Gekürzte Onlinetexte: WDR geht auf Verlage zu
Im Dauerstreit über die Frage, wie opulent öffentlich-rechtliche Sender im Netz auch in Texten informieren sollen, zeichnet sich nach dem Umbau des WDR-Onlineauftritts eine Befriedung ab: "Wenn alle ARD-Sender so verfahren würden, und wenn man das Ganze auch noch rechtlich absichern würde im Rundfunkstaatsvertrag, so dass das jetzt nicht nur ein Phänomen für eine Saison ist, dann ist das wirklich ein Kompromiss und dann ist das eine Lösung", sagte Mathias Döpfner, der Chef des Medienkonzerns Axel Springer und Präsident des Verlegerverbandes BDZV, im Gespräch mit ZAPP. Er habe "an nichts mehr Interesse als an Frieden", so Döpfner weiter.
Signal an die Verleger
Der WDR hatte zuvor sein Online-Angebot spürbar umgebaut: mehr Audios und Videos, weniger und dafür vor allem kürzere Texte. WDR-Intendant Tom Buhrow spricht im ZAPP-Interview von einem "Signal an die Verleger, an die Medienpolitik". Er wolle Gemeinsamkeiten suchen, statt sich mit den Verlegern an juristischen Streitfällen festzubeißen: "Das bringt niemandem was."
Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue äußert wiederum Sympathien den Zug seines Kölner Kollegen. "Ich begrüße alles das, was geeignet ist, um zwischen Verlegern und Öffentlich-Rechtlichen mal wieder eine Diskussion in Gang zu bringen - und zwar eine sachgerechte Diskussion", sagte der Deutschlandradio-Intendant dem Medienmagazin.
Kein grundsätzlicher Text-Verzicht
Beide Intendanten erklärten jedoch, nicht grundsätzlich auf Texte verzichten zu wollen. "Wenn sich jemand entschieden hat, eine bestimmte Marke anzusteuern und das Angebot eines Verlags oder eines Senders auch zu nutzen, dann will er sich nicht mit Einzelheiten und Einzelteilen beschäftigen, sondern ein in sich stimmiges Informationsangebot haben", mahnte Raue.
Buhrow will vor allem bei Großlagen flexibel bleiben: "Denken Sie nur mal: Ein Zug entgleist, es gibt 50 Tote und es gibt noch keinen Fernsehbeitrag dazu - die Nutzer wollen es doch wissen. Aber sie müssen nicht 50 Seiten dazu lesen." Starre Vorgaben wie Döpfners medienpolitischen Wunsch, auf den Seiten der Sender sollte maximal ein Drittel der Flächen aus Texten bestehen, lehnten beide Intendanten ab.
Audio-visueller Schwerpunkt
In einer ZAPP-Umfrage erklärten andere ARD-Anstalten, zwar einerseits etwa die Sendungsbezüge auf ihren Seiten konsequenter als früher auszuweisen oder auch wie der WDR auf den Startseiten Audios und Videos stärker nach vorne zu stellen. Grundsätzlich wollen aber auch sie ausführlicher an Texten festhalten. So heißt es beim RBB: "Wir möchten alle Zielgruppen mit den Inhalten des rbb erreichen." Der BR betont zudem: "Ohne Text würden unsere Angebote zudem von Suchmaschinen schlicht nicht gefunden."
Voraussichtlich Anfang Februar wollen sich die Ministerpräsidenten der Länder mit dem sogenannten Telemedienauftrag der öffentlich-rechtlichen Sender beschäftigen - und damit den Spielregeln für die Onlineaktivitäten ARD, ZDF und Deutschlandradio ein Update verpassen. Zuletzt hatte die Vorsitzende der Rundfunkkommission der Länder, die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer, im ZAPP-Interview erklärt: "Klar ist, da wird der Schwerpunkt auf audio-visuell liegen und nicht textlastig sein."