Lars Windhorst: Kein Geld, keine Arbeit, viele Versprechen
In den 90ern galt Lars Windhorst als "Wunderkind". Im Norden fiel er mit dem Kauf von Werften auf. Doch dort, wo er Rettung verspricht, funktioniert nichts. Trotz Pleiten und Klagen macht er weiter.
Der schwarze Mercedes S-Klasse rollt vor. Lars Windhorst steigt aus. Weniger später tritt er vor die Kameras, die im Eingangsbereich der FSG-Werft in Flensburg auf ihn warten: "Ich freue mich hier zu sein und begrüße Sie herzlich bei FSG." Lars Windhorst scheint den großen Auftritt zu lieben. Er präsentiert einen neuen Geschäftsführer für seine Werften in Flensburg und Rendsburg, der das Ruder nun rumreißen soll. Doch das reicht ihm nicht.
Geht es um Details, schweigt Windhorst
Er will gute Laune verbreiten und kündigt viel an. Bestehende Aufträge würden bald abgearbeitet, neue Aufträge wären in Aussicht. Lars Windhorst nimmt sich Zeit, gibt sich zugewandt und nimmt zu vielen Fragen Stellung. Doch wenn es um die Details geht, wird er schweigsam. Er spricht von Startkapital, das er der Geschäftsführung mitgeben werde, teilt aber nicht mit, wie viel Geld das sein soll.
Und Geld wird bei der FSG-Werft in Flensburg und bei der Nobiskrug-Werft in Rendsburg dringend gebraucht. Zwar werden die Löhne der Beschäftigten gezahlt, aber für alles andere reicht es offenbar nicht. "Wir leiden daran, dass wir kaum einsetzbare Maschinen haben. Für unsere elektrischen und mechanischen Anlagen fehlt die TÜV-Prüfung und Unfallverhütungsprüfung", erzählt Betriebsrat Marcus Stöcken vom Nobelyachthersteller Nobiskrug vergangene Woche.
Frust in der Belegschaft
Sozialversicherungsbeiträge wurden nicht vollständig überwiesen, Material fehlt offenbar, Lieferanten warten seit längerem auf Geld. Offenbar sind im Hintergrund beträchtliche Forderungen aufgelaufen. Konkrete neue Aufträge sind bislang für die Beschäftigten nicht zu sehen. Viele mähen daher den Rasen vor ihren Werkshallen oder machen sich anders auf dem Gelände nützlich, statt Schiffe zu bauen. Der Frust ist bei manchen Mitarbeitern groß. "Wie stolz man früher war, hierher zu kommen. Und jetzt kommt man und geht wieder." Bei der Staatsanwaltschaft in Kiel liegen mittlerweile fünf Strafanzeigen vor. Es geht dabei auch um den Vorwurf der Insolvenzverschleppung. Die Ermittlungen dauern an.
Lars Windhorst sagt: "Ich habe mir hier speziell im Fall FSG überhaupt nichts vorzuwerfen. Ganz im Gegenteil." In kein Investment habe er in den vergangenen Jahren so viel Geld gepumpt, wie in die Werften, bei einer Rendite von Null. Aber verkaufen will Lars Windhorst die Werften auf keinen Fall. Eher wolle er sie noch zehn oder zwanzig Jahre besitzen. Der Erfolg komme noch, versichert er.
Marine stornierte Auftrag
Doch da sind sich nicht alle so sicher. "Ich habe Schwierigkeiten, das wirklich zu glauben", sagt Michael Schmidt von der IG Metall in Flensburg. Zu oft habe Windhorst etwas angekündigt und es dann nicht gehalten. Statt Aufträge zu halten, hat FSG-Nobiskrug unter Geschäftsführer Lars Windhorst zuletzt Aufträge verloren. Die Marine stornierte die Instandsetzung des Schwimmkrans GRIEP. Auch eine Zusammenarbeit von FSG und der Meyer-Werft scheint nicht mehr länger zu bestehen. FSG sollte Teile für zwei neue Marinetankschiffen zuliefern.
Nicht nur in Schleswig-Holstein, sondern an vielen Orten in Europa fragen sich derzeit Menschen, wie das Geschäft von Lars Windhorst eigentlich genau funktioniert. Die Werften hätten ihn fast 300 Millionen Euro gekostet, erzählt er. Der Ein- und spätere Ausstieg beim damaligen Erstligisten Hertha BSC Berlin, sei auch eine Fehlinvestition gewesen. Hier hat er mutmaßlich wieder hunderte Millionen Euro verloren. Auch in den Betonkomplex Ihme-Zentrum in Hannover will er nach Medienangaben mindestens 130 Millionen Euro investiert haben.
Wie Windhorst Geld verdient, bleibt unklar
Sehr viel Geld ist offenbar auch in die Medizinrobotikfirma Avateramedical geflossen. Bis auf die Werften und Hertha BSC sind alle Firmen insolvent, genauso wie der italienische Dessoushersteller La Perla. Hunderte Beschäftigte haben so bei Avateramedical und bei La Perla ihren Job verloren. Doch welchen Sinn macht ein Geschäft, bei dem man als Unternehmer ständig Geld verliert?
Für Lars Windhorst ist das offenbar kein Problem. Merkwürdigerweise will er nicht verraten, wo im mutmaßlich riesigen Reich seines Beteiligungsunternehmens Tennor, für das laut Lars Windhorst weltweit mehr als 20.000 Menschen arbeiten, eigentlich Geld verdient wird. "Wir wollen eben sehr gerne wenig ankündigen und weniger reden, sondern mehr tun. Deswegen sagen wir dazu am liebsten nichts."