SG Flensburg-Handewitt schlägt THW Kiel in letzter Sekunde
Was für ein Derby! In einem hochklassigen und spannenden Spiel der Handball-Bundesliga, indem die Führung mehrmals wechselte, schlug die SG Flensburg-Handewitt den THW Kiel in letzter Sekunde vor heimischer Kulisse mit 28:27 (14:17).
Emil Jakobsen war der gefeierte Mann an diesem Abend! In der letzten Sekunde des Spiels traf der Linksaußen zum insgesamt 39. Flensburger Derby-Sieg und brachte die Campus-Halle zum Beben. Nach einem Drei-Tore-Rückstand zur Pause feierten die SG-Spieler ausgelassen mit ihren Fans. Nationalmannschaftskapitän Johannes Golla war mit sieben Treffern erfolgreichster Werfer der Gastgeber, für den THW erzielten die beiden Rückraumspieler Nikola Bilyk und Elia Ellefsen je vier Tore.
"Das ist das geilste Spiel des Jahres", sagte ein strahlender Golla nach der Partie dem NDR. "Wir haben dann in der Halbzeit gesagt, dass wir von allem ein bisschen mehr brauchen. Dass wir dann nochmal zurückkommen, haben wir unseren Fans zu verdanken", fügte er hinzu. Auch bei Kiel gab es Lob: "Wir haben ein großartiges Spiel gemacht. Am Ende haben Kleinigkeiten über zwei Punkte entschieden. Das ist sehr bitter für uns, weil die Mannschaft mehr verdient hat", sagte Kiels Geschäftsführer Viktor Szilagyi.
Der amtierende deutsche Meister büßte damit seinen perfekten Saisonstart von zuvor 6:0 Punkten ein. Für die Flensburger war der Erfolg im prestigeträchtigen 109. Aufeinandertreffen nach der 29:31-Niederlage in Magdeburg und einem bisher durchwachsenen Saisonstart ein Ausrufezeichen im Rennen um die Meisterschaft.
Flensburg startet schwach, Kiel effizient
Die Gastgeber standen sich zu Beginn dieses spektakulären Abends erstmal selbst im Weg. Nach einer zunächst ausgeglichenen Anfangsphase leisteten sich die Flensburger zahlreiche Abspielfehler und Fehlwürfe, die die "Zebras" nutzten, um nach sieben Minuten das erste Mal mit drei Toren wegzuziehen (7:4). SG-Trainer Nicolej Krickau versuchte von außen zu korrigieren und veränderte seine Abwehrformation, die Gäste blieben allerdings gerade im Rückraum bärenstark und konnten ihre Führung nach 20 Minuten auf vier Tore leicht ausbauen (12:8).
Vor der Pause drückten die Spieler aus der deutsch-dänischen Grenzstadt allerdings noch einmal aufs Gaspedal, wurden offensiver auf den Halbpositionen. Doch mit Thomas Mrkva im Tor hatten die "Zebras" einen starken Rückhalt im Tor. Die Gastgeber wechselten zwischen den Pfosten von Kevin Möller auf Benjamin Buric, was sich bezahlt machte: Zur Halbzeit führte der THW mit "nur" drei Toren 17:14.
THW lädt die SG ein, Buric pariert sensationell
Zu Beginn des zweiten Durchgangs machten die Gäste dann der SG die Tür auf: Der THW scheiterte mehrfach an Buric und leistete sich zahlreiche Ballverluste und Offensivfouls. Die Flensburger kamen mit mehr Tempo aus der Kabine und drehten die Partie sowie die Halle auf den Kopf: Mit einem Fünferlauf gingen sie in der 38. Minute durch Kay Smits' Treffer mit 19:18 in Führung.
THW-Trainer Filip Jicha nahm beim Stand von 19:21 aus Kieler Sicht eine Auszeit und sorgte dafür, dass seinen Spielern danach die Ohren klingelten. Doch besser wurde es erstmal nicht. Die Landeshauptstädter warfen weiterhin schwach und Buric anvancierte wie im vergangenen Dezember beim 36:23 zum Derby-Held. Kiel gelangen innerhalb der ersten 15 Minuten der zweiten Halbzeit ganze drei Tore.
Jakobsen hat das letzte Wort
Mit fortwährender Spieldauer schienen sich die "Zebras" allerdings wieder zu fangen und der SG ging etwas die Puste aus. Rune Dahmke glich in der 49. Minute zum 22:22 aus und leitete eine spannende Schlussphase ein. Fünf Minuten vor Schluss erzielte Petter Overby für die Landeshaupstädter die 27:24 Führung, die Simon Pytlick eine Minute vor Schluss mit dem 27:27 ausglich. Der Rest war Überzahl, Jakobsen und grenzenloser SG-Jubel.