Leistungsexplosion: THW Kiel ringt Spitzenreiter Füchse Berlin nieder

Stand: 19.11.2023 20:30 Uhr

Drei Tage nach dem Champions-League-Debakel gegen Aalborg Handbold hat der THW Kiel am Sonntag gegen die Füchse Berlin ein ganz anderes Gesicht gezeigt. Die "Zebras" siegten mit 30:26 (14:10) - es war die erste Niederlage für die Hauptstädter in dieser Bundesliga-Saison.

von Christian Görtzen

Sie feierten. Alle zusammen, in einem Tanzkreis auf dem Parkett. Routinierte Spieler des THW Kiel wie auch die jüngeren. Und mittendrin Hendrik Pekeler, der nach dem 18:27 gegen Aalborg das eigene Team heftig kritisiert hatte, von "Kindern statt Männern in der Offensive" gesprochen und einigen Mitspielern zu geringes Erfolgsstreben vorgehalten hatte. Am Sonntag waren alle THW-Spieler heiß auf den Gewinn der beiden Punkte. Und dieser gelang ihnen nach einem starken Auftritt am 13. Spieltag völlig zurecht. Kiel hat mit jetzt 16:10 Punkten die kleine Chance auf die Titelverteidigung gewahrt.

"Es war eine grandiose Leistung meines Teams." THW-Trainer Filip Jicha

"Wir haben heute gesehen, was in der Mannschaft und in gewissen Spielern steckt. Ich freue mich unheimlich für die Jungs, dass die sich heute belohnen konnten", sagte THW-Trainer Filip Jicha dem NDR. Der 41 Jahre alte Tscheche ging nach der Partie auch auf die Pekeler-Kritik ein. "Was 'Peke` gesagt hat, gehört sicherlich nicht in die Öffentlichkeit. Aber zum Inhalt: Es ist das, was wir haben wollen. Wir leben nicht in Harmonie und Balance, wir leben in einer Leistungsfamilie. Von uns wird erwartet, dass wir an jedem dritten Tag eine Leistung zeigen und nicht nur in jedem dritten Spiel."

Er zog Vergleiche zu früher. "Wenn man damals eine Niederlage erlitten hatte oder zwei oder drei hintereinander, dann war das nicht angenehm, ins Training zu kommen. Da gab es auch gewisse Massenschlägereien, das gehört dazu. Es gibt da eben ein gemeinsames Ziel: Siegen und Leistung bringen und performen, und das haben wir nicht gemacht."

"Es ist ein mentales Spiel miteinander." Niclas Ekberg

THW-Rechtsaußen Niclas Ekberg sagte: "Wir sind erleichtert. Das war genau so, wie wir das haben wollten. Es ist ein mentales Spiel miteinander. Man muss sich nur zusammenreißen und den anderen in die Augen zu schauen und sagen: 'Heute machen wir es tausendmal besser als im letzten Spiel.' Und das war heute der Fall."

"Zebras" sofort mit großer Leidenschaft

Es war von Beginn an deutlich zu sehen, dass die "Zebras" auf Wiedergutmachung brannten. Die Spieler kämpften schon in den ersten Minuten mit einer solchen Leidenschaft um den Ball, als befände sich die Partie bereits in der Crunch Time. Kurzum: Kiel wollte nach dem Debakel gegen Aalborg sofort in die Spur kommen. Und das gelang. Nach einem 2:0 (4.) hieß es nach zwölf Minuten 6:6 - und damit hatten die Norddeutschen zu diesem Zeitpunkt genauso viele Tore erzielt wie gegen den dänischen Meister um Ex-THW-Keeper Niklas Landin in der kompletten ersten Hälfte.

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Ein Handball liegt im Tornetz. © picture-alliance Foto: Frank Hoermann / Sven Simon

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Hatten die Berliner bis dahin auf der Torhüterposition mit dem kräftigen Serben Dejan Milosavljev im Vergleich zu Tomas Mrkva klare Vorteile, so kam der Tscheche zwischen den Pfosten der Gastgeber nach einer Viertelstunde besser in die Partie. Zudem gelang es der Kieler Deckung, Füchse-Rückraumspieler Matthias Gidsel nicht zu stark zur Geltung kommen zu lassen.

Duvnjak treibt das THW-Spiel an

Angetrieben von Routinier Domagoj Duvnjak, zogen die Norddeutschen den Hauptstädtern durch einen 5:1-Lauf auf 13:9 davon (28.). Zur Pause hieß es dann 14:10 - die THW-Fans waren zurecht begeistert vom Auftritt ihres Teams. Auch Kreisläufer Patrick Wiencek war durchaus zufrieden. "Man sieht, dass wir heute ein anderes Gesicht zeigen. Wir ackern in der Abwehr und vorne haben wir gute Lösungen. Genauso müssen wir weitermachen", sagte er im Halbzeit-Interview mit dem NDR.

Kiel blieb auch nach Wiederbeginn "on fire" - auch dank Mrkva. Beim Stand von 16:13 parierte er einen Siebenmeter des inzwischen 42 Jahre alten Ex-HSV-Profis Hans Lindberg (34.). Aber Berlin kam näher - auch weil Pekeler gegen Milosavljev einen freien Wurf vergeben hatte (40.). Kurz darauf hieß es nur noch 20:19. Jicha brachte Samir Bellahcene für Mrkva. Und der Franzose wehrte nach einem Tempo-Gegenstoß der Gäste durch Matthes Langhoff dessen Wurf auch gleich einmal ganz stark ab.

THW-Fans feiern Kapitän Duvnjak

Zudem steuerte Mrkva eine weitere Siebenmeter-Parade im Duell mit Lindberg bei (48.). Und als Magnus Landin für das 25:22 (53.) sorgte und kurz darauf Bellahcene einen weiteren Wurf abwehrte, sah es schon sehr danach aus, dass den Kielern die angestrebte Wiedergutmachung gelingen würde. Wenig später betrug der Vorsprung gar fünf Tore (27:22 , 55.).

"Er strahlt die THW-DNA aus." Filip Jicha über Domagoj Duvnjak

Der Erfolg geriet nicht mehr in Gefahr. Nach der Schlusssirene begann die Feier. "Dule"-Rufe schallten durch die Arena zu Ehren von Kapitän Duvnjak, der mit neun Treffern erfolgreichster THW-Spieler war. Lob gab es für den 35-Jährigen auch von Coach Jicha: "Er ist ein Mann, den wir unglaublich brauchen. Nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch außerhalb. Er strahlt die THW-DNA aus."

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 19.11.2023 | 14:00 Uhr

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