Philipp Treu: St. Paulis ganz besonderer Dauerbrenner
Philipp Treu gehörte beim jüngsten 1:1 gegen den FC Augsburg einmal mehr zu den Aktivposten bei Bundesliga-Aufsteiger FC St. Pauli. Am Führungstreffer der Hamburger war er entscheidend beteiligt - und zeigte danach einen ganz besonderes Torjubel.
"Das ist privat, das will ich jetzt nicht kommentieren", sagte der 24-Jährige unmittelbar nach dem Spiel, als er darauf angesprochen wurde, warum er beide Zeigefinger zum Himmel richtete und anschließend noch mit den Händen ein Herz formte. Im NDR Sportclub verriet der Linksverteidiger dann doch den traurigen Hintergrund: "Mein früherer Berater ist leider viel zu früh gestorben. Ihm bin ich für sehr vieles dankbar."
Seinen Schritt als 14-Jähriger nach Leipzig und später zum SC Freiburg sei der Berater immer mitgegangen: "Er war wie ein Familienmitglied für mich und für unsere Familie. Das nimmt mich phasenweise immer noch mit. Ich denke beim Einlaufen immer ganz arg an ihn und wenn ich dann mal ein Tor mache, dann ist das Tor immer ihm gewidmet."
In drei Jahren von der Regionalliga in die Bundesliga
Eine solche Dankbarkeit ist nicht selbstverständlich im Profi-Business, aber Treu ist eben auch ein besonderer Fußballer. Sein Weg zum Profi war nicht leicht, aber er hat sich durchgebissen - auch weil er die Familie hinter sich wusste: "Ich bin unfassbar stolz auf meine Familie, dass sie das alles mit mir mitgemacht hat. Es war für meine Eltern und Geschwister sicherlich nicht einfach, mich so früh loszulassen. Aber sie haben mich immer unterstützt, auch wenn es mal nicht so gut lief."
Der gebürtige Heidelberger wechselte im Sommer 2015 in die Jugendabteilung von RB Leipzig, zwei Jahre später zu den A-Junioren des SC Freiburg. Für Treu ging es dann stetig bergauf: 2018 wurde er Junioren-Pokalsieger mit den Breisgauern, ein Jahr später rückte er in den Regionalliga-Kader des SC auf und stieg in die Dritte Liga auf, wo er am 26. Juli 2021 sein Profidebüt feierte. Mit Freiburg II wurde er 2023 Drittliga-Vizemeister, wechselte zum FC St. Pauli und stieg im vergangenen Sommer in die Bundesliga auf.
Mit "Jetzt-erst-recht"-Mentalität nach oben
"Wenn es schwer wird, dann gebe ich noch mehr Gas" ist ein Satz, der Philipp Treu stets begleitet: So zählte er in den Jugendmannschaften immer zu den Kleinsten und konnte sich körperlich nicht immer durchsetzen. Da habe er diese "Jetzt-erst-recht"-Mentalität entwickelt, die ihn auch heute noch präge, erklärte der Profi, warum er auch mit Rückschlägen umgehen könne.
So habe er sich auch für den Weggang aus Leipzig entschieden, wo der Sprung in den Profifußball angesichts der finanziellen Möglichkeiten des Clubs für junge Nachwuchsspieler schwierig sei. "In Freiburg wurde mehr Wert auf meine persönliche und fußballerische Entwicklung gelegt", erzählte Treu, der einen ehemaligen und den jetzigen Nationalmannschafts-Kapitän als seine Vorbilder nennt - Philipp Lahm und Joshua Kimmich.
100 Antritte - Topsprinter im Team
Aber Treu ist auch einer, der sehr viel an sich selbst arbeitet. Er trinkt keinen Alkohol und ernährt sich bewusst mit viel Vollkorn und Dinkel, verzichtet auf Schweinefleisch ("ist zu sehr entzündungsfördernd"). Müßiggang? "Vielleicht mal ein, zwei Tage im Urlaub, aber dann kribbelt es auch schon wieder in mir. Faul war ich eigentlich nie - höchstens früher in der Schule."
"Er ist einer der positivsten Menschen, die ich kenne, sehr bodenständig, sehr gut erzogen." St. Paulis Hauke Wahl über Philipp Treu
Der Körper danke "dir einfach für jedes Extratraining, das du machst" - auch so ein Spruch von Philipp Treu, der sich aufgrund seiner Fitness beim FC St. Pauli zum Dauerbrenner und -sprinter entwickelt hat. In dieser Saison stand er in 21 von 22 Pflichtspielen auf dem Platz - zog dabei pro Spiel im Schnitt rund 100 Antritte an. So viele wie kein anderer im Team.
Blessin lobt Treus Vielseitigkeit
Trainer Alexander Blessin schätzt zudem die Vielseitgkeit Treus, der in der Abwehr links wie rechts zum Einsatz kommt. "Er kann wirklich sehr, sehr viele Positionen spielen, bis auf Torwart vielleicht. Wobei: Auch da hat er schon gute Aktionen gezeigt." Was noch fehlt, ist ein Bundesligatreffer - gegen Augsburg war er immerhin schon mal ganz nahe dran.