Willi Lemke ist tot - Langjähriger Werder-Manager mit 77 Jahren gestorben

Stand: 14.08.2024 15:51 Uhr

Willi Lemke ist tot. Der langjährige Manager von Fußball-Bundesligist Werder Bremen ist im Alter von 77 Jahren gestorben. Das gab seine Familie am Dienstag bekannt. In seine Zeit fallen viele Titel der Grün-Weißen. Dabei war Lemke weit mehr als ein Sportfunktionär.

Wie seine Familie bekanntgab, ist Lemke an den Folgen einer Hirnblutung gestorben. Sein plötzlicher Tod mache "uns sehr traurig und fassungslos", heißt es in der Mitteilung: "Aber wir hatten das große Glück, dass wir ihn in seinen letzten Lebensstunden gemeinsam begleiten konnten."

"Willi Lemkes Wirken - auch über unseren Verein und Bremen hinaus - war außergewöhnlich und vorbildlich. Er war ein Weltbürger, der immer auch Hanseat geblieben ist." Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald

Der SV Werder Bremen, bei dem Lemke seit 1975 Bremen Mitglied war, reagierte schockiert auf die Todesnachricht und würdigte die Verdienste des langjährigen Managers für den Club - und darüber hinaus: "Willi Lemke gehört zu den größten Werderanern aller Zeiten. Die Nachricht von seinem plötzlichen Tod hat uns schockiert und macht uns tieftraurig", so Dr. Hubertus Hess-Grunewald, Werder-Präsident und -Aufsichtsratsvorsitzender.

"Die grün-weiße Welt steht still", schrieb der Bundesligist. Und Hess-Grunewald fügte hinzu: "Willi bleibt uns als innovative, kämpferische, leidenschaftliche, ehrgeizige und streitbare Persönlichkeit in Erinnerung. Dabei war er stets menschlich und immer auch versöhnlich. Nur wenige Menschen werden so sehr mit Werder in Verbindung gebracht wie Willi Lemke. Sein Wirken - auch über unseren Verein und Bremen hinaus - war außergewöhnlich und vorbildlich. Er war ein Weltbürger, der immer auch Hanseat geblieben ist."

Trauerfeier im Bremer Dom

Mit einer Trauerfeier im Bremer Dom soll an Lemke erinnert werden. Das gemeinsame Gedenken des Vereins und der Stadt werde voraussichtlich am 23. August stattfinden, sagte Martina Lange, Leiterin der Domkanzlei, am Mittwoch. Im Bremer Dom wurde im Januar 2005 auch Abschied von seinem Weggefährten genommen, dem ehemaligen Werder-Präsidenten Franz Böhmert. Damals kamen rund 1.300 Menschen.

Willi Lemke © imago images/Nordphoto Foto: Kokenge
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Mit Rehhagel prägte Lemke Werder Bremen über Jahre

Lemke hat Werder besonders in seiner Zeit als Manager entscheidend mitgeprägt. Gemeinsam mit Trainer Otto Rehhagel führte er den Club durch die erfolgreichen Spielzeiten in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren.

In der Zeit von 1981 bis 1995 wurden die Bremer unter der Führung der beiden Macher Europapokalsieger der Pokalsieger, zweimal deutscher Meister und zweimal DFB-Pokalsieger. In die Ägide von Lemke fällt zudem der Pokalsieg 1999.

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Im selben Jahr wechselte Lemke, der in Pönitz im Kreis Ostholstein geboren wurde, in Hamburg aufwuchs und 1971 nach Bremen kam, in den Aufsichtsrat der Werder Bremen GmbH & Co KGaA und war von 2005 an auch Vorsitzender des Gremiums. 2014 trat er als dessen Vorsitzender zurück, blieb aber noch bis Jahresende 2016 Mitglied des Aufsichtsrates.

Fußball-Welt würdigt und gedenkt Lemke

In der frühen Phase von Lemkes Tätigkeit im SVW-Aufsichtsrat hatten mit Trainer Thomas Schaaf und Sportdirektor Klaus Allofs längst zwei ehemalige Spieler der Lemke/Rehhagel-Ära die sportliche Leitung übernommen und den Club ganz im Sinne der beiden Vorbilder weiter- und zu neuen Erfolgen geführt. Wie dem Double 2004.

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Werder-Trainer Thomas Schaaf und Manager Klaus Allofs feiern den Meistertitel 2004 © picture-alliance/ Pressefoto Ulmer

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Hans-Joachim Watzke, Sprecher des Präsidiums der Deutschen Fußball Liga (DFL), würdigte Lemke am Dienstag: "Willi Lemke war eine der prägenden Manager-Figuren der Bundesliga. In seiner Zeit beim SV Werder Bremen hat er gemeinsam mit seinen Kollegen großartige Erfolge gefeiert und sich um den Fußball verdient gemacht", sagte er via "X".

DFB-Sportdirektor Rudi Völler, der einst von Rehhagel und Lemke nach Bremen geholt worden war, sagte, dass Lemke ihn "auch auf meinem weiteren Weg unterstützt" habe. So habe er ihn "sogar zu meiner Vorstellung in Rom begleitet. Bis zuletzt ist der Kontakt zwischen uns nicht abgebrochen."

"Willi Lemke war ein Mann der Kontroverse: Jeder weiß, dass wir oft diskutiert und gestritten haben. Aber er war auch ein Mann des Dialogs, und letztlich haben wir zu einem guten Verhältnis gefunden." Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß

Auch Werders Nordrivale HSV drückte auf der Social-Media-Plattform "X" sein Beileid aus: "Ein Macher des deutschen Fußballs verlässt die Bühne des Lebens. Unser Mitgefühl gilt der Familie und den Angehörigen. Möge Willi in Frieden ruhen", schrieben die Hamburger unter dem SVW-Post zu Lemkes Tod.

Und Bayern Münchens Ehrenpräsident Uli Hoeneß sagte: "Die Nachricht hat mich traurig gemacht. Willi Lemke war ein Mann der Kontroverse: Jeder weiß, dass wir oft diskutiert und gestritten haben. Aber er war auch ein Mann des Dialogs, und letztlich haben wir zu einem guten Verhältnis gefunden." Lemke habe "die Bundesliga und den deutschen Fußball sehr bereichert".

Willi Lemke - Nicht nur Werderaner, sondern auch Politiker

Neben seiner Karriere als Fußball-Manager war Lemke auch in der Landespolitik aktiv. Er war Mitglied der SPD und wurde 1974 zum Landesgeschäftsführer der Partei in Bremen gewählt - eine Position, die er innehatte, bis er 1981 zu Werder wechselte. Im Jahr 1999 wurde er unter dem damaligen Bürgermeister Henning Scherf (SPD) zum Bildungssenator der Stadt, 2007 deren Sport- und Innensenator. Zuvor war er nach Scherfs Abtritt 2005 in einer Mitgliederbefragung der SPD-Basis zum neuen Bürgermeister angetreten, dort allerdings Jens Böhrnsen unterlegen gewesen.

Von 2008 bis 2016 war er als Sonderbotschafter des UN-Generalsekretärs für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung tätig. Der aktuelle Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte würdigte Lemke als das, was er war: ein Allround-Talent. "Bei all seinen politischen Anliegen versuchte er stets zu vermitteln, dass sowohl Politik als auch Wirtschaft von sportlichen Tugenden wie Teamgeist, Willensstärke und Überzeugung nur profitieren können", sagte Bovenschulte über Lemke.

Lemke war in zweiter Ehe mit seiner Frau Heide verheiratet. Er hatte vier Kinder. Heide Lemke und die Familie schrieben in der Mitteilung weiter: "Nach einem bewegten beruflichen Leben als Werder-Manager, Senator und UN-Sonderbotschafter bleibt Willi uns vor allem als liebevoller, fürsorglicher Ehemann, Vater, Opa und Familienmensch in Erinnerung, der das Leben und die Freundschaften liebte und pflegte."

VIDEO: Das Werder-Märchen 2004 - 20 Jahre Double (30 Min)

Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 13.08.2024 | 11:17 Uhr

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