Ocean Race: Antoine Auriol - das Auge der Malizia
Beim Ocean Race stehen die Skipper wie Boris Herrmann oder Kevin Escoffier im Vordergrund. Zu den Helden der Weltumsegelung gehören aber auch die "OnBoard Reporter". Sie sind es, die spektakuläre Livebilder mitten aus dem Regatta-Geschehen liefern.
Antoine Auriol steht am Heck der Malizia und blickt auf zu seiner Drohne, die er im Licht der untergehenden Sonne dem Boot entgegensteuert. Beinahe lässig fängt er das Fluggerät mit einer Hand wieder ein - dass dies aber gar nicht so selbstverständlich ist, zeigt die anschließende Reaktion des Franzosen: Er ballt die Fäuste und schreit seine Freude in die Kamera. Dann klatscht er sich mit den anderen Crew-Mitgliedern der Malizia ab - alle wissen: Die atemberaubenden Bilder sind ein wichtiger Bestandteil ihres Segelabenteuers.
Live-Spektakel auch für die Crew
Auriol macht das sichtbar, was Außenstehende auf dem Livetracker nicht sehen können: die Geschwindigkeit der Malizia, ihre Robustheit und gleichzeitig die Eleganz, mit der die Imoca-Yacht über die Wellen fliegt. Wie ein glückliches Kind spielt der Reporter mit der Fernbedienung, die die Drohne steuert: Man bekommt einen Blick von der Masthöhe nach unten oder jagt der Yacht im Flug hinterter, sieht die Malizia von der Seite durch den Ozean pflügen und manchmal auch, wie ein Albatros die Drohne genau in Augenschein nimmt.
Auch die Crew selbst verfolgt das Spektakel begeistert: "Wow wow wow, super cool, episch", ruft Rosalin Kuiper, Will Harris spricht ergriffen von einem "Raketenschiff", der Hamburger Herrmann ist angesichts der Bilder von der Perfomance seines Bootes "einfach nur sprachlos". Aber auch der Spaß kommt nicht zu kurz: Als die Malizia und Biotherm eng beieinander segeln, fliegt Auriol die Drohne mal eben rüber, per Funk werden Grüße ausgetauscht.
Kite-Weltmeister und TV-Journalist
Auriol ist auf dem Wasser in seinem Element. Der im spanischen Cadiz lebende Sohn eines Franzosen und einer Deutschen ist nicht nur ein bekannter Fernsehjournalist, sondern auch Profisportler: 2010 wurde er Kiteboard-Weltmeister.
Die Multimedia-Reporter sind in die jeweiligen Teams integriert, seglerische Aufgaben darf der 38-Jährige aber auf der Malizia laut Reglement nicht übernehmen. Das bedeutet jedoch nicht, dass er ein entspanntes Leben an Bord hat. Im Gegenteil: Angesichts von Wellen, Wind und Nässe - von Schlafmangel ganz zu schweigen -, durchlebt und -leidet der Sportfotograf dieselben widrigen Hochsee-Bedingungen wie die Segler.
"Der härteste Job, den ich je hatte"
Unzählige Dokumentationen fürs französische Fernsehen hat Auriol bereits gedreht, aber "das hier ist definitiv der härteste Job, den ich je hatte", bekannte er im Interview mit der Website "imoca.org" und verglich seine Erfahrungen mit der Grundausbildung beim Militär: "Es ist alles so ungemütlich hier an Bord, ein paar Tage war ich sogar richtig krank."
Aber er finde peu à peu zu seinem Rhythmus: “Wenn wir dann in Brasilien ankommen, werde ich mich sehr freuen und sehr stolz sein. Deshalb halte ich durch, und es gibt ja auch noch viel zu erleben."
Auriol segelt alle Etappen mit
Allein das Naturerlebnis sei unbezahlbar: "Da schaust du aus dem Cockpit und siehst diese riesigen Albatrosse - mit ihrer Spannweite von zwei Metern und mehr. Die gleiten dann majestätisch dahin und du denkst nur: 'Wow, genau deshalb bist du hier - um genau so etwas zu sehen.'"
Schon vor dem Start des Ocean Race hatte er sich entschieden, alle Etappen mitzusegeln und kein Mal auszusetzen: "Daran wird auch nicht gerüttelt. Ich weiß, dass ich hier auch als Mensch wachse. Das Ocean Race macht mich innerlich reicher."