Champions League: Pleite für THW Kiel - Pekeler platzt der Kragen
Der deutsche Handball-Rekordmeister THW Kiel hat in der Champions League eine herbe Klatsche hinnehmen müssen. Das Duell mit Aalborg Handbold ging am Donnerstagabend mit 18:27 (6:11) verloren. Überragender Spieler bei den Gästen: Ex-THW-Torhüter Niklas Landin. Kiels Kreisläufer Hendrik Pekeler kritisierte das eigene Team massiv.
Während der dänische Weltklasse-Keeper Landin und seine Mitspieler nach der Schlusssirene ausgelassen feierten, herrschten bei seinen früheren Teamkollegen Ratlosigkeit und Entsetzen. Kiels Abwehrspezialist Pekeler machte in einer Medienrunde nach dem Spiel seinem gewaltigen Frust Luft: "Jeder muss sich jetzt die Grundsatzfrage stellen: Was will er? Will er erfolgreich sein oder will er ein bisschen hier und da spielen? Dann kann er gehen", sagte der 32-Jährige.
"Vorne haben wir keine Männer - Kinder haben wir da." THW-Profi Hendrik Pekeler
"In der Abwehr stehen wir gut, machen gut unseren Job. Vorne haben wir halt keine Männer - Kinder haben wir da. So einfach ist das zu erklären. Wenn du dich nicht traust, aufs Tor zu gehen, Tore zu werfen und eine gewissse Ausstrahlung zu haben - dann wirfst du halt nur sechs Tore in einer Halbzeit." Die Kieler, für die es bislang in der Champions League so prächtig gelaufen war, hatten von Aalborg Handbold schmerzhaft ihre Grenzen aufgezeigt bekommen.
THW führt Gruppe A trotzdem weiter an
Immerhin: Trotz der zweiten Niederlage in der "Königsklasse" steht das Team von Trainer Filip Jicha nach dem siebten Spieltag in der Gruppe A mit zehn Punkten weiterhin ganz oben. Die Norddeutschen verpassten aber die Chance, sich von den Verfolgern abzusetzen. Nun ist Aalborg bis auf einen Zähler dran am THW.
Zeit zur Erholung bleibt den "Zebras" nicht. Für diese geht es schon am Wochenende herausfordernd weiter - in der Bundesliga. Der mit 14:10 Zählern nur auf Tabellenplatz fünf platzierte Titelverteidiger empfängt am Sonntag (14 Uhr, live im NDR Fernsehen und im Livestream bei NDR.de) den noch ungeschlagenen Spitzenreiter Füchse Berlin.
Pekeler: "Heute war wieder das beschissene Spiel - mal gucken, was Sonntag kommt, ob wir da auf einmal wieder explodieren. Aber so kann es doch nicht weitergehen. Ich habe keinen Bock, jedes zweite, dritte Spiel zu verlieren. Das macht mir einfach keinen Spaß."
THW-Profis zwölf Minuten lang ohne Torerfolg
Vier Tage nach dem klaren Bundesliga-Erfolg bei den Rhein-Neckar Löwen gelang den Schleswig-Holsteinern im Heimspiel der "Königsklasse" gegen die Nordjütlander ein guter Start. Im Torhüterduell mit Niklas Landin hatte Samir Bellahcene in der Anfangsphase noch Vorteile. Vier der fünf Würfe auf sein Tor wehrte der Franzose ab, wodurch er die Basis für eine 4:2-Führung (9.) der Gastgeber legte. Doch mit jeder Minute, die verstrich, steigerte sich beim dänischen Titelträger der Mann zwischen den Pfosten.
"Das macht mir einfach keinen Spaß." Hendrik Pekeler
Es begann damit, dass Landin einen Siebenmeter von Niclas Ekberg genauso abwehrte wie kurz darauf einen freien Wurf des schwedischen Rechtsaußen. Und damit war der Welthandballer der Jahre 2019 und 2021 offenbar auf Betriebstemperatur gekommen. Vom 5:5 (15.) beginnend, machte der Landin sein Gehäuse komplett dicht - für den im Handball sehr langen Zeitraum von zwölf Minuten. Der 34-Jährige wehrte neben zahlreichen Würfen aus dem Spiel heraus auch weitere Siebenmeter seines Bruders Magnus (16.) und Elias Ellefsen a Skipagötu (25.) ab.
Erst in der 27. Minute brach Ekberg den Bann und ließ die THW-Fans unter den 7.150 Zuschauern wieder jubeln. Es war der Treffer zum 6:11 - und dies war zugleich der Halbzeitstand. Gerade einmal sechs Tore gelangen dem deutschen Rekordmeister somit in den ersten 30 Minuten gegen die langjährige Kieler Nummer eins, die im vergangenen Sommer nach acht Jahren in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt nach Aalborg gewechselt war.
Jicha zürnt - aber "Zebras" kommen nicht heran
Die Hoffnungen der Norddeutschen auf eine Aufholjagd erhielten zügig einen ordentlichen Dämpfer. Landin wehrte weiter reihenweise Würfe ab und trug einen großen Teil dazu bei, dass Aalborg nach 39 Minuten mit 18:10 führte. Jicha nahm eine Auszeit und machte seinen Spielern mit erhobener Stimme klar, dass von ihnen jetzt deutlich mehr kommen müsse. Nur: Viel besser wurde es auch danach nicht.
Es ging einfach nichts an diesem Abend - nicht gegen diese Dänen und ihren herausragenden Torhüter. Acht Minuten vor dem Ende der Partie betrug der Rückstand für die Norddeutschen zehn Tore (15:25). Die Partie war somit weit vor der Schlusssirene längst entschieden. Erfolgreichster THW-Profi war Ekberg mit sieben Toren, davon vier per Siebenmeter.