109. Landesderby: SG Flensburg-Handewitt gegen THW Kiel schon unter Druck
Es ist das Derby im deutschen Handball: SG Flensburg-Handewitt gegen THW Kiel. Heute (20.30 Uhr) empfängt der Club von der deutsch-dänischen Grenze die "Zebras" zum 109. Landesderby. Während die Kieler mit 6:0 Punkten anreisen, verlief der Saisonauftakt für die SG nicht ganz wie erhofft.
"Das ist ein super Auftaktprogramm und wird gleich jede Menge Spaß machen. Zudem wissen wir sofort, wo wir stehen", hatte SG-Geschäftsführer Holger Glandorf Mitte Juli gesagt, als der neue Bundesliga-Spielplan veröffentlicht worden war. Zuerst den HSV Hamburg zu Hause, dann zum Champions-League-Sieger SC Magdeburg und schließlich - durch eine Vorverlegung vom fünften Spieltag - als dritte Aufgabe zu Hause das 109. Landesderby gegen den ewigen Rivalen aus Kiel - viel heftiger kann es fast nicht losgehen. "Drei Kracher zum Auftakt", hatten sie es auf der SG-Homepage genannt.
Flensburg schon jetzt etwas unter Erfolgsdruck
Nach zwei Dritteln dieses knackigen Auftaktprogramms ist eines schon klar: Mit dem Spaß ist es schon wieder vorbei. Das Team des neuen SG-Trainers Nicolej Krickau unterlag am vergangenen Sonntag mit 29:31 in Magdeburg und steht damit im dritten Bundesligaspiel, am Donnerstagabend schon ein wenig unter Erfolgsdruck.
Denn ginge auch das Derby verloren, wäre das bereits eine ordentliche Hypothek auf dem angestrebten Weg zum vierten Gewinn der deutschen Meisterschaft. Nach drei Partien schon vier Negativpunkte - damit dürfte Flensburg der Konkurrenz wochenlang hinterherlaufen und sich selbst keine Patzer mehr erlauben.
SG-Trainer Krickau fordert clevereren Auftritt
Flensburgs Kapitän Johannes Golla nannte im Interview mit dem NDR die Niederlage in Magdeburg zwar schmerzhaft, doch er richtete bewusst auch den Blick schnell voraus: "Wenn wir uns jetzt die nächsten Tage mit Kiel beschäftigen und man weiß, was da in Flensburg los ist, dann steigt die Vorfreude und übertrumpft das natürlich auch schnell."
Krickau fordert von seinem Team einen konzentrierteren Auftritt als in Magdeburg. "Unser Tempo-Spiel und die Pässe waren nicht gut genug. Wir müssen unseren Fokus behalten und cleverer spielen", sagte der 36 Jahre alte Däne.
Meister Kiel reist mit drei Siegen an
Der ewige Rivale aus der Landeshauptstadt geht unter ganz anderen Vorzeichen in die Partie. Mit drei Siegen aus den ersten drei Bundesligapartien ist dem Titelverteidiger in der Saison eins nach dem Weggang von Torhüter Niklas Landin und Rückraumschütze Sander Sagosen ein perfekter Start gelungen. Allerdings war Kreisläufer Patrick Wiencek im Interview mit dem NDR auch um Relativierung bemüht: "Wir haben 6:0 Punkte, aber wir sind auch realistisch. Die Saison ist noch lang, da werden noch andere Kaliber kommen - gerade jetzt das Nordderby. Klar, im Moment sind wir glücklich: 6:0-Start, alles läuft nach Plan - aber es geht ja noch weiter."
"Wir müssen uns messen lassen wollen." THW-Trainer Filip Jicha
Die ganz großen Aufgaben hatte die Mannschaft von Trainer Filip Jicha in der Tat nicht zu bewältigen. Es gelangen Siege beim Aufsteiger HBW Balingen-Weilstetten sowie zu Hause gegen den VfL Gummersbach und gegen die HSG Wetzlar. Nach dem jüngsten Erfolg erklärte Jicha: "Jetzt kommt eine interessante Woche auf uns zu. Wir müssen bereit sein für die Aufgaben. Niemand interessiert sich in dieser Woche dafür, was bisher passiert ist. Daher müssen wir alles löschen, was war. Wir fangen in dieser Woche wieder von vorn an."
Seine Spieler sind voller Vorfreude auf das Derby. "Wir werden mit breiter Brust auftreten und schauen, ob wir die SG ärgern und im besten Fall die Punkte mitnehmen können", sagte THW-Kapitän Nikola Bilyk. Und Magnus Landin merkte mit Verweis auf die bisherigen Ergebnisse in dieser noch sehr jungen Saison an: "Wir sind gut drauf und reisen mit Selbstbewusstsein nach Flensburg. Wir können frei aufspielen, haben weniger zu verlieren als die Flensburger."
THW Kiel in der Derbybilanz klar vorne
Von den bislang 108 Derbys gingen 65 an den THW, Flensburg entschied 38 Partien für sich, fünf endeten unentschieden. In der vergangenen Saison waren die Landesderbys in der Bundesliga jeweils klare Angelegenheiten für die Gastgeber: Die Flensburger feierten im vergangenen Dezember mit einem 36:23 ihren höchsten Derby-Sieg, Kiel gewann im April mit einem 29:19 ebenfalls sehr deutlich.
Es könnte sehr gut sein, dass es im 109. Landesderby wieder um einiges nervenaufreibender zugehen wird.