THW Kiel will beim Final Four seinen "Titelhunger" endlich stillen
Der THW Kiel ist beim Final Four der Handball-Champions-League heute und morgen in Köln nur Außenseiter. Doch das Team von Trainer Filip Jicha, das in den nationalen Wettbewerben enttäuschte, hat trotzdem viel vor.
Daraus machten die Verantwortlichen und Spieler der "Zebras" am Dienstag beim Media Day in ihrem Trainingszentrum keinen Hehl. "Der Hunger auf den Titel ist riesig. Keiner fährt nach Köln, um das nur zu erleben", sagte THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi. Coach Jicha forderte, dass "jeder Spieler über seine Grenzen gehen muss". Und Rechtsaußen Niclas Ekberg betonte: "Das Final Four lebt sein eigenes Leben. Das ist ein Modus, der für Überraschungen gemacht ist. Was davor war, ist irrelevant."
Die Schleswig-Holsteiner treffen in Köln heute (18 Uhr) im Halbfinale auf den FC Barcelona. Bereits drei Stunden zuvor spielen der deutsche Meister und Titelverteidiger SC Magdeburg sowie der frischgebackene dänische Titelträger Aalborg HB den ersten Finalteilnehmer aus.
THW Kiel "sicherlich nicht der Topfavorit"
Der THW ist in der Bundesliga nur Vierter geworden - mit satten 15 Punkten Rückstand auf Magdeburg. Im Pokal waren die Kieler im Oktober bereits an ihrer Auftakthürde HSG Wetzlar (31:32) hängengeblieben. Nicht von ungefähr gehen sie das Final Four zwar selbstbewusst, aber auch mit Demut an.
"Wir sind sicherlich nicht der Topfavorit", erklärte Szilagyi. Und auch Trainer Filip Jicha beantwortete die Frage, ob sein Team als Underdog an den Start geht, mit einem klaren "Ja".
2007, 2010, 2012 und 2020 haben die Schleswig-Holsteiner die "Königsklasse" gewonnen - beeindruckend. Ihre jüngste Bilanz gegen die drei anderen Teams in Köln kommt allerdings sehr bescheiden daher: Gegen "Barca" setzte es in den vergangenen fünf Duellen vier Niederlagen, dazu nur ein Remis. Gegen Aalborg sprang in der Vorrunde der Champions League auch nur ein Punkt heraus - im Hinspiel erteilten die Dänen um den Ex-Kieler Niklas Landin dem THW gar eine Lehrstunde (18:27). Gegen Magdeburg gingen in der Bundesliga beide Spiele verloren.
Pekeler: "Barcelona hat unglaubliche Klasse"
Insgesamt machen die Kieler Leistungen in der Champions League bis dato aber durchaus Mut. Die Gruppe A beendeten sie als Erster - vor Aalborg, Paris und Kielce - und zogen so direkt ins Viertelfinale ein. Dort feierten Jichas Mannen ein Handball-Wunder, als sie trotz einer 30:39-Klatsche im Hinspiel in Montpellier weiterkamen. Zu Hause besiegte der THW die Franzosen mit 31:21 - und legte damit einen Gala-Auftritt hin, wie man ihn von den Norddeutschen in der Vergangenheit schon oft gesehen hat.
Nun also die großen Katalanen. "Barcelona hat auf jeder Position unglaubliche Klasse zu bieten", sagte der erfahrene Hendrik Pekeler im NDR Interview. "Wir müssen die Spanier vor Aufgaben stellen. Wenn wir einfache Ballverluste vorne im Angriff haben, wird es unglaublich schwer." Das weiß Jicha: "Wir brauchen Mut, müssen riskieren und abgezockt sein." Ansonsten würde "Barca" sein Team "überrollen".
Mit einer Standardleistung würde man gegen Barcelona nicht weit kommen. Aber wenn es nach 45 Minuten noch ein knappes Spiel wäre, "haben wir eine Möglichkeit", so Jicha weiter. Clubboss Szilagyi ergänzte: "Barca hat nicht die Erfahrung mit knappen Spielen. Wir müssen sie zum Nachdenken bringen."