Warum Jörg Schmadtke 2013 nicht zum HSV ging ...
Ende Januar beendet Jörg Schmadtke seine lange Funktionärslaufbahn. Diese hätte ihn 2013 beinahe auch zum Hamburger SV geführt. Warum das Engagement platzte, erscheint mehr als skurril, wie der scheidende Manager des VfL Wolfsburg in einem Interview verriet.
"Der HSV war ein Club, der mich immer gereizt hat, die Strahlkraft ist einfach unglaublich. Aber wie damals dort gearbeitet wurde, das kannst du eigentlich keinem erzählen", sagte der 58-Jährige der "Süddeutschen Zeitung". Er habe damals Gespräche mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden (Carl-Edgar Jarchow) geführt, sich erkundigt, wie der Club funktioniere und wo er womöglich nicht funktioniere.
Danach sei ihm signalisiert worden: "Das Ding läuft schon." Es hieß, nur der Personalausschuss müsse noch mal drübergucken. "Bei einem Termin mit allen elf Aufsichtsräten sollte dann alles in einem Rutsch erledigt werden."
Schmadtke: "Es ging fachlich nicht gerade in die Tiefe"
Schmadtke sei damals "losgefahren in dem Glauben, dass wir Kaffee trinken und uns nett Guten Tach sagen." Kaffee habe es tatsächlich gegeben, der Rest sich aber als Fehlannahme herausgestellt: "Allein die Atmosphäre des Treffens war skurril: Die Räte waren vor mir platziert wie an einer ritterlichen Tafel. Und als ich mich auf meinen Stuhl setzen wollte, musste ich ihn erst mal von Krümeln säubern. Da wusste ich: Ah, da war vor mir also schon jemand da!"
Über die Gespräche mit dem Aufsichtsrat sagte Schmadtke: "Es ging fachlich nicht gerade in die Tiefe. Irgendwann meinte einer der Räte, offenbar schwer ermüdet vom Tagesprogramm: 'Der soll mal sagen, was er verdienen will!' Ich habe entgegnet, dass ich noch nie des Geldes wegen etwas habe scheitern lassen, wenn ich Lust auf die Aufgabe habe. Aus dem Gremium kam aber immer nur derselbe Satz: 'Der soll jetzt mal sagen, was er verdienen will!'"
Statt Schmadtke nahm der HSV Kreuzer
Woran seine Bewerbung letztlich gescheitert sei, wisse er nicht, erklärte Schmadtke - aber die HSV-Absage erscheint gelinde gesagt unprofessionell, wenn man der Schilderung glauben kann: "Ich erhielt jedenfalls erneut einen Anruf. In diesem wurde ich allen Ernstes gefragt: 'Herr Schmadtke, sorry, wir haben uns für jemand anderen entschieden, sind aber noch nicht ganz klar mit dem - wenn der doch absagt, würden Sie das dann eigentlich noch machen?'"
Schmadtke lehnte freundlich ab und fing kurz darauf als Geschäftsführer Sport beim 1. FC Köln an. Der HSV verpflichtete den damaligen KSC-Manager Oliver Kreuzer, der allerdings nach nur einem Jahr und zwei Trainerwechseln (von Thorsten Fink über Bert van Marwijk zu Mirko Slomka) und knapper Liga-Rettung in der Relegation gegen Fürth auch schon wieder gehen musste ...