Tochterfirma von FSG-Nobiskrug offenbar pleite
Es ist die nächste Insolvenz für den umstrittenen Investor Lars Windhorst: Für ein Tochterunternehmen der kriselnden Werftengruppe FSG-Nobiskrug wurde die vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet.
Eine Tochter der kriselnden Werftengruppe FSG-Nobiskrug Holding ist offenbar insolvent. Nach NDR-Recherchen wurde für die Würzburger Interieur Manufaktur (Wima) die vorläufige Insolvenzverwaltung beschlossen. Die Wima gehört zu 85 Prozent der FSG-Nobiskrug Holding, Lars Windhorst ist ihr Geschäftsführer. Weder sein Sprecher noch der Sprecher der FSG-Nobiskrug beantworten Fragen zum Insolvenzverfahren. Beantragt hatte die Insolvenz laut Amtsgericht Würzburg eine Krankenkasse, nachdem die Beiträge für die Mitarbeitenden nicht gezahlt wurden.
Die Mitarbeitenden der Wima sind betroffen, aber auch erleichtert, dass sich jetzt endlich etwas tut, sagte Betriebsrat Christian Krämer. Denn seit Monaten warten sie auf ihre Gehälter. "Mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter haben wir endlich einen Ansprechpartner", sagt Krämer. "Das ist ja schon mal was. Wir hatten jetzt ein halbes Jahr keinen Ansprechpartner, weil sich Lars Windhorst weggeduckt hat."
Sorgen bei Mitarbeitenden im Norden
In Flensburg und Rendsburg blicken die Mitarbeitenden besorgt auf die Entwicklung, berichtet Betriebsrat Marcus Stöcken. Denn die Löhne der insgesamt rund 530 Werft-Mitarbeitenden werden seit Monaten nur verzögert gezahlt. Bei rund 80 Mitarbeitenden stehe die Zahlung des September-Lohns weiter aus. "Wir gehen mit schwerem Herzen ins Wochenende", sagt Stöcken. "Wir wissen nicht, welche Konsequenzen das für uns hat."
Für Stöcken ist klar, dass die Werften in Flensburg und Rendsburg nur ohne Lars Windhorst eine Zukunft haben können. Auch Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) hatte zuletzt am Rande seines Besuchs in Japan gefordert, dass Windhorst aus den Werften aussteige und Platz für andere Investoren mache.
Ermittlungen gegen Windhorst
Aufgrund von Strafanzeigen ermittelt die Staatsanwaltschaft Kiel seit Monaten gegen die FSG-Nobiskrug Holding. Dabei soll es auch um Insolvenzverschleppung gehen. Konkrete Ergebnisse können die Staatsanwälte bislang allerdings nicht vorlegen. Investor Windhorst selbst hatte noch im Juni davon gesprochen, dass man finanziell "kurzfristig in einer viel besseren Position" sein werde.
Beteiligungen der Werften-Mutter sollen versteigert werden
Gegen Windhorst laufen noch weitere Verfahren. In London und in den Niederlanden klagen frühere Geschäftspartner gegen ihn. Schon im vergangenen Jahr hat ein niederländisches Gericht Aktienbeteiligungen an Unternehmen von Windhorsts Tennor-Gruppe pfänden lassen. Diese sollen kommende Woche in Amsterdam versteigert werden. Dabei geht es auch um die Tennor Maritime Holding, die wiederum die deutschen Werft-Unternehmen besitzt.
Vom "Wunderkind" zum Skandal-Investor
Lars Windhorst hat es schon als Jugendlicher zu einer gewissen Berühmtheit gebracht. Im ostwestfälischen Rahden hatte er noch als Jugendlicher eine Firma gegründet und mit Computern gehandelt. Er wurde zum "Wunderkind der deutschen Wirtschaft" hochgejubelt. Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) nahm ihn mit auf eine Asienreise.
Doch der Jungunternehmer scheiterte später. Gleich zweimal führte er Unternehmen in die Insolvenz, dennoch startete er als Investor eine neue Karriere. Zwischenzeitlich war er nach London umgezogen, wo er offenbar bis heute lebt. Von dort aus hat er ein Geschäft mit mehr als 150 Unternehmen aufgebaut.