Dritte Ligapleite des THW: Kriselnde Kieler suchen "Killerinstinkt"
Der THW Kiel hat im Topspiel beim SC Magdeburg den nächsten Rückschlag kassiert und hinkt schon jetzt der Spitze hinterher. Nach der dritten Liga-Pleite in Folge beklagte Trainer Filip Jicha die - einmal mehr - vielen ausgelassenen Chancen. Aber wie sind die Aussichten?
Der tschechische Coach der "Zebras" war bedient. Nach der Schlusssirene stand er mit leerem Blick auf dem Parkett, während um ihn herum die Halle in Magdeburg geradezu explodierte. Die Niederlage seines THW im Bundesliga-Topspiel schmerzte den 41-Jährigen ganz besonders.
"Wir haben hundertprozentige Chancen liegengelassen, das hat uns wehgetan." THW-Coach Filip Jicha
Während die Norddeutschen tief in die Krise rutschten, gelang dem Gegner der Befreiungsschlag. "Es war ein Spitzenspiel mit allem Drum und Dran", sagte der enttäuschte Jicha nach dem 31:34 (15:17) beim Champions-League-Sieger - der nach den Niederlagen gegen Flensburg und Melsungen dritten Liga-Pleite des THW in Folge: "Wir haben hundertprozentige Chancen liegengelassen, das hat uns wehgetan. Es hätte alles perfekt laufen müssen, aber wir hatten den Killerinstinkt nicht. Das müssen wir in solch einer Phase akzeptieren."
Wie in den zwei Liga-Pleiten - aber auch in den drei Erfolgen in der Champions League - schafft seine Mannschaft es nicht, ihr Spiel über 60 Minuten auf die Platte zu bringen. Immer wieder sind es insbesondere in der Offensive Ungenauigkeiten und Ballverluste, die am Ende einen möglichen Sieg kosten. "Insgesamt war unsere Fehlerquote zu hoch, und die vier Minuten Unterzahl in der zweiten Halbzeit taten uns dann noch zusätzlich weh", analysierte Jicha.
Schlechtester Saisonstart des THW seit 2017
Mit 6:6 Punkten liegt der Titelverteidiger im Niemandsland der Tabelle auf Rang neun, es ist der schlechteste Saisonstart seit der Spielzeit 2017/18. Damals verpassten die Kieler am Ende als Fünfter sogar das internationale Geschäft. Auch in diesem Jahr droht an der Ostsee dieses Schreckensszenario.
Das Überraschungsteam der MT Melsungen ist an der Spitze mit 14:0 Zählern bereits enteilt, auch die Verfolger zeigten sich zuletzt in aufsteigender Form - anders der THW. Doch immerhin der Bundestrainer sprach dem angeschlagenen Champion Mut zu. "Ich glaube, man kann in dieser Spielzeit durchaus auch mit zweistelligen Minuspunkten Meister werden", sagte Alfred Gislason bei Handball-World.
Kiel wurde 2007 mit zweistelligen Minuspunkten Meister
Das hat ein Club zuletzt 2007 geschafft - es war natürlich Kiel. Auch Rechtsaußen Niclas Ekberg glaubt noch an eine Aufholjagd. "Wir können auf jeden Fall noch Meister werden", sagte der Schwede bei Dyn: "Wir werden weiter arbeiten und uns die Punkte zurückholen." Die Hypothek ist allerdings schon jetzt riesig.
Vielleicht kommt ein Pokalduell zum Wundenlecken da genau recht: Am Dienstag gastiert die HSG Wetzlar im DHB-Pokal an der Förde (15 Uhr).