St. Paulis schöne Erinnerungen an Holstein Kiel
Zweitliga-Spitzenreiter FC St. Pauli tritt heute zum Topspiel bei Holstein Kiel an. Spielt sich die Mannschaft von Trainer Fabian Hürzeler wieder in einen Flow, wie sie es nach dem fulminanten Sieg im Hinspiel getan hatte?
Der 17. September war ein schöner Tag in Hamburg, sonnig, rund 18 Grad. Ein traumhafter Spätsommertag - und das umso mehr für alle, die an diesem Sonntag am Millerntor waren und es mit den Braun-Weißen halten. Mit 5:1 gewannen die Hürzeler-Schützlinge gegen die "Störche" und an einem fast perfekten Nachmittag galt aus St. Paulis Sicht: jeder Schuss ein Treffer - und jeder Treffer schöner als der zuvor.
"Es ist alles gerichtet. Wir können uns alle auf ein schönes Spiel freuen." Kiels Trainer Marcel Rapp
Es habe "auch einfach viel geklappt" in der Begegnung, sagte Hürzeler mit Blick auf die Fernschuss-Treffer an jenem sechsten Spieltag. "Wir sollten uns davon definitiv nicht blenden lassen. Aber dort haben wir auch gemerkt, wie effektiv wir sein können."
Hinspiel-Erfolg war für St. Pauli eine Erlösung
Denn der klare Erfolg war eine Erlösung für seine Mannschaft, die zuvor nach dem Auftaktsieg in Kaiserslautern trotz guter Leistungen nur vier Remis am Stück geholt hatte. Und wie ein 90-minütiger Rausch, dem ein Flow folgte, der das Team bislang durch die Saison getragen hat, auch wenn es vor knapp zwei Wochen in Magdeburg die erste Liga-Pleite setzte.
Nun also geht es heute (18.30 Uhr, im NDR Livecenter) wieder gegen Kiel zum absoluten Topspiel ins Holstein-Stadion: Zweiter gegen Erster. Mehr geht in der 2. Liga aktuell nicht.
"Wir wissen um den Stellenwert dieses Spiels. Es geht aber im Kern auch nur um drei Punkte." St.-Pauli-Trainer Fabian Hürzeler
Hürzeler freut sich auf das Kräftemessen, möchte die Bedeutung der Partie aber auch nicht überhöhen: "Wir wissen um den Stellenwert dieses Spiels. Es geht aber im Kern auch nur um drei Punkte." Drei Punkte aber, die er und sein Team im Falle eines Sieges zusätzlich zwischen sich und den ärgsten Verfolger bringen könnten. Oder aber drei Zähler, die für einen Punkte-Gleichstand beider Teams sorgen würden, sollte Kiel gewinnen.
Rapp mag keine Rechenspiele
Kiels Trainer Marcel Rapp sieht es ähnlich entspannt. Die Tabellenkonstellation spiele "überhaupt keine Rolle. Ich habe noch nie Rechenspiele gemacht und werde wahrscheinlich auch nie welche machen", sagte der 44-Jährige: "Vielleicht kurz vor Schluss irgendwann einmal."
Für das letzte Drittel des engen Aufstiegsrennens kann die Begegnung für beide Mannschaften aber einen zusätzlichen Schub geben. "Für mich sind weiterhin acht, neun Mannschaften im Köcher", sagte Kiels Sportchef Uwe Stöver. "Wir haben immer noch eine enge Situation. Das sind Abstände, die in zwölf Spielen schnell aufgeholt sind."
Kiel hat sich nach schwachem Start ins Jahr gefangen
Die "Störche" haben es selbst erlebt: Als Herbstmeister im Dezember rutschten sie nach einem Stolperstart ins Jahr 2024 mit zwei Niederlagen zum Auftakt etwas ab, fingen sich zuletzt aber wieder und feierten einen souveränen 4:0-Auswärtssieg in Paderborn. Hürzeler sprach entsprechend von einem Gegner, der "eine enorme Wucht" erzeugen könne und "sehr intensiv" Fußball spielt.
Die Schleswig-Holsteiner hätten "einen guten Mix zwischen einer Struktur und einer gewissen Freiheit, einer gewissen Wildheit im Spiel". Kiels Mittelfeldstrategen Lewis Holtby und Steven Skrzybski bezeichnete er als "gute Entscheider". Wie die GSN-Daten zudem zeigen, sind Mittelfeldspieler Philipp Sander und Rechtsverteidiger Timo Becker absolute Stützen in der Mannschaft von Trainer Marcel Rapp.
Kiel überzeugt schon über weite Teile der Saison mit gefährlichen Standards und einem guten Team-Pressing. Und so glaubt Hürzeler, dass es "auch auf die Intensität ankommen" werde: "Da müssen wir clever in den persönlichen Duellen sein. Das waren wir gegen Braunschweig mitunter nicht immer."
Hürzeler muss den gesperrten Saad ersetzen
Beim etwas glücklichen 1:0-Heimerfolg über die Eintracht hatten sich seine Schützlinge über weite Teile der Partie schwer getan - und ausgerechnet erst dann freigeschwommen, als Elias Saad mit einer Gelb-Roten Karte vom Platz gestellt worden war.
Auf den Flügelstürmer wird der Coach also definitiv verzichten müssen. Für ihn könnte Oladapo Afolayan - Siegtorschütze aus dem Braunschweig-Spiel - auf die linke Seite wechseln. Für die rechte Außenbahn wären Danel Sinani oder Connor Metcalfe die ersten Alternativen. Zudem könnte Etienne Amenyido wieder zur Verfügung steht. "Ansonsten sind alle fit fürs Spiel", sagte Hürzeler. Fit auch für den Start eines neuen Flows nach den zuletzt etwas holprigen Auftritten gegen Magdeburg und Braunschweig?