Erstmals seit 15 Jahren: Werder Bremen besiegt Bayern München
Fußball-Bundesligist Werder Bremen hat das Unmögliche möglich gemacht und am Sonntag beim FC Bayern München mit 1:0 (0:0) gewonnen. Es war der erste Sieg der Hanseaten gegen den Rekordmeister seit mehr als 15 Jahren.
Im 114. Ligaduell mit den Bayern (kein Bundesliga-Spiel gab es öfter) beendeten die Bremer zudem ihre Auswärtsschwäche, elf Partien waren sie saisonübergreifend zuvor ohne Dreier geblieben. Mitchell Weiser war mit seinem Treffer in der 59. Minute der umjubelte Bremer "Man of the Match". Werder hatte sich zu dem Zeitpunkt die Führung durchaus verdient. Erst danach wurden die Münchner immer dominanter, der Ausgleich wollte aber gegen die sehr konzentriert und stark verteidigenden Norddeutschen nicht mehr fallen.
"Wir hatten heute alle einen guten Tag" Werder Bremens Mitchell Weiser
Trainer Werner: "Mannschaft hat Herausragendes geleistet"
"Die Mannschaft hat Herausragendes geleistet, weil sie das, was wir uns vorgenommen haben, zu 100 Prozent umgesetzt hat: Wir haben sehr leidenschaftlich verteidigt, von den Stürmern bis zum Torwart, und haben in unseren Umschaltmomenten immer wieder für Gefahr gesorgt", freute sich Trainer Ole Werner.
Mit Blick auf die unerwarteten "Bonus-Punkte" fügte er hinzu: "Es ist ja so, dass wir in dieser Saison schon die einen oder anderen Punkte, die wir einkalkuliert hatten, nicht geholt haben. Da ist es schon wichtig, dass man auch mal Punkte holt, die man vor der Saison nicht eingeplant hatte." Siegtorschütze Weiser gab sich im Interview nach der Partie bescheiden: "Natürlich ist es mit dem Tor auffälliger, aber ich bin froh, dass wir alle ein gutes Spiel gezeigt haben. Ich bin stolz auf die Mannschaft: Wir haben alle an uns geglaubt und es den Bayern schwer gemacht."
Kommenden Sonnabend (15.30 Uhr, im NDR Livecenter) haben die Bremer den SC Freiburg zu Gast, in den darauffolgenden Wochen geht es mit Mainz, Heidenheim, Köln und Darmstadt ausnahmslos gegen direkte Konkurrenten im Abstiegskampf.
Werder hält gut mit, Führungstreffer aberkannt
Werders gelbgesperrte Leonardo Bittencourt und Marvin Ducksch wurden von Romano Schmid und Nick Woltemade ersetzt - etwas überraschend saß Offensivmann Rafael Borré zunächst nur auf der Bank. Senne Lynen durfte dafür von Beginn an ran und war somit die dritte personelle Veränderung in der Bremer Startelf gegenüber dem 1:1 in Bochum vor einer Woche.
Die Norddeutschen standen kompakt in der Defensive, sorgten aber mit schnell vorgetragenen Kontern für mehr Torgefahr als die Bayern: Jens Stage (9.), Woltemade (12.) und Weiser (24.) hatten sehr gute Möglichkeiten. Justin Njinmahs vermeintlicher Führungstreffer hielt der Überprüfung durch den VAR nicht Stand: Bei der vorherigen Balleroberung in der Bremer Hälfte hatte Stage Jamal Musiala gefoult (25.).
Der Rekordmeister hingegen tat sich in der Offensive schwer. Leroy Sané, der aus der Distanz knapp über das Tor schoss (23.), und Dayot Upamecano, der an Michael Zetterer scheiterte (29.), hatten die einzigen nennenswerten Gelegenheiten der Münchner im ersten Durchgang.
Weiser trifft sehenswert
Nach Wiederbeginn agierten die Bayern druckvoller, schnürten phasenweise die Gäste in deren Spielhälfte ein - doch Werder-Keeper Zetterer bekam kaum etwas zu tun: Einzig bei einem Schuss von Harry Kane knapp über das Tor wurde es mal gefährlich (50.).
Ganz anders sah es auf der Gegenseite aus. Weiser drang von der Außenlinie in den Strafraum ein, umspielte Alphonso Davies und traf dann aus spitzem Winkel sehenswert zur Bremer Führung - Nationaltorwart Manuel Neuer streckte sich vergebens (59.).
Bayern drückt, Bremen hält dagegen
FCB-Trainer Thomas Tuchel reagierte mit einem Dreifachwechsel, brachte Mathys Tel, Thomas Müller und Leon Goretzka. Aber die Werner-Elf hielt dem größer werdenden Druck der Gastgeber Stand, machte in der Defensive kaum Fehler. Zudem sorgten die Hanseaten mit schnellem Umschaltspiel immer wieder für Entlastung.
Aber der Münchner Ausgleichstreffer lag mehrfach in der Luft - zum Beispiel, als Werder-Keeper Zetterer den Ball Kane förmlich vom Kopf wischte (81.), als ein Sané-Freistoß knapp über die Querlatte flog (84.) oder als Tel per Kopf nur am Pfosten scheiterte (87.). Mit vereinten Kräften und etwas Glück brachte Werder den - im Vorfeld zwar unerwarteten, angesichts der Leistung aber durchaus verdienten - Sieg über die Zeit.