So hält "Frühbucher" Szilágyi den THW Kiel in der Weltspitze
Handball-Bundesligist THW Kiel gelang mit der Verpflichtung von Top-Torwart Gonzalo Perez de Vargas ein echter Coup. Wie Geschäftsführer Viktor Szilágyi, genannt "Figo", den Rekordmeister in der Weltspitze hält.
Thierry Omeyer, Daniel Narcisse, Nikola Karabatic, Niklas Landin, Sander Sagosen - die Liste der Weltstars, die sich dem THW anschlossen, ist lang und ließe sich mühelos erweitern. Jetzt also Gonzalo Perez de Vargas. Allein der Klang des Namens bringt die verwöhnten Kieler Fans schnell ins Träumen, 2025 wechselt der Torhüter der Extraklasse an die Förde.
Mit vielen Trophäen und Auszeichnungen im Lebenslauf: Allein zehnmal gewann er die spanische Meisterschaft, viermal die Champions League mit dem FC Barcelona, wo Perez de Vargas aktuell Kapitän ist. In zwei Jahren, mit dann 34 Jahren, kommt der Spanier in die Bundesliga, für ihn selbst "eine der schwierigsten Herausforderungen im Handball." Neben Barcelona sei der THW "der größte Verein der Welt."
Szilágyi setzt ein Zeichen an die Konkurrenz
Es ist genau das, was der Geschäftsführer vom deutschen Rekordmeister mit solchen Transfers ausdrücken will. Viktor Szilágyi setzt ein Zeichen an die Konkurrenz: Wir wollen in der Weltspitze bleiben. Es ist das Selbstverständnis des Österreichers, dem seine ehemaligen Mitspieler den Spitznamen "Figo" verpasst haben. Wegen seiner filigranen Handballkünste.
Der in Budapest geborene Szilagyi (203 Länderspiele für Österreich) musste 2017 nach einem Kreuzbandriss seine Karriere auf dem Feld beenden, am 1. Januar 2018 wurde er Sportlicher Leiter in Kiel. Fortan baute der heute 44-Jährige sein ausgezeichnetes Netzwerk immer intensiver und weiter aus und erzielt jetzt quasi vom Schreibtisch die Volltreffer.
Kein Schlagzeilengewitter wie bei Harry Kane
Das Besondere: die Vertragsverhandlungen mit dem Spanier liefen in aller Stille ab. Kein Schlagzeilengewitter im Stundentakt wie beim FC Bayern und Harry Kane. Öffentliche Aufmerksamkeit bitte erst, wenn der Deal endgültig und perfekt ist. Fast schon nebenbei stach der Szilágyi im Bieterwettbewerb die hochkarätige Konkurrenz aus Paris und Veszprem aus.
Es ist mittlerweile gängige Praxis, Spieler weit im Voraus zu verpflichten. "Frühbucher-Transfers" nennen das die einen, "Glücksspiel-Transfers" die anderen. Szilágyi machte den Sagosen-Zugang 2019 ein Jahr vor Vertragsbeginn perfekt, gab im August 2022 die Verpflichtung von Nationalspieler Lukas Zerbe bekannt - aber erst zur Saison 2024/2025. Zur selben Saison, auch das ist schon klar, kommt zudem Top-Talent Emil Madsen.
Vor- und Nachteile der "Frühbucher-Transfers"
Dass das Risiken birgt, erlebt der Norweger Sagosen derzeit in Kolstad, wo er bereits 2021 für diesen Sommer zusagte. Zwei Jahre nach seiner von Versprechungen befeuerten Unterschrift gibt es beim norwegischen Millionenprojekt große Finanzprobleme, die Zukunft ist ungewiss.
Der Vorteil für die Handball-Bosse: Sie sparen sich die Ablösesummen, und schaffen langfristig Planungssicherheit. Der Vertrag von Perez de Vargas endet in Barcelona erst 2025. Während der FC Bayern ein Jahr vor Kanes Vertragsende mehr als 100 Millionen Euro in die Hand nehmen will, übt sich der "FC Bayern des Handballs" in Geduld.
Der dann-34-jährige Spanier - das ist für Handballtorhüter noch kein hohes Alter - erhält in Kiel sogar einen Vierjahresvertrag. Es ist nicht nur ein Statement für die Zukunft, es ist auch ein großer Vertrauensvorschuss. Ob – wie vermutet – der Kieler Geschäftsführer für seinen Torhüter in spe noch einen Frühbucherrabatt herausgehandelt hat, bleibt im Moment das beinahe einzige Geheimnis des „Figo“ Szilagyi.