Retour à la Base: Schlafloser Herrmann segelt auf Kurs Top fünf
Boris Herrmann hat bei der Transatlantik-Regatta Retour à La Base mit großen Schlafproblemen zu kämpfen. Trotzdem liegt der Weltumsegler aus Hamburg mit seiner Malizia bei der Soloregatta nach Lorient gut im Rennen.
Boris Herrmann hat schon mal fitter ausgesehen. Gezeichnet von harten Stunden an Bord der Malizia - Seaexplorer meldete sich der Hamburger auf Höhe der Azoren und berichtete von seinen Problemen. "Ich fühle mich gestresst, etwas krank und habe auch keinen Appetit", sagte der 42-Jährige.
"Ich bin ein müder Skipper, der dringend mehr Schlaf braucht." Boris Herrmann
Technische Probleme und ein Wassereinbruch im Cockpit der Malizia haben Herrmann in den vergangenen Tagen und Nächten um viel Schlaf gebracht. Und die so wichtigen Ruhephasen nachzuholen, fällt dem Segler äußert schwer.
"Selbst wenn ich müde bin und mich hinlege, kann ich nicht einfach schlafen. Und wenn doch, wache ich nach 20 Minuten wieder auf", berichtete der Malizia-Skipper, für den die Retour à La Base der erste Solo-Härtetest auf dem Weg zur Vendée Globe 2024 ist.
Er führt das auch auf die zahlreichen Schwierigkeiten an Bord zurück, mit denen er umgehen muss. "Ich denke, dass diese kleinen Adrenalinschübe irgendwie tief in meinem Körper sitzen. Besonders nachts." Er könne mit diesem "seltsamen Phänomen nicht so recht umgehen. Ich habe es während der Vendée zwei- oder dreimal gehabt, aber nicht so oft."
Podiumsplatz wohl außer Reichweite
Trotz aller Widrigkeiten liegt Herrmann aber gut im Rennen. Am Freitagvormittag segelte der gebürtige Oldenburger auf Rang vier mit knapp 20 Knoten dem Zielhafen in Frankreich entgegen. Hält er das Tempo, dürfte er bei noch rund 880 Seemeilen (1.630 Kilometer) am Sonntag im Ziel sein. Angepeilt hatte er einen Platz unter den besten Fünf - das könnte klappen.
Ein Podiumsplatz scheint aber außer Reichweite. Das Top-Trio um Yoann Richomme auf Paprec Arkéa hat die Flaute vor den Azoren früher überwunden als Herrmann, der über 300 Seemeilen Rückstand auf den führenden Franzosen hat.
Für Sébastien Simon auf Groupe Dubreuil ist das Rennen derweil erst einmal vorbei. Der Franzose musste auf Rang vier liegend mit ähnlichen technischen Problemen wie Herrmann die Azoren ansteuern und anlegen. Sein Team ist auf dem Weg zu ihm, um das Boot wieder fit zu machen.
Sturmtief im Norden
Alle anderen Imoca-Rennyachten haben im Endspurt mit heftigen Bedingungen zu tun. Im Norden hat sich ein Sturm zusammengebraut, was viele Skipper etwas südlicher segeln lässt. "Ich wollte eigentlich noch südlicher unterwegs sein, auf der etwas eleganteren Route mit weniger Wind", sagte Herrmann.
Aber das klappte nicht, weil der Hamburger zuletzt mehr mit dem Boot und sich selbst zu kämpfen hatte. Nachlassen ist trotzdem keine Option für ihn. "Ich bin nicht in der besten Form, will mich aber nicht beschweren", sagte Herrmann, der in Lorient wohl nur eines will: schlafen.
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