Teamcheck: Werder Bremen voller Vorfreude - und Sorgen
Nach der erfolgreichen Saison als Bundesliga-Neunter muss sich Werder Bremen aufs Neue beweisen und behaupten. Können die Hanseaten das gute Abschneiden wiederholen? Zweifel sind erlaubt. Der Teamcheck.
Der "Tach der Fans" am vergangenen Wochenende hatte Lust auf mehr gemacht. Bei bestem Wetter am Osterdeich feierte sich der Club vor tausenden Anhängern selbst, präsentierte die Mannschaften von Frauen und Männern - und sonnte sich im wahrsten des Wortes im Erfolg der abgelaufenen Spielzeit.
Am Dienstag aber stand die grün-weiße Welt plötzlich still: Der ehemalige Manager Willi Lemke war zu Beginn der Woche überraschend verstorben.
Lemkes Tod hat den Verein und die Menschen, die es mit dem Club halten, tief erschüttert. Schwierige Voraussetzungen also vor der Partie am Montag (18 Uhr, im NDR Livecenter) bei Drittliga-Aufsteiger Energie Cottbus in der ersten Runde des DFB-Pokals.
Das Team von Trainer Ole Werner ist ohnehin durchwachsen durch den Sommer gekommen. Die Testspiel-Ergebnisse machen kaum Mut. Gegen die - zugegeben hochklassige - Gegnerschaft gab es nur wenig Grund zur Freude. Die Kaderzusammenstellung scheint noch lange nicht abgeschlossen zu sein. Werder steht vor einer schwer zu kalkulierenden Saison.
So lief die vergangene Saison
Allerdings gestaltete sich auch die jüngste Spielzeit lange Zeit schwierig - und hätte die Grün-Weißen dennoch am Ende fast noch in den Europapokal geführt. Die Qualifikation zur Conference League verpasste Werder am 34. Spieltag lediglich um zwei geschossene Tore, die der 1. FC Heidenheim besser war. Gegen den Aufsteiger hatten die Bremer in der Saison beide Spiele verloren.
Werder zeigte begeisternde Spiele wie beim Sieg in München, dem ersten seit einer halben Ewigkeit, und gegen den späteren Vizemeister VfB Stuttgart. Die Hanseaten leisteten sich von Ende Februar bis tief in den April hinein aber auch sieben sieglose Partien in Serie. Zwischenzeitlich schien es so, als ob das Team aufpassen müsste, nicht nach hinten durchgereicht zu werden.
Der Erfolg gegen Stuttgart markierte dann aber den Start eines starken Schlussspurts mit elf Punkten aus fünf Spielen. So landeten Werner und Co. schließlich noch auf Rang neun der Abschlusstabelle.
Wer kam, wer ging?
Manager Frank Baumann und seinem Nachfolger Clemens Fritz ist es gelungen, den Kader weitgehend zusammenzuhalten. Dazu zählt auch die feste Verpflichtung von Leihspieler Skelly Alvero (Olympique Lyon). Die Abgänge von Nick Woltemade (Stuttgart), der seinen Vertrag nicht verlängern wollte, und Eren Dinkci, der nach einer starken Saison in Heidenheim per Ausstiegsklausel nach Freiburg gewechselt ist, schmerzen allerdings. Naby Keita hat noch keinen neuen Club gefunden. Weg ist der langjährige Stammkeeper Jiri Pavlenka - Michael Zetterer ist nun die klare Nummer eins.
Mit Marco Grüll von Rapid Wien, dem Schalke-Talent Keke Topp und Ersatz-Torhüter Markus Kolke (Hansa Rostock) gibt es bisher drei externe Neuzugänge. Zu wenig, wie Kapitän Marco Friedl bereits im Trainingslager Ende Juli bemängelte: "Ich bin immer ein Fan davon, wenn der Kader Zuwachs bekommt und es Konkurrenzkampf auf jeder einzelnen Position gibt. Wir brauchen noch Zugänge, aber es bin nicht ich, der dafür verantwortlich ist, da muss man andere Personen befragen", erklärte der Österreicher. Doch passiert ist seitdem bei den Transfers - nichts.
Ziele in der neuen Saison
Die Bremer werden zunächst alles dafür tun müssen, schnell die "40 Punkte" aufs Konto zu bekommen. Von Höherem zu träumen, ist dann erlaubt. Allerdings meint es der Spielplan nicht gerade gut mit den "Grün-Weißen": An den beiden ersten Heimspieltagen kommen Dortmund und Bayern an die Weser. Da müssen die Punkte wahrscheinlich woanders geholt werden.
Woanders ist ohnehin das Stichwort: Denn die Bremer holten in der vergangenen Saison 25 ihrer 42 Zähler auf fremden Plätzen. Das zu steigern, dürfte schwierig sein. Es muss also das Ziel sein, das Weserstadion zumindest im Ansatz wieder zur Festung zu machen.
Das sagt der Trainer
Werner freute sich am "Tach der Fans" über den großen Zuspruch: "Wenn wir sehen, wie viele Menschen hier sind, zeigt das die Größe des Vereins und steigert die Vorfreude auf die Saison - es wird Zeit, dass es losgeht."
Ohnehin hatte der Coach nichts mit der Kritik seines Kapitäns anfangen können. "Die Gruppe ist groß genug und wir sind auf allen Positionen so gut besetzt, dass wir ein gutes Gerüst und die Möglichkeit haben, flexibel zu agieren."
Bis zum Ende der Sommer-Transferperiode (31. August) könnte und dürfte so oder so noch Bewegung in den Kader kommen - auch weil es immer wieder Gerüchte um mögliche Wechsel von Friedl, Torhüter Zetterer und Top-Stürmer Marvin Ducksch gibt. Dennoch: Erste Aufschlüsse darüber, zu was die Mannschaft zu leisten im Stande ist, dürfte das Pokal-Spiel in Cottbus liefern.