THW Kiel mit Zittersieg gegen Kielce - Ekberg fällt wochenlang aus
Vier Tage nach dem Aus im DHB-Pokal hat der deutsche Handball-Rekordmeister THW Kiel am Donnerstag in der Champions League mit 32:29 (22:13) gegen Vive Kielce gewonnen. Es ist der erste Sieg über die Polen seit fast zwölf Jahren. Bitter: Der schwedische Rechtsaußen Ekberg verletzt sich am Knöchel und fällt wochenlang aus.
Als die Schlusssirene ertönte, war Durchatmen angesagt. Denn die "Zebras" hätten fast einen Zehn-Tore-Vorsprung verspielt. Der Verlauf der zweiten Hälfte war kaum zu glauben. Kiel stand zehn Minuten lang komplett neben sich und rettete sich ins Ziel. Durch den Erfolg gegen den aktuellen Tabellenzweiten der Gruppe B, gegen den es im Hinspiel noch eine 37:40-Niederlage gegeben hatte, ist der dritte Platz weiterhin in Sichtweite.
Dann ginge es gegen den Sechstplatzierten der Gruppe A, der derzeit RK Zagreb heißt. Allerdings stehen bis Anfang März noch drei weitere Spieltage in der Gruppenphase an. "Wir schielen jetzt natürlich auf Platz drei der Gruppe. Die Chance darauf haben wir uns heute erhalten", sagte Abwehrchef Hendrik Pekeler.
Die Mannschaft von Trainer Filip Jicha bot vier Tage nach dem bitteren DHB-Pokal-Aus gegen Magdeburg in Hamburg gegen den von der Insolvenz bedrohten Champions-League-Finalisten der vergangenen Saison lange eine sehr gute Leistung, geriet plötzlich komplett ins Schlingern und feierte am Ende dann doch.
"Ist natürlich auch für uns unerklärlich." Hendrik Pekeler, THW Kiel
"Wir haben wahrscheinlich unsere beste Halbzeit in dieser Saison gespielt", sagte Pekeler dem NDR über den ersten Durchgang. "Es war auch klar, dass Kielce nicht noch einmal eine solche Halbzeit spielen würde. Aber dass wir dann so schlecht aus der Pause kommen würden, ist natürlich auch für uns unerklärlich. Je näher Kielce kam, desto mehr war bei uns die Verunsicherung da."
THW Kiel sofort drin in der Partie
"Meine Spieler sind Profis und deshalb mental stark", hatte Jicha vor dem ersten echten Heimspiel des neuen Jahres gesagt. Seine Jungs lieferten vor 7.774 Zuschauern flugs die Bestätigung. Die "Zebras" wirkten enorm frisch und äußerst begierig darauf, eine Reaktion auf die Niederlage in Hamburg zeigen zu wollen. Nach sechs Minuten überwand Rechtsaußen Yannick Fraatz den ehemaligen THW-Torhüter Andreas Wolff zum 6:2.
Bei dessen Ex-Club stand Tomas Mrkva zwischen den Pfosten. Der erfahrene Tscheche machte seine Sache gut, wurde sofort zum Rückhalt. Und die Nummer eins der Norddeutschen, der dänische Weltmeister Niklas Landin, trug seinen Teil zur Wahrung des Vorsprungs bei, indem er bei seiner ersten Aktion gleich einen Siebenmeter abwehrte.
Drei Minuten vor dem Ende der ersten Hälfte hatten die Kieler einen Torwartwechsel bei den Gästen erzwungen: Nach dem 19:13 für den THW musste Wolff auf der Ersatzbank Platz nehmen. Für ihn kam Mateusz Kornecki. Kiel bot im ersten Durchgang eine starke Leistung und ging mit einem satten 22:13-Vorsprung in die Kabine.
Kiel von der Rolle - Ekberg verletzt
Vier Minuten nach Wiederbeginn war es sogar eine Zehn-Tore-Führung (24:14). Danach war es aber plötzlich wie abgeschnitten: Kielce gelang ein 6:0-Lauf, und so lag der THW nach nur noch mit 24:20 vorn (44.). Mrkva sorgte noch dafür, dass es nicht noch schlimmer kam. Trotzdem schmolz der Vorsprung weiter, über 26:23 (48.) bis auf 27:25 (49.).
In der Schlussphase fanden die Kieler, bei denen der beste Torschütze Niclas Ekberg (acht Treffer) mit einer Knöchelverletzung aus der Partie ausschied, aber mit Routine und der Unterstützung durch das Publikum wieder zurück in die Spur. Vor allem den Paraden von Mrkva hatten es die Norddeutschen zu verdanken, dass der Heimsieg gelang.
Der Ausfall von Ekberg wiegt allerdings schwer. Der Schwede, mit 126 Saison-Treffern aktuell erfolgreichster THW-Torschütze, knickte bei einer Abwehraktion böse um, bei einer Untersuchung am Freitag wurden Verletzungen am Außen- und Innenband des rechten Sprunggelenks festgestellt. "Wenn alles normal verläuft, wird Niclas ungefähr vier Wochen nicht spielen können", sagte THW-Mannschaftsarzt Frank Pries. Die erste Partie, die der 34-Jährige verpassen wird, ist das Champions-League-Auswärtsspiel am nächsten Donnerstag (18.45 Uhr) bei Pick Szeged in Ungarn.