Polizei-Bilanz nach Hansa-Abstieg: Sieben Verletzte und Strafanzeigen
Nicht nur im Stadion, sondern auch außerhalb haben Fans von Hansa Rostock nach dem Abstieg ihres Clubs aus der 2. Fußball-Bundesliga massiv Pyrotechnik eingesetzt. Dabei wurden laut Polizei sieben Personen verletzt.
Bei Auseinandersetzungen zwischen einigen Rostocker Anhängern und der Polizei nach dem Zweitliga-Spiel des FC Hansa gegen den SC Paderborn sind sechs Beamte und ein Club-Mitarbeiter verletzt worden. Fußball-Fans bewarfen nach Angaben der Polizei am Sonntag Sicherheitskräfte mit Knallkörpern. Die Verletzten hätten Knalltraumata erlitten. Ein Ermittlungsverfahren, unter anderem wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung, sei aufgenommen worden.
Innenminister Pegel: "Ungehemmte Gewalt"
Christian Pegel verurteilte den Angriff auf Polizisten scharf. "Bei allem Frust und Ärger über den sportlichen Abstieg ist solch ein Verhalten nicht zu entschuldigen und absolut inakzeptabel", sagte der SPD-Politiker am Montag. "Hier wurde die aktuelle Situation für ungehemmte Gewalt an diejenigen, die für Sicherheit auf unseren Straßen sorgen, missbraucht."
Die Täter würden zur Verantwortung gezogen, erklärte der Minister weiter. "Ich erwarte auch von den Vereinsverantwortlichen, dass dieser Vorfall mit aller Konsequenz aufgearbeitet wird." Den verletzten Polizeibeamten und dem Mitarbeiter von Hansa wünsche er eine schnelle Genesung.
Pyro sorgt fast für Spielabbruch
Durch das 1:2 (0:0) gegen die Paderborner stiegen die Rostocker am letzten Spieltag der Saison als Tabellen-17. aus der 2. Bundesliga ab. Schon kurz vor dem Spielende waren in zwei Fan-Blöcken des FC Hansa Böller, Raketen und Pyros gezündet und auch aufs Spielfeld geworfen worden. Die Polizei habe entsprechende Strafanzeigen aufgenommen, teilte sie mit. Schiedsrichter Harm Osmers unterbrach das Spiel beim Stand von 1:2 und verließ mit den Spielern den Platz. Nach etwa 25 Minuten ließ der Unparteiische die restlichen vier Minuten der Nachspielzeit absolvieren.
Auch vor Beginn eines Fanmarsches am Sonntagmittag mit 5.500 Teilnehmern wurde laut Polizei Pyrotechnik gezündet. In diesem Fall wurden ebenso Strafanzeigen aufgenommen.
Wehlend: "Schlechtes Zeugnis für den Verein"
"Im Grunde genommen ist es ein schlechtes Zeugnis für uns, für den Verein", hatte Interimsvorstand Jürgen Wehlend zu den Bildern aus dem Stadion gesagt. "Es gibt nichts zu entschuldigen. Man kann es nur erklären." Es sei ein Abbild der Saison gewesen. "Die Leute waren unglaublich frustriert, haben sich in der letzten Woche noch einmal aufgerafft, haben unglaubliche Emotionen gezeigt", sagte Wehlend.
"Wenn zu viele Menschen mit wenig Watt in der Birne den Laden übernehmen, haben wir ein Problem." SCP-Trainer Lukas Kwasniok
Die Emotionen seien noch einmal hochgefahren. "Und dann entlädt sich etwas im Stadion." Damit meine er nicht "die Böller, Raketen und den ganzen Scheiß, der geflogen ist". Paderborns Trainer Lukas Kwasniok war erleichtert, dass das Spiel noch zu Ende geführt werden konnte. "Wir hätten nichts dagegen gehabt, wenn es abgebrochen wäre", sagte Kwasniok, für dessen Mannschaft es in dem Spiel um nichts mehr ging. "Ich glaube aber, es gebietet die sportliche Fairness, es auch zu Ende zu bringen."
Als das Stadion sich geleert hatte, sei es "normal und vernünftig gewesen", weiterzuspielen. "Hansa hätte - auch wenn es unwahrscheinlich erscheint - durchaus noch zwei Tore erzielen können in vier Minuten." Die Rostocker hätten das Spiel gewinnen müssen, um den SV Wehen Wiesbaden, der 1:2 gegen den FC St. Pauli verlor, noch vom Abstiegsrelegationsplatz 16 zu verdrängen.