Werder-Profi Füllkrug: Vom DFB-Neuling zum deutschen Hoffnungsträger
Nach seinem Tor gegen Spanien wird Deutschlands WM-Retter Niclas Füllkrug gefeiert, auch von der internationalen Presse. Der Angreifer von Werder Bremen ist in nur zwei Wochen vom DFB-Neuling zum großen Hoffnungsträger für das entscheidende Gruppenspiel gegen Costa Rica am Donnerstag geworden.
Nachdem er so viele Glückwünsche, Komplimente und Schulterklopfer erhalten hatte, bemühte sich Füllkrug um sachliche Einordnung des Ganzen. Sicher, er hatte als Top-Joker in der 83. Minute mit seinem Tor zum 1:1 gegen Spanien die DFB-Elf vor dem Aus bei der WM in Katar bewahrt. Allerdings, so merkte der Angreifer von Fußball-Bundesligist Werder Bremen an: "Man braucht jetzt keine Riesenfreudensprünge machen, wir haben das wichtigste Spiel noch vor der Brust."
Costa Rica besiegen und auf Hilfe Spaniens hoffen
Der 29-Jährige blickte gedanklich natürlich schon voraus - auf Donnerstag, wenn um 20 Uhr (live im Ersten und bei NDR.de) das dritte Gruppenspiel gegen Costa Rica angepfiffen wird. "Das eine Tor bringt mir am Ende wenig, wenn wir die Gruppenphase nicht überstehen", stellte der gebürtige Hannoveraner nüchtern fest.
Die Ausgangslage für die deutsche Nationalmannschaft ist herausfordernd, jedoch auch besser als vor der Partie gegen Spanien. Dank des 1:0-Sieges von Costa Rica gegen Japan würde ein 2:0 gegen die Mittelamerikaner reichen - sofern Japan nicht gegen Spanien gewinnt. Für ein sicheres Weiterkommen wäre eine fulminante, historische Leistung notwendig. Ein Sieg mit acht Toren Unterschied würde der DFB-Elf in jedem Fall zum Einzug ins Achtelfinale reichen. Denn dann würde zwischen Spanien und Deutschland die Tordifferenz entscheiden. Die Iberer hatten Costa Rica in ihrem ersten Gruppenspiel mit 7:0 deklassiert.
"Nicht das erste Tor, das ich geschossen haben, auch nicht das erste wichtige." Niclas Füllkrug
Füllkrug hat in jedem Fall reichlich Werbung dafür betrieben, dass er am Donnerstag von Beginn an zum Einsatz kommen wird. Sein Ausgleichstor war eine Aktion des puren Willens, der absoluten Entschlossenheit. Er ergriff die Initiative, übernahm praktisch den Ball von Jamal Musiala und knallte diesen aus halbrechter Strafraumposition aus in den hinteren oberen Torwinkel. Mit seinem Status als Retter ging er danach völlig gelassen um. "Ich bin in solchen Situationen sehr entspannt, es ist ja nicht das erste Tor, das ich geschossen habe, auch nicht das erste wichtige."
Füllkrug, vor einem halben Jahr noch Zweitliga-Stürmer bei Werder, bedankte sich bei Hansi Flick für das Vertrauen des Bundestrainers. "Er hat viel mit mir geredet, mir viel Zuspruch gegeben. Es freut mich riesig, dass ich das zurückzahlen und seine Hoffnungen erfüllen konnte."
"Füllkrug, der Killer mit der Zahnlücke" "The Times"
Die internationalen Medien feierten den blonden Norddeutschen, der wegen seiner Zahnstellung den Spitznamen "Lücke" trägt. "Niclas Füllkrug, der Killer mit der Zahnlücke, holt Deutschland aus einem tiefen Loch in Katar", titelte "The Times" aus England. "Füllkrug gab Deutschland mit seinem Treffer auf jeden Fall die Farbe auf die Wangen zurück", kommentierte "AD" aus den Niederlanden.
Und "L'Équipe" aus Frankreich schrieb: "Wer ist Niclas Füllkrug, der Angreifer von Werder Bremen, Torschütze gegen Spanien? Die Überraschung auf der Liste von Hans-Dieter Flick für die WM in Katar. Niclas Füllkrug, Stürmer von Werder Bremen, bringt frischen Wind durch seine Persönlichkeit in die deutsche Auswahl. Sein Tor am Sonntagabend rettet Deutschland vor dem Desaster."
Starke Torquote für den Nationalteam-Neuling
Für Füllkrug war es das zweite Tor im dritten Länderspiel. Bereits bei seinem Debüt in der WM-Generalprobe im Oman (1:0) hatte er als Joker getroffen. "Es freut mich, dass ich hier Fuß fasse, dass ich meinen Stempel hinterlasse und der Mannschaft helfen kann. Dass ich zeigen kann, dass es gut ist, dass ich dabei bin", sagte er.
Er wisse auch genau, was Flick von ihm erwarte. "Wenn der Trainer mich bringt, dann will er Torgefahr und eine gewisse Präsenz auf dem Platz haben", erklärte Füllkrug, der im ARD-Interview auch von einer "ordentlichen Leistung" sprach, bei der es aber auch Luft nach oben gebe.
Und der Ausblick auf die Partie gegen Costa Rica? Sei er nun optimistisch, dass alles gut ausgehe? Füllkrug: "Kann man optimistisch oder pessimistisch sein? Was hilft, ist, dass wir unsere Leistung bringen. Alles andere entscheiden wir dann nicht. Aber wir versuchen natürlich, es in unsere Richtung zu ziehen."
Viel Lob von Flick, aber keine Startelf-Garantie
Flick hatte Füllkrug nach dessen Treffer in höchsten Tönen gelobt. "Er gibt der Mannschaft sehr viel, nicht nur das Tor", sagte der Bundestrainer: "Er ist ein sehr guter Junge, mit dem Herz am rechten Fleck. Wir sind sehr froh, dass er dabei ist." Die Frage, ob der Bremer im Gruppenfinale gegen Costa Rica von Beginn an auflaufen werde, komme aber "zu früh".