Meistermacher und "Sir aus dem Kohlenpott"
Willi Multhaup wechselte 1963 mit Beginn der Bundesliga vom Meidericher SV zu Werder Bremen. Die Hanseaten belegten am Ende der ersten Saison Rang zehn, galten nicht gerade als Titelaspirant. Doch Multhaup gelang es, 1965 ein Team ohne Stars zur Meisterschaft zu führen. Er hatte Werder eine perfekte Abwehrstrategie verpasst, von der Konkurrenz "Bremer Beton" genannt. In 30 Spielen kassierten die Bremer nur 29 Gegentore. Nach dem Sensationscoup zog es den am 19. Juli 1903 in Essen geborenen Strategen zurück in den "Ruhrpott", wo er bei Borussia Dortmund einen gut dotierten Vertrag erhielt.
Rückkehr nach Bremen für einen Monat
Nach dem Ende seiner Trainerlaufbahn betrieb Multhaup zwei Fachgeschäfte für Herrenmode in Dortmund und Essen. Im Herbst 1971 ließ er sich aber noch einmal erweichen und sprang in Bremen nach der Entlassung von Trainer Robert "Zapf" Gebhardt für rund einen Monat in die Bresche, bevor sein früherer Abwehrspieler Sepp Piontek übernahm. "Ich wollte meine Freunde nicht im Stich lassen", sagte Multhaup und meinte damit speziell Werders früheren Ligaobmann Eduardt Hundt.
Elegantes Auftreten in Tweedjacken und Trenchcoats
Multhaup galt wegen seines eleganten Auftretens in Tweedjacken und Trenchcoats und mit einem Monokel im Auge als "Gentleman" unter den Erfolgstrainern des Fußballs, als "Sir aus dem Kohlenpott". Berühmt machte ihn, dass er in den 1960er-Jahren als erster Deutscher mit drei verschiedenen Vereinen drei verschiedene Titel holte, mit Werder die Meisterschaft (1965), mit Dortmund den Europacup der Pokalsieger (1966) und mit dem 1. FC Köln den DFB-Pokal (1968). Gerufen wurde Multhaup seit seiner Kindheit "Fischken", weil seine Eltern ein Fischgeschäft besaßen. Ende 1982 starb der erste deutsche Trainer, zu dessen System die Vorstöße von Verteidigern ins Angriffsspiel gehörten, 79-jährig in seiner Heimatstadt Essen.