"Einfach schlecht" - THW Kiel kann Meistertitel wohl abschreiben
Der THW Kiel kann die deutsche Handball-Meisterschaft nach der Pleite bei der TSV Hannover-Burgdorf wohl abhaken - und muss anscheinend bitteren Wahrheiten ins Auge blicken.
"Vielleicht muss man akzeptieren, dass wir nicht so gut sind, um unseren Ansprüchen gerecht werden zu können", sagte Kiels Linksaußen Rune Dahmke nach der 33:36-Niederlage bei den "Recken" dem NDR. Es war die fünfte Ligapleite im elften Spiel für den THW, der nun bereits neun Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Füchse Berlin hat. Und auch auf Platz zwei, der zur Teilnahme an der Champions League berechtigt und der aktuell vom SC Magdeburg belegt wird, sind es satte sieben Zähler.
Dahmke: In entscheidenden Momenten fehlt die Qualität
"Wir spielen einfach schlecht", ging Dahmke mit sich und seinen Teamkollegen hart ins Gericht und legte den Finger in eine der größten THW-Wunden: "Wir haben viele Leute mit Potenzial, aber uns fehlt in den entscheidenden Momenten einfach die Qualität, die wir in den vergangenen Jahren auf der Platte hatten."
In der Tat ist ein Muster im Spiel der "Zebras" zu erkennen. "Wir machen in den entscheidenden Situationen zu viele Fehler", so Dahmke. Das ärgerte nach der Niederlage am Donnerstagabend auch Viktor Szilagyi. "Das Bittere ist zurzeit: Die Qualität ist da, doch die Konstanz fehlt. Der Frust ist riesengroß, wir haben das heute verschenkt", sagte der THW-Geschäftsführer, der personelle Konsequenzen trotz des anhaltenden sportlichen Schlingerkurses ausschloss: "Kurzschlusshandlungen wird es bei uns in Kiel nicht geben. Ich habe immer noch Vertrauen. Vertrauen in die Mannschaft und Vertrauen in den Trainer."
Szilagyi: "Aufgeben ist keine Option"
Die Situation gehe an niemandem spurlos vorbei. "Weder die Spieler, noch der Trainer, noch unsere Fans sind glücklich. Wir dürfen aber den Zusammenhalt nicht verlieren", unterstrich Szilagyi: "Wir müssen jetzt die Köpfe aufrichten, denn Aufgeben ist keine Option. Wir befinden uns in einer schwierigen Phase, aus der wir aber gestärkt herausgehen werden. Nur wann, kann ich momentan nicht sagen."
"Wir reden schon lange nicht mehr über das, was am Ende kommt, Meisterschaft oder irgendwas." THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi
Die Hoffnung lebt aber noch bei Szilagyi, der mit seinen Kielern schon das frühe Aus im DHB-Pokal verkraften musste: "Es kann niemand vorhersagen, wie viele Punkte notwendig sein werden, um sich für die internationalen Wettbewerbe zu qualifizieren und für die Meisterschaft. Aber der Druck steigt natürlich."
Mit zehn Minuspunkten als Tabellensiebter werden die Schleswig-Holsteiner eine Siegesserie in der Liga brauchen, um den Blick noch einmal nach ganz oben richten zu können - und Patzer der Konkurrrenz.
Zwei Topspiele vor der Brust
Der Liga-Spielplan ist dabei gnadenlos. Bereits am Sonntag (14.05 Uhr, live im SWR) tritt der THW bei Pokalsieger Rhein-Neckar Löwen an, am 19. November (14.05 Uhr) kommt Spitzenreiter Füchse Berlin an die Förde.
"Es gilt jetzt, keinen einzigen Punkt irgendwo liegenzulassen und zu schauen, was die Saison noch bringt", sagte Szilagyi. Ob der Titelverteidiger dazu aktuell in der Lage ist, darf bezweifelt werden. Nach nur elf Spielen hat Kiel bereits mehr Niederlagen kassiert als in jeder der fünf vergangenen Spielzeiten. "Auf Platz eins brauchen wir jetzt nicht mehr zu hoffen", sagte THW-Profi Hendrik Pekeler nach der Pleite am Donnerstag frustriert.