Olympia-Quali: Für Handball-Bundestrainer Gislason geht's um alles
Wenn heute das Olympia-Qualifikationsturnier der Handballer in Hannover beginnt, steht für Bundestrainer Alfred Gislason noch mehr auf dem Spiel: Sein Vertrag verlängert sich nur, wenn das Team eines von zwei Tickets für Paris löst.
Die Ausgangslage ist klar: Gislason und der Deutsche Handballbund (DHB) haben sich auf einen neuen Vertrag bis 2027 geeinigt. Dieser tritt aber nur dann in Kraft, wenn Deutschland sich für die Olympischen Spiele qualifiziert. Falls nicht, waren die drei Partien in Hannover die letzten des Isländers als Bundestrainer.
Sorgen macht sich der 64-Jährige allerdings nicht, er spüre auch keinen persönlichen Druck. "Überhaupt nicht", bekräftigte Gislason am Dienstag bei einem digitalen Medientermin. "Ich bin ja gefühlte 50 Jahre Trainer. Mir war es nicht besonders wichtig, vor diesem Turnier meinen Vertrag zu verlängern." Und wenn es doch noch schiefgeht? "Dann ist das in dem Geschäft so", sagte Gislason.
Sportschau-Experte Klein lobt den Bundestrainer
Sportschau-Experte Dominik Klein kennt den Erfolgscoach nicht zuletzt aus gemeinsamen Jahren beim THW Kiel gut - und kann der Situation durchaus etwas Positives abgewinnen: "Es ist zwar eine komische Konstellation, in der aber eine Klarheit steckt: Dieses Wochenende muss erfolgreich abgeschlossen werden, damit Alfred Gislason den Vertrag antreten kann."
"Es ist zwar eine komische Konstellation, in der aber eine Klarheit steckt: Dieses Wochenende muss erfolgreich abgeschlossen werden, damit Alfred Gislason den Vertrag antreten kann." Sportschau-Experte Dominik Klein
Die Arbeit des Trainers seit seinem Amtsantritt lobt Klein ausdrücklich. Er gebe besonders den vielen U21-Nationalspielerin im A-Team eine Perspektive - gerade mit Blick auf die Heim-WM in drei Jahren. Und: "Dass das erfolgreich werden kann, traue ich ihm auch zu, das hat er immer wieder bewiesen. Dass er an Ergebnissen gemessen wird, ist ihm bewusst." Er könne "in Drucksituationen der Fels in der Brandung sein".
Golla und Kohlbacher fit für das Turnier
Im Kampf um das Olympia-Ticket wird es heute um 17.45 Uhr ernst - erster Gegner ist dann Algerien. Das Spiel gegen Kroatien folgt am Sonnabend (14.30 Uhr), gegen Österreich am Sonntag (14 Uhr). Bei der Heim-EM hatte Deutschland als Vierter die direkte Qualifikation für das olympische Turnier in Paris verpasst. Nun werden unter den vier Nationen noch zwei Tickets ausgespielt.
In Hannover planen kann Gislason mit den zuletzt angeschlagenen Kreisläufern Johannes Golla (SG Flensburg-Handewitt) und Jannik Kohlbacher (Rhein-Neckar Löwen). "Beide haben den Härtetest im Training bestanden", sagte Gislason am Dienstag: "Es sah sehr gut aus bei beiden. Sie können spielen und die ganze Woche mittrainieren." Falls Kapitän Golla (Fußverletzung) oder Kohlbacher (Schulter) doch noch ausfallen sollten, steht 2016-Europameister Hendrik Pekeler als Ersatzmann bereit. "Dafür bin ich sehr dankbar", so Gislason: "Wir hoffen aber erst mal, dass die beiden gesund bleiben."
Olympia! Es gibt beim DHB keinen Plan B
Ein "Selbstläufer" sei die Quali zwar nicht, sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann der "Bild", fügte allerdings hinzu: "Wir können uns jetzt auch nicht kleiner machen, als wir sind. Bei allem Respekt vor den Gegnern, aber bei einem Turnier mit Algerien, Kroatien und Österreich und noch dazu mit Heimvorteil, da müssen wir mindestens Zweiter werden. Das muss einfach der Anspruch sein, zumal mit den Zuschauern im Rücken. Das müssen wir schaffen."
Es ist ein olympisches Quali-Turnier auf Bewährung. Doch auch das bringt den langjährigen Kieler Meistercoach nicht aus der Fassung. Warum auch, wenn selbst in den Planspielen des Verbandes ein Szenario des Scheiterns offenbar nicht existiert. Ob es für den Fall der Fälle einen Plan B gebe, wurde Axel Kromer am Montag gefragt. "Nein", lautete die kurze und klare Antwort des Sportvorstands.