Ocean Race: Reparaturmarathon erfolgreich - Team Malizia segelt wieder
Riesenjubel an Bord der Malizia - Seaexplorer: Nach der Reparatur des aufgeschlitzten Mastes und dem Austausch des gerissenen Vorsegels steigen Skipper Boris Herrmann und seine Crew wieder voll in die Königsetappe des Ocean Race ein.
Nach Einbruch der Dunkelheit soll das neue Vorsegel am Freitagabend gesetzt und damit auch der geflickte Mast einer ersten Belastungsprobe ausgesetzt werden. "Ich bin so glücklich, wir segeln wieder, die meisten Dinge an Bord sind repariert. Ich bin bereit für den Rest dieser Etappe", jubelte Herrmann: "Wir sind noch im Rennen, nicht weit von 11th Hour und Biotherm entfernt und das Rennen ist noch lang."
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Malizia-Co-Skipperin Rosalin Kuiper hatte am Morgen bei rauer See mit etwa 20 Knoten Wind zweieinhalb Stunden im Mast verbracht, um die Reparatur abzuschließen und zu testen. Das Ergebnis: Das Laminat erscheine dick, gleichmäßig und stark, teilte das Team mit. Vorsorglich werden die hohen Tagestemperaturen genutzt, um die am Mast angebrachten Karbonflicken noch länger aushärten zu lassen.
Will Harris der Held des Tages
Co-Skipper Will Harris hatte am Vortag in 28 Meter Höhe in einer zermürbenden Arbeit den zerstörten Teil des Mastes zunächst abgeschliffen und dann die Carbon-Matten aufgetragen. Herrmann kürte den Briten nach den stundenlangen Reparaturarbeiten zum "Hero of the day". "Großen Respekt an Will! Es braucht so viel Mut, für so viele Stunden da oben am Mast zu arbeiten, während wir drei Meter hohe Wellen haben", so Herrmann, der offen damit umgeht, dass er selbst Höhenangst hat.
"Das war episches Teamwork. Ich bin so stolz, wenn wir in Itajai im Dock stehen." Boris Herrmann
Als er bei seinem Vendée-Globe-Soloeinsatz in der Nacht zum 27. November 2020 in den Mast musste, weil sein Mastschloss blockiert war, habe ihn das an seine Grenzen und darüber hinaus geführt, erklärte er damals. Der Angst habe er damals mit viel Adrenalin im Körper getrotzt. Bei der wichtigsten Team-Segelregatta um die Welt übernahm Harris die große Aufgabe.
"Ich bin sehr zufrieden mit der Arbeit, wir haben wirklich als Team zusammengearbeitet. Jeder von uns hat unermüdlich daran gearbeitet, das Boot zu reparieren und ich bin wirklich glücklich, dass es funktioniert zu haben scheint", sagte der 29-jährige Brite.
Vorsegel kann in Brasilien gerettet werden
Dem Riss im Mast war der Verlust eines Segels vorausgegangen. Das große Vorsegel hatte sich aus seinem Fallenschloss im Masttopp gelöst und war ins Wasser gestürzt, wo es sich so unglücklich um den Kiel und die Foils wickelte, dass Harris zum Messer greifen musste. Entgegen erster Annahmen könne es aber in Brasilien repariert und für die kommenden Etappen gerettet werden, sagte die Sprecherin des Teams. Harris habe das Segel bei der Bergung so sauber freigeschnitten, dass das möglich sei.
Pro Etappe dürfen die Teams acht Segel an Bord haben, im gesamten Ocean Race elf. Die Segelgarderobe ist mit Blick auf die zu erwartenden Winde einer Etappe sorgfältig aufeinander abgestimmt. Mit dem Code Zero fehlt der Malizia nun ein wichtiges Segel auf der Königsetappe, was sich besonders bei schwachen Winden auswirken würde.
Die Königsetappe: Von Kapstadt nach Brasilien
Am Sonntag der vergangenen Woche war in Kapstadt der Startschuss zur dritten Etappe über 12.750 Seemeilen von Südafrika durch den Südlichen Ozean bis nach Itajai/Brasilien gefallen. Es ist der längste Streckenabschnitt in der 50-jährigen Geschichte des Rennens rund um die Welt, es werden daher zweimal Punkte vergeben.