Vendée Globe 2024: Für Herrmann hat "das Rennen schon lange begonnen"
In knapp vier Wochen startet die Vendée Globe 2024. Boris Herrmann zählt mit seiner Malizia - Seaexplorer zu den Favoriten auf den Sieg bei der prestigeträchtigen Solo-Weltumseglung. Der Hamburger Skipper hat bereits in den Rennmodus geschaltet.
"Das Rennen hat für mich schon lange begonnen", sagte Boris Herrmann am Montag. "Ich mache jetzt meine mentale und sportliche Vorbereitung, das lässt wenig Zeit für anderes."
Am 10. November wird der gebürtige Oldenburger die Startlinie vor Les Sables d’Olonne an der französischen Atlantikküste kreuzen. Der NDR überträgt von 7.30 bis 14.30 Uhr im Video-Livestream bei NDR.de/sport sowie in der ARD Mediathek.
Die Malizia - Seaexplorer und 39 weitere Imoca-Rennyachten stürzen sich dann in einem Rekord-Teilnehmerfeld in das Segel-Abenteuer, das über 24.300 Seemeilen (45.000 Kilometer) nonstop rund um den Globus führt.
"Das Gefühl, beinahe zu scheitern, hat man jeden Tag bei der Vendée Globe. Damit umzugehen, ist die große Herausforderung." Boris Herrmann
Herrmann: "Wir gehören sicherlich zu den Favoriten"
"Es ist eine starke Flotte, wir gehören sicherlich zu den Favoriten", sagte Herrmann, der bei seiner ersten Vendée-Globe-Teilnahme vor vier Jahren trotz einer dramatischen Kollision mit einem Fischerboot kurz vor dem Ziel Fünfter geworden war.
Seine Premiere lieferte dem Team Malizia wertvolle Erkenntnisse. Die neue Rennyacht des Hamburgers ist nicht zuletzt nach den Erfahrungen der ersten Vendée Globe konzipiert und getestet worden. Seit ihrem Stapellauf im September 2022 ist die Malizia - Seaexplorer schon über 60.000 Seemeilen (112.000 Kilometer) im Rennmodus gesegelt.
"So gut wie möglich segeln und unbedingt ankommen"
"Auf dem Papier sind wir das am besten vorbereitete Team, darauf können wir erst mal stolz sein", so der 43-Jährige. Ein genaues sportliches Ziel will er trotzdem nicht ausgeben. "So gut wie möglich segeln und unbedingt ankommen", will Herrmann, der aber auch sagt: "Es ist alles drin. Es können sechs bis zehn Leute um den Sieg segeln. Alles schlechter als Top Ten wäre eine große Enttäuschung."
"Ich muss versuchen, so resilient wie möglich zu sein, mein Rennen zu segeln und nicht zu sehr auf das Ergebnis zu schauen." Boris Herrmann
Er weiß nur zu gut, dass es bei der härtesten Einhand-Regatta der Welt nicht nur auf "das technische Segeln als solches" ankommt. "Die Einsamkeit ist die herausragende Besonderheit an diesem Rennen", erklärte Herrmann. "Es hilft mir, mich mit den anderen Seglern darüber auszutauschen und natürlich auch meine Erfahrung."
Für den Hamburger ist es bereits die sechste Weltumseglung. Und obwohl er Kap Hoorn bereits sechsmal passiert hat, bleibt die legendäre Landmarke für ihn ein großes Ziel: "Ich würde mich sehr freuen, wenn ich Kap Hoorn bei der Passage auch wirklich sehen kann."
"Ich bin schon in meinem Tunnel"
Neben den seglerischen Fähigkeiten ist es für alle Skipper wichtig, Phasen der Entspannung und Erholung zu finden, wann immer es möglich ist - und zu schlafen. In der letzten Phase vor dem Rennen arbeitet der 43-Jährige deshalb nun unter anderem daran, mit speziellen Übungen schnell in den Schlaf zu finden. Dafür hat er sich zurzeit komplett zurückgezogen. "Ich bin schon in meinem Tunnel und muss mich jetzt viel mit mir selbst beschäftigen."
Während ein 30-köpfiges Team aktuell das Rennen im Basiscamp in Lorient vorbereitet, geht Herrmann im Kopf die Hatz um den Globus bereits Etappe für Etappe durch, bereitet sich zumindest mental auf alle Eventualitäten vor und wie er in speziellen Situationen reagieren muss.
Er verspüre nicht den Druck wie beim ersten Mal, "dass mein weiterer Karriereweg davon abhängt", erläuterte der Familienvater, er sei aber dennoch aufgeregter: "Woran das liegt, weiß ich gar nicht so genau."