Nach Bundesliga-Debüt: Fans sind stolz auf Holstein Kiel
Begleitet von 1.300 Anhängern bestritt Holstein Kiel das erste Bundesligaspiel bei der TSG Hoffenheim. Die Premiere ging zwar mit 2:3 verloren, doch der Auftritt macht den Fans Mut.
Samstag, früh morgens, es ist kurz vor vier Uhr. Am Kieler Hauptbahnhof sind nur wenige Menschen unterwegs. Einige müde junge Leute warten nach dem Festivalbesuch auf dem Nordmarksportfeld auf ihren Zug nach Hause. Unter ihnen sind auch zwei, die noch nicht gefeiert haben. Sie haben ihren großen Moment noch vor sich. Vanessa Krause und Ole Petzold wollen zu einer ganz besonderen Party. Dem ersten Bundesligaspiel einer schleswig-holsteinischen Fußballmannschaft. Für ihren Verein machen sich die beiden Fans schon in den frühen Morgenstunden auf den Weg nach Sinsheim. Dort trifft die KSV auf die TSG Hoffenheim.
Kein alltägliches Auswärtsspiel
Beide sind Holstein-Fans seit frühester Kindheit und mussten keine Sekunde überlegen, ob ihnen das erste Kieler Pflichtspiel in der Bundesliga den mehr als 17-stündigen Trip wert ist. Der 23-jährige Elektriker Ole besitzt seit einigen Jahren eine Dauerkarte und versucht außerdem, möglichst viele Auswärtsspiele von Holstein zu begleiten: "Das war während meiner Ausbildung bei 600 Euro Gehalt im Monat gar nicht so leicht." Vanessa ist jetzt noch Auszubildende und muss am Sonntag bereits ab 6 Uhr wieder in der Küche eines Kieler Hotels stehen. Sie werden deshalb sofort nach dem Spiel wieder nach Kiel aufbrechen. Die beiden nehmen diese Strapazen für ihren Verein gerne in Kauf, wie sie mit einem leidenschaftlichen Lächeln erzählen.
Familiäre "Holstein-Infektion"
Ole wurde mit dem "Holstein-Virus" von seinem Vater infiziert, der ist den 90er-Jahren schon häufig ins Stadion gegangen. Beim Aufräumen hat Ole neulich sogar alte Eintrittskarten wiedergefunden: "Das war ein Spiel gegen Wilhelmshaven, in der Regionalliga Nord". Die beiden Vereine hätten sich über die Jahrzehnte nicht unterschiedlicher entwickeln können. Während Wilhelmshaven wegen eines Gerichtsstreits zwischenzeitlich bis in die Landesliga abgestiegen ist, wird Holstein an diesem Samstag Premiere in der Bundesliga feiern. Nach mehr als acht Stunden Bahnfahrt erreichen die beiden Störche-Fans Sinsheim.
Zufrieden auch ohne Punkte
Sie sind zwei von insgesamt etwa 1.300 Anhängern, die Holstein beim Bundesliga-Debüt in der Rhein-Neckar-Arena unterstützen werden. Gut gelaunt sehen sie bei mehr als 30 Grad ein leidenschaftliches Spiel, das alles zu bieten hat, was man von einer Premiere erwarten kann. Viele Tore, ein Platzverweis und eine tolle Moral des Aufsteigers. Mit einem Punktgewinn wird Holstein nicht belohnt, doch für Ole hat sich die lange Anreise trotzdem gelohnt. So analysiert er nach dem Spiel mit einem Lächeln im Gesicht, dass die Mannschaft mindestens einen Punkt verdient hätte. Und: "Die Stimmung im Block war super, das lag auch daran, dass Holstein trotz der hohen Temperatur mit einem gestandenen Bundesligisten gut mithalten konnte."
Gute und ausbaufähige Leistung
Unkritisch ist der Elektriker aber nicht mit der Leistung beim Debüt: "Die Patzer in der Abwehr müssen sie abstellen, aber wir sind ja eigentlich ohne Erwartungen angereist und wurden mit einem tollen Spiel belohnt. Besser als gedacht sogar, eigentlich fehlen heute nur die Punkte." Auch Vanessa stimmt ihm zu: "Die Moral passt jedenfalls und der Auftritt heute macht mich optimistisch für die kommenden Spiele." Sie werden Holsteins Geschichte in der Bundesliga weiter begleiten, gegen Wolfsburg am kommenden Samstag sind beide im Stadion und hoffen, dann auch die ersten Punkte für Holstein beklatschen zu können. Der Auftritt der KSV in Sinsheim macht ihnen Mut und steigert die Vorfreude auf die kommenden Aufgaben. Eines ist sicher: Zumindest die Anreise zu den nächsten beiden Spielen gegen Wolfsburg und Bayern im Holstein-Stadion wird dann auch deutlich kürzer werden.