THW Kiel: "Situation, die wir nicht wollten"
Schon zwei Niederlagen nach nur fünf Spielen - der Saisonstart in der Handball-Bundesliga ist für Titelverteidiger und Rekordmeister THW Kiel definitiv nicht so gelaufen, wie ihn sich Spieler und Verantwortliche vorgestellt hatten.
"Das ist eine Situation, die wir nicht wollten, der wir uns nun aber stellen werden", sagte THW-Trainer Filip Jicha nach der 30:35-Heimniederlage am Sonntag gegen den Tabellenführer MT Melsungen. Für den 23-fachen deutschen Meister war es die zweite Pleite in Folge. Zuvor war das 109. Schleswig-Holstein-Derby bei der SG Flensburg-Handewitt verloren gegangen.
Beide Spiele hätte der THW auch für sich entscheiden können, brachte sich aber selbst um die Früchte des Erfolgs. "Das war anscheinend doch kein Zufall", sah Patrick Wiencek im NDR Parallelen zwischen beiden Partien, "aber jetzt haben wir ein Heimspiel verloren, das wir nicht verlieren durften. Von daher sind wir ziemlich weit weg momentan."
Auftaktsiege täuschten
Zu viele Ballverluste und zu viele Fehler hatte Jicha bei der Derby-Niederlage bemängelt und eindrücklich davor gewarnt, dass dies gegen Melsungen nicht erneut vorkommen dürfe. Die technischen Fehler hätten "die Niederlage nicht ausgelöst, sondern die Niederlage beschleunigt", sagte der THW-Coach in seiner Spielanalyse.
Auffällig ist, dass das Kieler System gegen selbstbewusst auftretende Teams noch nicht hundertprozentig zu funktionieren scheint. Die jeweils mit elf Toren Differenz errungenen Siege zum Saisonauftakt über Balingen, Gummersbach und Wetzlar täuschten darüber hinweg. Nordrivale Flensburg ist gegen den THW immer besonders motiviert, Melsungen kam als ungeschlagener Tabellenführer mit viel Selbstvertrauen in die Arena.
THW-Baustelle Tor
Eines der Probleme liegt auch auf der Torhüterposition. Nach der Verletzung von Zugang Vincent Gérard (Adduktoren) ist Tomas Mrkva quasi Einzelkämpfer zwischen den Pfosten. Der Tscheche macht seine Sache gut, doch es fehlt ein zweiter Top-Keeper, um die gegnerischen Schützen während des Spiels vor neue Aufgaben zu stellen.
Als Ersatz steht nur der unerfahrene 19-jährige Magnus Bierfreund zur Verfügung, Barcelonas Gonzalo Perez de Vargas kommt erst 2025 an die Förde. Da die Verletzungsdauer von Gérard nicht absehbar ist, müssen die THW-Verantwortlichen wohl reagieren. "Dass wir schon wieder in der Situation sind, dass wir auf der Suche sind, heißt ja, dass es nicht ideal läuft", sagte Sportchef Viktor Szilagyi und deutete an, dass die Kieler möglicherweise noch einen Torwart verpflichten.
Erst 3x Champions League, dann nach Magdeburg
In der Bundesliga haben die "Zebras" erst einmal rund drei Wochen Pause, dafür können sie Selbstvertrauen in der Champions League sammeln. Am Donnerstag (18.45 Uhr) steigt das erste Gruppenspiel beim kroatischen Meister RK Zagreb. Es folgen die Partien gegen Pick Szeged aus Ungarn (21. September) und bei Eurofarm Pelister in Nordmazedonien (27. September).
"Vielleicht ist es ganz gut, dass wir jetzt erst einmal in einem anderen Wettbewerb sind", sagte Linksaußen Rune Dahmke und fügte hinzu: "Da spüren wir nicht diesen riesigen Druck wie in der Bundesliga, sofort wieder zu punkten." Allerdings wartet in der Liga danach erneut eine schwere Aufgabe. Am 30. September gastiert der THW bei Vizemeister und Champions-League-Sieger SC Magdeburg. Eine Niederlage können sich die Kieler eigentlich nicht leisten, bei dann 6:6 Punkten wäre der Abstand zur Tabellenspitze zu schnell zu groß. Nicht nur deshalb fordert Jicha: "Wir müssen daran arbeiten, in jedem Spiel unsere Leistung zu bringen."