Nach Derby-Pleite: THW Kiel verliert auch gegen MT Melsungen
Für den deutschen Handball-Rekordmeister THW ist es eine Woche zum Vergessen. Nur drei Tage nach der Pleite im Landesderby bei der SG Flensburg-Handewitt unterlagen die "Zebras" am Sonntag zuhause Bundesliga-Spitzenreiter MT Melsungen mit 30:35 (13:13).
Es genügten nur zwei Partien, um den Saisonauftakt deutlich anders zu bewerten. War es für Kiel nach drei Siegen aus den ersten drei Spielen noch ein perfekter Auftakt, ist es jetzt nur noch ein mäßiger Beginn. Mit der Ausbeute von 6:4 Punkten bleibt die Mannschaft von Trainer Filip Jicha hinter den eigenen Erwartungen zurück.
"Wir müssen noch einmal von Null anfangen." THW-Profi Rune Dahmke
THW-Profi Rune Dahmke sprach im Interview mit dem NDR Klartext: "Im Endeffekt ist mir das einfach peinlich und tut mir leid für unsere Fans. Und es hat dann auch nichts mit unserem Anspruch zu tun. Wir sind alle hier aus einem Grund: für den Verein Spiele zu gewinnen und am Ende oben zu stehen. Jetzt gerade sind wir weit davon weg."
Kieler Abwehr gestattet Kristopans in Hälfte eins wenig
Wie lässt sich Dainis Kristopans stoppen? Mit der Frage waren die "Zebras" in die Partie gegen die Nordhessen gegangen. Der 2,15 Meter große lettische Nationalspieler ist der wohl größte Trumpf im Offensivspiel der MT, zeichnet ihn doch trotz seiner enormen Größe eine bemerkenswerte Beweglichkeit aus. Immer dann, wenn der von Paris Saint-Germain gekommene rechte Rückraumspieler die ersten Schritte zum Sprungwurf aus neun, zehn Metern ansetzte, waren zwei ebenfalls sehr kräftig gebaute THW-Spieler flugs zur Stelle. Eric Johansson ging zumeist als Erster auf den wurfgewaltigen Linkshänder drauf, Abwehrspezialist Patrick Wiencek folgte schnell danach.
Nach einem missglückten Auftakt und einem 0:2 nach zwei Minuten kamen die Schleswig-Holsteiner zunehmend besser in die Partie. Linksaußen Dahmke sorgte mit dem 7:4 (12.) für die erste Drei-Tore-Führung. Doch so ging es nicht weiter. Die Gäste, bei denen der lediglich 1,69 m große Spanier Erik Balenciaga Azcue gekonnt Regie führte, kamen wieder heran. Und so ging es mit einem 13:13 in die Pause. Kristopans wurden nur drei Würfe auf das Kieler Tor gestattet, die aber führten dann auch zu Treffern.
Neun-Tore-Rückstand für den THW
Klappte bei den Norddeutschen schon in der Anfangsphase der Partie wenig, so war es zu Beginn des zweiten Durchganges sogar noch dürftiger. Den "Zebras" unterliefen einige technische Fehler, zudem wurden freie Würfe nicht genutzt. Die Folge: In den ersten elf Minuten der zweiten Hälfte gelangen den Kielern nur drei Treffer. Melsungen führte zu dem Zeitpunkt mit 22:16. Und als Johansson bei 7:6-Überzahl im Spielaufbau Balenciaga Azcue den Ball direkt in die Hände spielte und der Iberer mit einem weiten Wurf ins leere Tor traf, hieß es 17:24 (44.) aus der Sicht des Jicha-Teams.
Kieler Aufholjagd letztlich ohne Erfolg
Bei den Kielern lief rein gar nichts mehr. Sie waren komplett von der Rolle, vergaben weiter freie Würfe. Und so hieß es kurz darauf sogar 17:26 (45.). Elf Minuten vor der Schlusssirene war beim Stand von 22:28 die Hoffnung zurück. Bei Melsungen saßen gleich drei Spieler mit Zeitstrafen draußen. Und der THW nutzte diese Phase, um auf 25:29 zu verkürzen (52.). Sechseinhalb Minuten vor Schluss hieß es nur noch 27:30. Und als Niclas Ekberg zum 28:30 traf, waren es in der Aufholjagd nur noch zwei Treffer.
Melsungen wankte, fiel aber nicht. Die MT traf zweimal in Folge, und so waren es für den THW drei Minuten vor dem Ende wieder vier Tore Rückstand. Und das dann doch zu viel für die "Zebras". Kiel kassierte eine verdiente Niederlage. Erfolgreichster THW-Profi war Nikola Bilyk mit sieben Treffern.