Bund streicht Förderung für Bau von LNG-Bunkerschiffen bei FSG
Die Flensburger Werft FSG bekommt nun doch keine Förderung des Bundes. Grund dafür soll laut NDR-Recherchen sein, dass Werfteigner Windhorst das erforderliche Eigenkapital nicht nachgewiesen hat.
Der Bund hat am Donnerstag einen Förderbescheid zurückgezogen, mit dem der Bau von LNG-Bunkerschiffen bei der Flensburger Schiffbau Gesellschaft (FSG) unterstützt werden sollte. Das haben Recherchen des NDR ergeben. Ursprünglich wurden dafür 62 Millionen Euro aus Steuermitteln zur Verfügung gestellt. Doch aus dem Projekt wird nun nichts mehr, bedauert der Koordinator der Bundesregierung für Maritime Wirtschaft, Dieter Janecek (B‘90/Grüne). "Wir haben wirklich alles unternommen, damit die FSG die Förderung tatsächlich erhalten kann."
Ministerium: Eigner ließ Frist dreimal verstreichen
Gescheitert ist das Projekt laut Bundeswirtschaftsministerium, weil Werfteigner Lars Windhorst mit seiner Tennor-Gruppe nicht das geforderte Eigenkapital in zweistelliger Millionenhöhe für den Bau der beiden Schiffe nachweisen konnte. "Auch nach insgesamt dreimaliger Fristsetzung ist es Herrn Windhorst und der FSG nicht gelungen, die Voraussetzungen für die Förderung zu schaffen", sagt Janecek. Es bleibe nun kein Ausweg mehr, als die Förderbescheide endgültig zurückzuziehen. In diesem Monat sei die letzte Frist ergebnislos verstrichen.
Dem widerspricht die Werft in einer Stellungnahme: "Die Behauptung ist falsch, Tennor habe die erforderlichen Nachweise über die Bereitstellung des Eigenkapitals nicht erbracht! Alle erforderlichen Unterlagen sind fristgerecht übergeben worden." Zu Details könne man allerdings nichts sagen.
Ursprünglich sollten drei Schiffe entstehen
Ende 2022 hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (B‘90/Grüne) persönlich den Förderbescheid in seiner Heimatstadt Flensburg übergeben. Ursprünglich sollten drei Bunkerschiffe auf der Werft entstehen und später in deutschen und europäischen Häfen zur Betankung von anderen Schiffen mit dem Kraftstoff LNG eingesetzt werden. Ziel war es auch, die Werft besser auszulasten. Weil zwischenzeitlich die Kosten für den Bau stark anstiegen, wurde das Projekt im vergangenen Jahr auf zwei Schiffe verkleinert.
FSG fehlen schon länger Aufträge
Schon seit längerer Zeit befindet sich die FSG in einer schwierigen Situation. Sehr viele Beschäftigte haben offenbar sehr wenig zu tun, neue Aufträge dürften daher dringend gebraucht werden. Werfteigentümer Windhorst hatte zuletzt wiederholt neue Aufträge und mehr Arbeit für die Beschäftigten angekündigt, ohne bislang konkrete Taten folgen zu lassen. Anfang Juni hatte er sogar öffentlich erklärt, er könne eine Bankbürgschaft in Höhe von 50 Millionen Euro zur Verfügung stellen, um den Bau der LNG-Bunkerschiffe finanziell abzusichern. Was daraus geworden ist, bleibt unklar.
"Mir ist klar, dass das für die Beschäftigten auf der Werft ein harter Schlag ist", sagt Maritime Koordinator Janecek. "Wir hätten uns gewünscht, dass die Schiffe gebaut werden." Allerdings bliebe eben kein Ausweg, weil ständig Haushaltsmittel verfallen, die für das Projekt nicht abgerufen werden.
IG Metall spricht von Katastrophe
Der für die Werft zuständig Bevollmächtigte bei der Gewerkschaft IG Metall in Flensburg, Michael Schmidt, spricht von einer "Katastrophe". Wieder verschwinde ein Auftrag, der abgearbeitet werden hätte können. "Keine Aufträge bedeuten keine Arbeit für die Beschäftigen auf der Werft. Es ist auch eine emotionale Katastrophe für die Mitarbeiter", sagt er gegenüber dem NDR. Nach Ansicht von Schmidt ist Windhorst für die Stornierung des Förderbescheids zumindest mitverantwortlich.
Werft macht Reederei verantwortlich
Formaler Auftraggeber für den Bau der Schiffe war die Reederei Nordic Hamburg Gruppe, die wiederum mit einem Charterer zusammenarbeiten sollte. Zwischenzeitlich war der ursprünglich vorgesehene Charterer der Schiffe abgesprungen und es musste ein neuer Betreiber für die Schiffe gesucht werden. Das führte ebenfalls zu Verzögerungen bei dem Projekt. Diese Entwicklungen waren aber laut Bundeswirtschaftsministerium nicht für die finale Stornierung des Förderbescheids verantwortlich.
Dennoch sieht die FSG die Verantwortung für das Ende der Förderung offenbar bei der Reederei. Diese habe die Werft "nach Kräften unterstützt". Die Nordic Hamburg Gruppe bedauerte, dass der Förderbescheid abgelehnt wurde, und teilt mit: "Aufgrund dieser nun fehlenden Mittel stellt sich das Neubau-Projekt in seiner jetzigen Planung als nicht umsetzbar dar." Die Förderung steht nun auch nicht mehr für den Bau der LNG-Bunkerschiffe auf anderen Werften zur Verfügung.
Die FSG teilt dagegen mit, man habe die Absage der Förderung nie ganz ausgeschlossen und daher an anderen Aufträgen gearbeitet, die "zeitnah bekannt gegeben werden" sollen. Von Bedauern über den Verlust eines möglichen Auftrags ist in der Stellungnahme der Werft keine Rede.