Handball-Bundesliga: Titelrennen enger denn je
Der Kampf um die Meisterschaft in der Handball-Bundesliga ist spannend wie nie. Fünf Teams dürfen sich Chancen ausrechnen. Während der THW Kiel einen Rückschlag hinnehmen musste, wittert die SG Flensburg-Handewitt plötzlich wieder Morgenluft.
"Alle lassen Punkte, in dieser Liga kann jeder jeden schlagen. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen, wir haben noch einige schwere Auswärtsspiele vor uns", fasste SG-Kapitän Johannes Golla die Ausgangslage seiner Mannschaft zusammen - sie gilt aber gleichermaßen für die fünf Teams an der Tabellenspitze, die zwölf Spieltage vor dem Ende dicht beisammen liegen: Nur drei Minuspunkte trennen die Rhein-Neckar Löwen auf Rang eins vor den fünftplatzierten Flensburgern.
Länderspielpause kommt gelegen
"Ich glaube, dass es bis zum letzten Spiel sehr eng bleibt", sagte Kiels Domagoj Duvnjak nach der unerwarteten Heimniederlage seiner "Zebras" gegen Leipzig, die damit die große Chance verpassten, sich im Meisterrennen in eine gute Ausgangsposition zu bringen. Statt die Mannschaft mit den wenigsten Minuspunkten zu sein, verharren die Norddeutschen mit 34:8 Zählern auf Rang drei.
Der Rekordmeister hat nun - wie die anderen Teams auch - wegen der anstehenden Länderspielpause aber fast zwei Wochen Zeit, den Rückschlag zu verdauen. "Für die Jungs ist es genau der richtige Zeitpunkt. Das ist zwar blöd, jetzt zur Nationalmannschaft zu fahren, weil man das mitschleppt. Aber man sieht mal wieder andere Jungs und bekommt den Kopf frei. Man muss sich auch nicht so viel damit beschäftigen", setzt "Sky"-Experte Pascal Hens auf eine mögliche reinigende Wirkung.
"Wir sind unsicher, das hat schon in Elverum angefangen." Domagoj Duvnjak vom THW Kiel
Auch Duvnjak sieht die Nationalmannschafts-Pause positiv: "Gut ist, dass wir danach sieben Tage bis zum nächsten Spiel haben und da müssen wir uns das Selbstvertrauen zurückholen." Denn genau das mangelnde Selbstvertrauen hat der Kroate als Manko beim THW ausgemacht: "Wir sind unsicher, das hat schon in Elverum angefangen." Beim norwegischen Serienmeister hatten die Kieler die Champions-League-Vorrunde am vergangenen Mittwoch mit einem enttäuschenden Remis abgeschlossen.
THW-Coach Jicha: "Müssen uns alle hinterfragen"
THW-Coach Filip Jicha kündigte nach dem Leipzig-Spiel eine Analyse an: "Wir müssen uns fragen, warum wir die Tore nicht machen, warum wir schlechte Entscheidungen treffen, warum können wir das, was wir uns vornehmen nicht umsetzen. Vielleicht war der Druck, heute nach Minuspunkten Tabellenführer werden zu können, zu groß. Wir müssen uns alle hinterfragen, beginnend bei mir. Ich werde das sehr intensiv tun."
Noch neun direkte Duelle der Top-Fünf
Einig sind sich alle Experten, dass die Meisterschaft nach wie vor offen ist. Allein die Tatsache, dass es noch neun direkte Duelle der Top-Fünf bis zum Saisonfinale geben wird, spricht für eine noch lange anhaltende Spannung. Dazu kommt die unterschiedliche internationale Belastung der Clubs: Während die Berliner und Flensburger in der European League immer dienstags spielen, müssen Magdeburg und Kiel in der "Königsklasse" mittwochs ran - und haben somit weniger Regenerationszeit für die Bundesliga. Die Rhein-Neckar Löwen wiederum können sich ganz auf die Liga konzentrieren.
So wird es vor allem auch darauf ankommen, wie sich die Clubs gegen die vermeintlich kleineren Gegner in der Bundesliga behaupten. Da patzte jüngst neben dem THW auch Meister Magdeburg gegen den DHfK Leipzig - deren nächster Gegner sind in zwei Wochen die Rhein-Neckar Löwen ...