt eine Probezeit, es werden immer wieder Gespräche geführt. "Am Anfang hatte ich Angst, ob sie nett ist oder nicht, aber dann war es richtig schön", so beschreibt die Gymnasiastin das erste Zusammentreffen mit ihrer Patin. Schon beim ersten Besuch bei Angasa und ihrer Familie zuhause war für beide klar: das passt.
Zwei Generationen lernen voneinander
Seitdem hat sich viel verändert. In den letzten drei Jahren haben die beiden einiges zusammen erlebt und sind zusammengewachsen. Aus der schüchternen Achtjährigen ist eine Jugendliche geworden. Mit Susanne Konerdings Unterstützung wird Angasa mutiger und traut sich Dinge, die sie vorher noch nicht gemacht hat. Schwimmen, Tiere füttern oder klettern. Sie überlegen sich immer wieder etwas Neues. Manchmal wollen sie aber einfach plaudern. Susanne Konerding sei für sie eine wichtige Bezugsperson, so Angasa. Beide profitieren voneinander: Denn Susanne Konerding sieht durch die gemeinsamen Erlebnisse die Welt noch einmal mit Kinderaugen, sagt sie. Ihre Abenteuer halten die beiden in einem Tagebuch fest, "zur Erinnerung".
Freundschaften fürs Leben
Geplant ist das Projekt für Kinder zwischen sechs und zehn Jahren. Patenschaften müssen immer für mindestens ein Jahr übernommen werden. Oft bleiben die "Tandems" aus Kind und Pate aber länger zusammen, erzählt Projektkoordinatorin Diana Fischer. Für Angasa Safi und Susanne Konerding steht fest: Sie bleiben zusammen. Und sie haben schon den nächsten Ausflug geplant.