Pyrotechnik: 96-Chef Kind für gemeinsames Konzept von DFB und DFL
Die Pyrotechnik-Strafen erreichen immer neue Höhen. Viele Clubs halten das Vorgehen des DFB für nicht mehr zeitgemäß. In der vergangenen Saison musste allein Hannover 96 über 600.000 Euro Strafe zahlen. Auch deshalb fordert 96-Geschäftsführer Martin Kind ein Umdenken.
Im Kampf gegen Pyrotechnik hat sich der 79-Jährige für ein gemeinsames Sicherheitskonzept von DFB und DFL starkgemacht. "Der DFB, der die Strafen ausspricht, sollte zur Kenntnis nehmen, dass diese in den vergangenen Jahren nichts bewirkt haben. Ich sehe keinen Sinn in den Strafen", sagte der Geschäftsführer von Hannover 96. Zumal die Sicherheitskonzepte, für die ein Teil der Gelder ausgegeben wird, anscheinend nicht greifen.
Kind schlägt vor, dass der DFB und die DFL ein Konzept für alle Proficlubs erarbeiten, über das die Gesellschafterversammlung der 36 Bundesliga-Vereine entscheiden soll. "Wichtig: Alle Bundesliga-Clubs sollten nach diesem Konzept arbeiten. Alle Optionen sind zu diskutieren, zum Beispiel auch personalisierte Sitz- statt Stehplätze", erklärte Kind. In Hannover arbeiten sie bereits an verbesserten Einlasskontrollen.
"Alle Optionen sind zu diskutieren, zum Beispiel auch personalisierte Sitz- statt Stehplätze." 96-Geschäftsführer Martin Kind
Vom Grundsatz her halte er auch das kontrollierte Abbrennen von Pyrotechnik für denkbar. Momentan sieht Kind darin jedoch keinen Konsens mit den Fans. "Den Befürwortern in den Kurven scheint es gerade Spaß zu machen, weil es nicht legal ist", sagte Kind.
DFB: Preisschild für jedes Pyro-Vergehen
Bisher sind die Rollen klar verteilt. Die Clubs sind dafür zuständig, dass in ihren Stadien alles pyrofrei bleibt. Der DFB wertet bei Vergehen Videoaufnahmen aus und bestraft. Im Strafzumessungsleitfaden der Rechts- und Verfahrensordnung ist aufgelistet, was wie teuer ist - je nach Liga.
So kostet eine Pyrofackel einen Bundesligisten 1.000 Euro, einen Zweitligisten wie Hannover 600 Euro. Ein abgeschossener Gegenstand liegt bei 3.000 und 1.500 Euro. Einsatz von Laserpointern, Banner mit ungewünschten Botschaften (Preis nach Größe), Eindringen auf das Spielfeld, Spielunterbrechungen - nahezu jeder Vorfall ist dort zu finden.
Das Geld können die Clubs zum Teil für eigene präventive Maßnahmen einsetzen. Zudem können die Strafen auf die Verursacher umgelegt werden, wenn diese identifiziert werden können. Die stattliche Summe, die auf dem Konto des DFB landet, leitet der Verband an seine Stiftungen weiter.
Rund acht Millionen Euro Strafe für die Clubs
Erst Mitte Dezember war dem 1. FC Köln vom Kontrollausschuss des DFB-Sportgerichts ein Strafantrag in Höhe von 595.000 Euro zugestellt worden. Der Club will sich gegen die Höhe der Strafe wehren, Geschäftsführer Christian Keller bezeichnete Verbandsstrafen als "fernab der Realität der deutschen Fußball- und Fankultur".
Allein in der vergangenen Saison sprach das Sportgericht Geldstrafen in Höhe von rund acht Millionen Euro aus. Kinds Club Hannover 96 rangierte mit etwa 630.000 Euro auf Platz zwei der Strafentabelle hinter Eintracht Frankfurt, das rund 860.000 Euro zahlen musste.
Seit dem Ende der Corona-Pandemie sind die Strafgelder um ein Vielfaches gestiegen. In der Saison 2018/2019 waren es noch rund 3,3 Millionen Euro insgesamt. In der vergangenen Saison waren es in der Bundesliga rund vier Millionen Euro, 3,1 Millionen im Unterhaus und etwa eine Million in der 3. Liga.