Startet HSV-Profi Pherai in Kaiserslautern richtig durch?
Fußball-Zweitligist HSV tritt heute zum Topspiel beim 1. FC Kaiserslautern an. Immanuel Pherai wird auf dem Betzenberg aller Voraussicht nach den verletzten Ludovit Reis ersetzen. Eine große Chance für den Neuzugang, so richtig bei den Hamburgern durchzustarten.
"So willst du eigentlich nicht reinkommen", hatte der Niederländer zunächst mit einer gewissen Traurigkeit direkt nach dem Spiel gegen Fürth am vergangenen Sonnabend gesagt, in das er früh aufgrund der schweren Schulterverletzung seines Landsmannes Reis gekommen war. Wenig später fügte er entschlossen an: "Aber es ist, wie es ist."
Pherai warfen Verletzungen und Krankheit zurück
Denn so tragisch der Ausfall für Reis ist, so groß ist auch die Chance, die daraus für Pherai erwächst. Und die heißt: richtig ankommen beim HSV. Angedeutet hat der "Königstransfer" des Sommers seine Qualitäten wiederholt. Genauso wiederholt wurde er aber auch durch Verletzungen ausgebremst. Und so schlagen nach zehn Saisonspielen lediglich zwei Vorlagen und insgesamt 328 von möglichen 900 Minuten auf dem Platz zu Buche. Denn Pherais bisherige Saison verläuft in wiederkehrenden Zyklen: Spielen, verletzen, rankämpfen. Spielen, krank, rankämpfen.
Mit seinem starken Auftritt gegen die Franken ist es aus HSV-Sicht - aber auch aus seiner ganz persönlichen - wichtig, den bisherigen Zyklus zu durchbrechen und in einen Rhythmus zu kommen.
Gegen Kaiserslautern in der Startelf?
Heute (20.30 Uhr, im NDR Livecenter) gegen Kaiserslautern könnte Pherai wieder in die Startelf rutschen. Zuletzt hatte er am zweiten Spieltag von Beginn an gespielt. "In Braunschweig ist er letzte Saison ins Rampenlicht gerückt. Es hat sich viel um ihn gedreht, wenn er fit war", sagt sein Ex-Trainer Michael Schiele. "In Hamburg dreht es sich aber um viele Spieler." Sich nun zu behaupten, sei der nächste Schritt. "Ich bin überzeugt: Manu wird den Durchbruch schaffen", so Schiele.
Dabei war die Saison für den 22-Jährigen, der eine starke Vorbereitung absolviert hatte, auch aufgrund von Reis' erster Schulterverletzung im letzten Test gegen die Glasgow Rangers aussichtsreich gestartet. Zweimal durfte er gegen Schalke 04 und den Karlsruher SC über 90 Minuten ran. Insbesondere gegen die "Königsblauen" hatte er sein Potenzial gezeigt, war ungemein laufstark und bewies nicht nur bei seiner Vorlage für Robert Glatzel seine Spielintelligenz und Passschärfe.
"Manu findet den freien Raum, kann aus der Distanz schießen, hat eine gute Flanke." Pherais Ex-Coach Michael Schiele
Seine zweite Tor-Vorlage der laufenden Spielzeit am vergangenen Wochenende gegen Fürth war ein Abbild seiner ersten: Nach einem Tiefenlauf wurde er freigespielt und passte scharf auf den Mittelstürmer, der aus kurzer Distanz nur noch einschieben musste.
Wie schon gegen Schalke zeigte er nach seiner Einwechslung gegen die Franken, welche Dimensionen er dem Spiel der Hamburger geben kann: Aggressivität im Anlaufen, Spieltiefe durch seine Laufwege, Mitspieler einsetzen und selber den Abschluss suchen. "Manu findet immer den freien Raum, den man dann bespielen kann. Er kann auch aus der Distanz schießen, hat eine gute Flanke. Er hat sehr gute Eins-gegen-Eins-Duelle auf engem Raum, hat eine gewisse Explosion", lobt auch Schiele.
Pherai und Benes harmonierten bereits gut
Hoffnung dürfte seinem jetzigen Coach Tim Walter mit Blick auf die kommenden Wochen machen, dass Pherai mit Laszlo Benes - dem besten Scorer der "Rothosen" (wettbewerbsübergreifend sieben Tore und fünf Vorlagen) - gut zu harmonieren scheint, obwohl er ausgerechnet an dem formstarken Slowaken bisher nicht vorbeikam.
In Reis' Abwesenheit wird es am Sonnabend - aber auch in den kommenden Partien gegen Bielefeld im Pokal sowie gegen Magdeburg und Kiel - von großer Bedeutung sein, dass beide zusammen dem Spiel der Hamburger immer wieder Energie geben. Auch und gerade in engen oder schwierigen Spielphasen wie einem Rückstand.
Schwere Partie auf dem Betzenberg
Dass Pherai auch das kann, zeigte er bei der Niederlage in Elversberg, als er eingewechselt wurde und dem weitgehend lethargischen Auftritt der Hamburger wenigstens etwas Esprit verlieh. Davon wird es auf dem Betzenberg jede Menge brauchen, wie der HSV aus eigener bitterer Erfahrung weiß: In der Vorsaison setzte es beim FCK ein 0:2. Es war eine der Pleiten, die in der Endabrechnung den direkten Bundesliga-Aufstieg verhinderten.
Am Sonnabend will die Walter-Elf, in der Moritz Heyer den verletzten Ignace van der Brempt und Ransford Königsdörffer den angeschlagenen Jean-Luc Dompé ersetzen dürften, es besser machen - und einen Konkurrenten an der Tabellenspitze distanzieren. Und Pherai mit einer starken Leistung so richtig in Hamburg durchstarten.
Mögliche Aufstellungen:
1. FC Kaiserslautern: Krahl - Elvedi, Tomiak, Soldo - Zimmer, Raschl, Niehues, Durm - Ritter - Boyd, Tachie
Hamburger SV: Heuer Fernandes - Heyer, Ramos, Hadzikadunic, Muheim - Meffert - Pherai, Benes - Jatta, Glatzel, Königsdörffer