Sehnsuchtsziel Paris: Handballer wollen sich Olympia-Traum erfüllen
Die deutschen Handballer gehen mit großer Vorfreude und hoch motiviert in das Olympia-Qualifikationsturnier, das heute in Hannover mit dem Spiel gegen Algerien beginnt. Weitere Gegner sind Kroatien und Österreich - zwei Teams muss das DHB-Team für das Ticket nach Paris hinter sich lassen.
Die Erinnerung an den Januar ließ Lukas Mertens lächeln. "Die EM im eigenen Land war einer meiner Kindheitsträume", sagte der Linksaußen vom SC Magdeburg in einer Medienrunde. "Aber für jeden Sportler ist es das Größte, zu Olympia fahren zu dürfen. Eine solche Chance hast du nur alle vier Jahre." Für die deutsche Handball-Nationalmannschaft ist es genau genommen sogar schon die zweite Chance innerhalb weniger Wochen.
Bundestrainer Alfred Gislason und sein Team wollen in Hannover das nachholen, was bei der Europameisterschaft im eigenen Land mit Rang vier so denkbar knapp verpasst worden war - das Ticket für die Olympischen Spiele in Paris (26. Juli bis 11. August) zu lösen.
DHB-Auswahl vor Österreich und Kroatien gewarnt
Bei dem Vierer-Turnier mit Spielen gegen Algerien (heute, 17.45 Uhr), Kroatien (Samstag, 14.30 Uhr/ZDF) und Österreich (Sonntag, 14.10 Uhr/ARD) muss die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) mindestens den zweiten Platz belegen, um das Ticket für die Spiele in Paris zu lösen. Einerseits erscheint dies - nicht zuletzt aufgrund des Heimvorteils - als durchaus machbar.
Andererseits aber lief es für das DHB-Team um Kapitän Johannes Golla (SG Flensburg-Handewitt) bei der EM in den Spielen gegen Österreich und Kroatien nicht allzu gut. Gegen Österreich gelang mit Glück und Geschick noch gerade eben ein enorm wichtiges 22:22, gegen die Kroaten setzte es beim sportlich unbedeutenden Hauptrunden-Abschluss sogar eine 24:30-Niederlage.
Für Christoph Steinert vom HC Erlangen geht es "gegen drei harte Gegner mit unterschiedlicher technischer und taktischer Ausrichtung". Das sei viel "Arbeit für Körper und Kopf", sagte der mit 34 Jahren älteste Spieler im deutschen Aufgebot. Die Olympischen Spiele sind für ihn das "größte sportliche Ziel, das ich abhaken will auf meiner Bucket List".
Trainer Gislason glaubt fest an Olympia-Qualifikation
In Hannover geht es auch um die Zukunft von Bundestrainer Gislason. Nur bei einer erfolgreichen Qualifikation bleibt der Isländer bis 2027 Chef der DHB-Auswahl. Der 64-Jährige strahlte im Vorfeld des Turniers aber demonstrativ Zuversicht aus. "Ich spüre überhaupt keinen Druck. Ich bin ja gefühlte 50 Jahre Trainer", sagte er. Der ehemalige Coach des THW Kiel sprach von "harten Aufgaben, aber die gehen wir selbstbewusst an. Ich bin absolut davon überzeugt, dass wir uns auf den Weg nach Paris machen werden."
Mut macht, dass sich die zeitweilig angespannte Personalsituation inzwischen entzerrt hat. Golla und Jannik Kohlbacher (Rhein-Neckar Löwen), die mit Blessuren aus den vergangenen Liga-Spielen zur Nationalmannschaft angereist sind, haben einen Härtetest bestanden. "Das sieht gut aus. Sie können spielen", sagte Gislason.
Da in Justus Fischer (TSV Hannover-Burgdorf) ein dritter Kreisspieler verletzt fehlt (Daumenbruch), steht Hendrik Pekeler vom THW Kiel, der seit 2021 kein Länderspiel mehr bestritten hat, für den Notfall auf Standby. Gislason: "Er hat zugestimmt als Reserve, wenn etwas passiert."
Michalczik von Hannover-Burgdorf wieder dabei
Im Gegensatz zur EM verzichtet der Isländer auf Philipp Weber vom Bundesliga-Spitzenreiter und Champions-League-Sieger SC Magdeburg. Dafür ist Marian Michalczik, der das Kontinentalturnier wegen einer Verletzung verpasst hatte, wieder dabei. Für die verletzten Kai Häfner (TVB Stuttgart) und Martin Hanne (Hannover) wurden Luca Witzke und Franz Semper (beide SC DHfK Leipzig) nachnominiert.
In Michalczik, Witzke und Nils Lichtlein von den Füchsen Berlin stehen gleich drei Spieler bereit, um den zuletzt etwas schwächelnden Spielmacher Juri Knorr (Rhein-Neckar Löwen) zu entlasten.
Olympia, sagt DHB-Kapitän Golla, sei "ein Traum für jeden Sportler und eine Riesenchance auf eine Medaille". Vor der Kür in Paris gilt es für ihn und sein Team in den kommenden Tagen aber erstmal die Pflicht in Hannover zu verrichten.