Die Spieler des VfB Lübeck bedanken sich bei ihren Fans. © MAGO/Marcel von Fehrn

VfB Lübeck: Aufstieg fast perfekt, Trainerfrage ungeklärt

Stand: 26.03.2023 15:23 Uhr

Knapp zwei Jahre nach dem Abstieg in die Fußball-Regionalliga steht der VfB Lübeck unmittelbar vor der Rückkehr in den bezahlten Fußball. Der Vorsprung auf Hannover 96 II, dem einzigen Aufstiegskonkurrenten, beträgt 13 Punkte. Auf der Lohmühle haben die Planungen für die Dritte Liga begonnen. Das größte Problem dabei: die Trainerfrage.

von Hanno Bode und Jakob Silvester Schmidt

Tommy Grupe war gezeichnet von einem kampfbetonten Spiel. Der VfB-Kapitän entschwand am Freitagabend nach dem Duell mit Blau-Weiß Lohne mit einem Turban in die Kabine. Dort angekommen wurde es für den Abwehrchef des Tabellenführers schmerzhaft. Mannschaftsarzt Dr. Ulf Seidel und Physiotherapeut Matthias Stobbe nähten eine Wunde über dem linken Auge des 30-Jährigen, die sie während der Partie getackert hatten.

"Es wird wohl eine kleine Narbe bleiben. Aber das ist halb so wild", sagte Grupe, der sich die Verletzung Mitte des ersten Abschnitts im Luftduell mit Gäste-Angreifer Thorsten Tönnies zugezogen hatte.

Obwohl der frühere Profi des FC Hansa Rostock danach stark blutete, kam eine Auswechslung für den Routinier nicht infrage. Denn nachdem die Lübecker vor der Lohne-Partie zweimal Federn gelassen hatten, wollte Grupe unbedingt mithelfen, die kleine Durtstrecke zu beenden und den nächsten Schritt zum Aufstieg zu machen. Es gelang. Der Innenverteidiger erzielte nicht nur das 1:0-Siegtor, sondern hielt auch die Abwehr zusammen.

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VfB kann Aufstiegssekt nach Lohne-Sieg kaltstellen

"Das war ein hartes Stück Arbeit heute", atmete der Defensiv-Spezialist anschließend auf. Weil die Zweitliga-Reserve von 96 kurz zuvor der SV Drochternsen/Assel mit 0:3 unterlegen war, beträgt Lübecks Vorsprung auf die Niedersachsen nun satte 13 Zähler. Die anderen VfB-Verfolger um den Tabellenzweiten Hamburger SV II haben auf eine Drittliga-Meldung verzichtet, sodass auf der Lohmühle der Schampus kaltgestellt werden kann.

Das wissen die Verantwortlichen. Das weiß Kapitän Grupe. Die Zügel lassen die Schleswig-Holsteiner deshalb aber nicht schleifen. "Wir wollen Erster werden, der HSV ist knapp dran. Von daher heißt es, weiter Vollgas zu geben", sagte Grupe.

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Nach Corona-Aufstieg sofortiger Wiederabstieg

Der gebürtige Rostocker stand bereits 2020 beim VfB unter Vertrag, als dem Traditionsclub mitten in der Corona-Pandemie der Sprung in die Dritte Liga gelang. Die anschließende Aufstiegsfeier ohne Anhang mit ein paar Pullen Bier vor dem Stadion war ebenso trostlos wie die dann folgende von Geisterspielen geprägte Saison. Die Schleswig-Holsteiner stiegen sang- und klanglos als Tabellen-19. wieder ab. Zum einen, weil ihnen die sportliche Qualität fehlte. Zum anderen aber auch, weil die Ränge Pandemie-bedingt leerbleiben mussten.

"Ich glaube schon, dass wir gerade hier auf der Lohmühle mit den Fans im Rücken den einen oder anderen Punkt mehr geholt und vielleicht auch die Klasse gehalten hätten", sagte Grupe.

Pfeiffer und Harms Architekten des Erfolgs

Dem Drittliga-Intermezzo folgten eine bewusst gewählte Übergangssaison in der Regionalliga sowie im vergangenen Sommer ein großer personeller Umbruch. Verantwortlich dafür zeichneten der erst 32 Jahre alte Trainer Lukas Pfeiffer sowie Sportvorstand Sebastian Harms, der seit Anfang Januar 2022 im Amt ist. Beide bewiesen bei der Auswahl der Neuverpflichtungen ein glückliches Händchen.

"Wir spielen vielleicht nicht den schönsten Fußball, aber wir kämpfen extrem viel, sind laufstark, hauen uns in alles rein und agieren als Team." VfB-Torjäger Felix Drinkuth

Denn ob Felix Drinkuth, Farrina Pulido, Marius Hauptmann, Jannik Löhden oder Florian Egerer - sie alle und auch die meisten der anderen Zugänge hoben das sportliche Niveau der Mannschaft enorm an.

"Haben richtig gute Atmosphäre in der Mannschaft"

Zudem harmonieren die Neuverpflichtungen auch menschlich ausgezeichnet mit den aus der Vorsaison verbliebenden Akteuren. Ein Umstand, den Torjäger Drinkuth, mit neun Treffern aktuell erfolgreichster Schütze der Schleswig-Holsteiner, besonders hervorhebt. "Ich glaube, wir sind auf jeder Position extrem gut besetzt und haben ein super gutes Miteinander. Wir spielen vielleicht nicht den schönsten Fußball, aber wir kämpfen extrem viel, sind laufstark, hauen uns in alles rein und agieren als Team", sagte der 28-Jährige.

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In dieselbe Kerbe schlägt auch Harms: "Wir haben in der Mannschaft eine richtig gute Atmosphäre, die Jungs haben extrem viel investiert im Sommer, um schnell zusammenzuwachsen."

Im Aufstiegsfall kein Riesenumbruch geplant

Der Sportvorstand wird dem einen oder anderen der Aufstiegshelden in spe dennoch bald den Laufpass geben müssen. Gerade Akteure, die in dieser Saison wenig Einsatzzeit bekommen, haben wohl keine Zukunft auf der Lohmühle, da die Ansprüche an die Spieler in der Dritten Liga noch einmal erheblich wachsen werden. Harms kündigte an, den Kader "so zu optimieren, dass wir kokurrenzfähig sind". Einen großen Umbruch jedoch solle es nicht geben, wenn denn der Sprung in den Profifußball gelänge.

"Die meisten Spieler haben laufende Verträge, sodass wir zwei Drittel der Mannnschaft schon zusammenhaben. Wir wissen aber, dass wir im Drittliga-Fall den einen oder anderen Spieler brauchen, der uns in der Spitze verstärkt. Wir haben aber die Basis geschaffen", sagte der Sportvorstand.

Coach Pfeiffer droht vom DFB das Aus

Trainer Lukas Pfeiffer vom Fußball-Regionalligisten VfB Lübeck © IMAGO / KBS-Picture
VfB-Coach Lukas Pfeiffer ist nicht im Besitz der für die Dritte Liga nötigen UEFA-Pro-Lizenz.

Mehr noch als die künftige Zusammensetzung des Teams beschäftigt den 44-Jährigen derzeit die Trainerfrage. Denn ob Pfeiffer den VfB auch in der Dritten Liga betreuen darf, ist aktuell völlig offen. Der 32-Jährige verfügt nur über eine B-Lizenz, müsste jedoch im Besitz des A-Scheins sein, um sich zum Fußballlehrerlehrgang anmelden zu können. Die sogenannte UEFA-Pro-Lizenz wird vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) verlangt, um einen Proficlub coachen zu dürfen. Pfeiffer, der gerade zu "Schleswig-Holsteins Trainer des Jahres" gekürt wurde, droht beim Lübecker Aufstieg also das Aus.

Harms ist allerdings vorsichtig optimistisch, mit dem Coach auch in der Dritten Liga weiterarbeiten zu dürfen. "Zum jetzigen Zeitpunkt planen wir natürlich erst einmal mit ihm, das ist ja klar. Wir sind im konstruktiven Austausch mit dem DFB und hoffen, dass wir da eine Lösung finden", erklärte der Sportvorstand.

Harms will an glorreiche Zeiten anknüpfen

Dem früheren Leiter der HSV-Nachwuchsabteilung stehen arbeitsreiche Wochen bevor. Auch wenn er sich noch nicht zum Aufstieg gratulieren lassen will, muss der 44-Jährige natürlich schon seit geraumer Zeit die Weichen für die Dritte Liga stellen. Denn diesmal soll der Lübecker Aufenthalt im Profifußball länger als ein Jahr andauern. "Es geht immer um den nächsten Schritt. Was hier mit der Stadt und dem Umfeld möglich ist, hat ja die Vergangenheit schon einmal gezeigt", sagte Harms mit Blick auf die Lübecker Zweitliga-Zugehörigkeit von 1995 bis 1997 und 2002 bis 2004.

Verbesserungsbedarf im administrativen Bereich

Der Sportvorstand möchte auf der Lohmühle etwas Nachaltiges aufbauen. Viele Kleinigkeiten seien dafür noch zu verbessern, erklärte der 44-Jährige: "Auf der Geschäftsstelle können wir beispielsweise noch zwei, drei Kräfte vertragen. Und es geht dann manchmal auch einfach um ein paar Arbeitsstunden mehr beim zweiten Physiotherapeuten."

Letztere Aussage wird Kapitän Grupe gewiss wohlwollend zur Kenntnis nehmen. Schließlich hätte die Partie gegen Lohne für ihn wohl ein Nachspiel im Krankenhaus gehabt, wenn "Matze", wie er Physio Matthias Stobbe ruft, und Teamarzt Seidel in der Kabine nicht zu Nadel und Faden gegriffen hätten ...

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 25.03.2023 | 14:00 Uhr

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