DHB-Pokal: THW Kiel fliegt zu Hause gegen Wetzlar raus
Der THW Kiel ist in der 3. Runde des DHB-Pokals sensationell rausgeflogen. Der deutsche Handball-Rekordmeister unterlag dem Bundesliga-Vorletzten HSG Wetzlar zu Hause mit 31:32 (17:19). Der nächste Dämpfer in einer bislang schon schwierigen Saison.
Zu lasch in der Verteidigung, zu unkonzentriert und fehlerhaft in der Offensive: Die Mannschaft von Trainer Filip Jicha hat in der noch jungen Handball-Saison den nächsten schweren Rückschlag hinnehmen müssen. Das Team setzte die zuletzt wankelmütigen Leistungen aus Bundesliga und Champions League auch im Pokal nahtlos fort.
"Für mich persönlich ist das bisher eines der schwersten Spiele überhaupt." Kiels Patrick Wiencek
In der Kieler Halle herrschte nach einem verpatzten letzten Angriff, in dem es trotz 25 Sekunden Zeit nicht mal einen Abschluss gab, absolute Stille und Fassungslosigkeit. Mit einem Treffer hätten sich die Schleswig-Holsteiner wenigstens in die Verlängerung retten können, so aber ist der erste Titel der Saison für den Pokal-Rekordgewinner bereits futsch. Bester Werfer vor 4.389 Zuschauern war der Wetzlarer Domen Novak mit neun Treffern. Für die enttäuschenden Gastgeber war Eric Johansson siebenmal erfolgreich.
"Das tut enorm weh", sagte Patrick Wiencek dem NDR. "Für mich persönlich ist das bisher eines der schwersten Spiele überhaupt." Der THW Kreisläufer übte Selbstkritik. "Wenn ich überlege, wie viele Freie ich verworfen habe und dann kommen noch andere dazu", so der Nationalspieler. "Wetzlar hat das gut gemacht und wir sind einfach nicht in Schwung gekommen."
Kiel startet stark ...
Dabei hatte der THW gegen die Hessen schnell einen Drei-Tore-Vorsprung herausgeworfen - 7:4 hieß es nach sieben Minuten. Insbesondere Reinkind zeigte sich mit drei Toren früh treffsicher. Doch anders als in der Bundesliga-Partie Anfang September (33:22), als die Kieler die HSG in der ersten Hälfte deklassiert hatten (15:4), schafften sie es - wie zuletzt so oft - erneut nicht, Konstanz in ihr Spiel zu bringen.
Alleine Linksaußen Rune Dahmke scheiterte in den folgenden Minuten dreimal an Keeper Till Klimpke. Das Ergebnis: Emil Mellegard erzielte in der 14. Minute die 10:9-Führung für die Gäste, die diese in der Folge auf drei Tore ausbauten (14:11, 21.). Beim Jicha-Team lief es in dieser Phase weder vorne noch hinten: Im Angriff warfen die Kieler Klimpke so richtig heiß, in der Defensive war die Deckung viel zu passiv und im Tor bekam Tomas Mrkva keine Hand an die HSG-Würfe.
... und lässt stark nach
Der sichtlich erzürnte Coach nahm eine Auszeit und forderte von seinem Team mehr Körperlichkeit in der Deckung und mehr Konsequenz im Abschluss ("Reinhauen, reinhauen, reinhauen"). Zudem ersetzte Neuzugang Samir Bellahcene Mrkva im Tor. Zurück in die Partie brachten die Kieler zunächst aber die Gäste: Novak warf einen Siebenmeter deutlich über das Tor (22.). Statt auf Vier-Tore-Vorsprung zu stellen, glich der THW durch Rechtsaußen Niclas Ekberg in der 25. Minute aus.
Doch wieder folgte dieser guten eine weitere schlechte Phase, sodass die Hessen trotz einiger starker Bellahcene-Paraden mit einer knappen Führung in die Kabinen gingen (17:19).
Bellahcene hält überragend, doch Wetzlar gewinnt
Der Torhüter-Wechsel machte sich auch zu Beginn von Durchgang zwei bezahlt, Bellahcene hielt alleine bis zur 35. Minute drei Würfe. Wirklich Kapital schlagen konnten die Gastgeber daraus aber nicht, weil sie selbst nur einmal trafen. So dauerte es in einem offensiv nun völlig zerfahrenen Spiel bis zur 41. Minute, bis die "Zabras" durch Petter Overby ausgleichen konnten - 22:22.
Konnte der THW das Blatt nun zu seinen Gunsten wenden? Nein. Bis in die Schlussphase blieb die Partie ausgeglichen und hochspannend, weil beide Torhüter stark aufgelegt waren, die Mannschaften im Angriff aber auch fahrig blieben - Johansson traf zum 30:30 nach 55 Minuten.
Zwei Minuten vor dem Schluss setzte sich Wetzlar erstmals wieder mit zwei Toren ab - zu viel für einen an diesem Nachmittag desolaten THW, dem mehr als ein Verkürzen aufgrund des vollkommen missratenen letzten Angriffs nicht mehr gelang. Ein Sinnbild für die Partie - und die bisherige Kieler Saison.