Mit 31 Jahren in die Premier League: Füllkrugs besondere Karriere
Die Laufbahn von Niclas Füllkrug hat erst spät Fahrt aufgenommen - dann aber so richtig: Bei Werder Bremen wurde der gebürtige Hannoveraner Nationalspieler, wechselte zu Borussia Dortmund und zieht nun weiter zu West Ham United nach London.
Wie die "Hammers" am Montagabend mitteilten, unterzeichnete Füllkrug einen Vierjahresvertrag. Sein Arbeitspapier beim BVB war ursprünglich noch bis 2026 datiert. Als Ablösesumme für den Torjäger waren zuletzt 27 Millionen Euro sowie Bonuszahlungen von bis zu fünf Millionen Euro im Gespräch. Beide Clubs machten dazu keine Angaben. Mitverantwortlich für den Transfer zeichnet Tim Steidten, der Technische Direktor von West Ham. Der 45-Jährige und Füllkrug kennen sich aus gemeinsamen Zeiten bei Werder Bremen.
Ex-Bremer Steidten fädelte Transfer mit ein
"Niclas hat viel Erfahrung und befindet sich in der Phase seiner Karriere, in der er uns wirklich seine besten Jahre bescheren kann. Wir haben ihn sehr genau beobachtet und glauben, dass er hervorragend in die Mannschaft und den Verein passen wird. Wir freuen uns darauf, seine Qualitäten zu sehen", erklärte Steidten, der von 2008 bis 2019 in verschiedenen Funktionen (unter anderem als Scouting-Chef) bei Werder tätig war.
Auch Füllkrug war nach der Vertragsunterschrift bereits Feuer und Flamme für seine neue Aufgabe. "Ich denke, die Premier League ist die beste Liga der Welt und für mich ist es der richtige Zeitpunkt, nach England zu wechseln und für einen großen Verein wie West Ham zu spielen", erklärte der 31-Jährige. Die wundersame Karriere des Angreifers, der einst beim Stadtteilclub TuS Ricklingen das Fußball spielen erlernte, ist damit um ein Kapitel reicher. Denn sein Weg nach ganz oben war ein sehr steiniger.
Bundesliga-Debüt mit 18 folgt viel Auf und Ab
Als Füllkrug am 28. Januar 2012 im Weserstadion sein Bundesliga-Debüt feierte, galt der Jungspund kurz vor seinem 19. Geburtstag als Versprechen für die Zukunft. Am 27. Spieltag gelang ihm bei seinem Startelf-Debüt prompt sein erstes Profi-Tor (1:1 gegen Augsburg). Doch der Durchbruch gelang ihm in der Saison 2011/2012 genauso wenig wie im folgenden Jahr. Das Sturmtalent ließ sich zu Greuther Fürth ausleihen. Nach sechs Toren in der Zweiten Liga gab Werder ihn fest an den 1. FC Nürnberg ab.
Und dort gab es dann den Durchbruch: In der Saison 2015/2016 gelangen Füllkrug 14 Tore. Sein Traum vom Wechsel zu Hannover 96 wurde so wahr. Bei den "Roten" ging es aber auf und ab: 2018/2019 war genauso bescheiden wie 2016/2017, dabei hatte er 2017/2018 mit 14 Bundesliga-Treffern aufhorchen lassen.
2019 holte ihn dann Werder zurück - und nach nur 10 Toren in zwei Jahren und dem Abstieg in die Zweite Liga schien die Karriere in die Sackgasse geraten zu sein. Doch es war dieser Schritt zurück, der Füllkrug nachhaltig nach vorn brachte. In einem kongenialen Sturmduo mit Marvin Ducksch hatte er mit 19 Toren und dazu acht Vorlagen großen Anteil an der direkten Bundesliga-Rückkehr - und wurde dort im zarten Alter von mittlerweile 30 Jahren 2023 mit 16 Treffern Torschützenkönig.
Füllkrug, "ein positiver Typ, der sich zerreißt"
Nun hätte dies der Höhepunkt einer lange durchwachsenen Karriere sein können. Aber: Füllkrug hatte in der Zwischenzeit in der Nationalmannschaft von Hansi Flick debütiert und war mit seinen Toren in Katar sogar einer der wenigen Lichtblicke im daniederliegenden deutschen Fußball geworden. Trotzdem kam der Wechsel zu Borussia Dortmund überraschend - zumal dieser 17 Millionen Euro schwer gewesen sein soll.
"Wir freuen uns auf diesen positiven Typen, der sich für unseren Club zerreißen wird", sagte Dortmunds Manager Sebastian Kehl bei der Vertragsunterschrift. Füllkrug betonte: "Der Schritt ist genau der, den ich mir gewünscht habe. Beim BVB habe ich die Chance, mich als Spieler weiterzuentwickeln und neue Erfahrungen zu sammeln."
Und die kamen: Besonders die Champions League, in der die Dortmunder erst im Finale - wohlgemerkt mit Füllkrug in der Startformation - an Real Madrid scheiterte. In der Bundesliga kam er auf ein Dutzend Tore und acht Assists. Die Krönung waren die Erfahrungen bei der Heim-EM, bei der nicht zuletzt Füllkrug mit seinem wichtigen Tor gegen die Schweiz zum 1:1-Endstand für große Begeisterung im ganzen Land gesorgt hat.
Füllkrug-Debüt am 17. August gegen Aston Villa?
Nun möchte "Lücke", wie der Angreifer gerufen wird, die West-Ham-Fans mit vielen Treffern glücklich machen. "Ich habe im Moment ein sehr gutes Gefühl, bin fit und in Form. Ich möchte einfach rausgehen und anfangen, für die Fans zu spielen", sagte der 31-Jährige.
Sein Debüt für die "Hammers" könnte er am 17. August geben. Dann empfängt das Team des spanischen Trainers Julen Lopetegui am ersten Premier-League-Spieltag Aston Villa.